„Black Panther“ für 6-Jährige? Da läuft etwas schief…

Gestern abend ging ich mit meiner Freundin ins Kino. Wir schauten uns den neuen Marvel-Film „Black Panther“ an, da wir Action, Krach und Männer in Superheldenkostümen unterhaltsam finden. Wir sind schließlich schon über 12 Jahre alt und können mit den Inhalten, die teilweise recht gewalttätig sind, umgehen. Aber was hatte der kleine Junge neben uns in der Reihe verloren?!

Tatsächlich saß da ein Pärchen mit ihrem – geschätzt – 5-jährigen Sohn. Laut FSK hat der Film eine Freigabe ab 12 Jahren und die PG-Regelung (Parental Guidance = Begleitung personensorgeberechtiger Personen), die 2003 in Kraft trat, erlaubt Eltern die Mitnahme ihrer Kinder ab 6 Jahren in FSK-12-Filme. Aber wieso eigentlich?

Davon mal abgesehen, dass der kleine Bub höchstwahrscheinlich nicht einmal 6 Jahre alt war, frage ich mich, ob diese Regelung Sinn macht? Wieso ist der Inhalt, der normalerweise für Zuschauer ab 12 Jahren empfohlen wird, für ein 6-jähriges Kind im Beisein seiner Eltern zumutbar? Das Produkt, das konsumiert wird, ist doch das selbe – egal, ob Mama oder Papa dabei sind oder nicht.

Der Junge war vollkommen aufgekratzt und das in einer Vorstellung, die bis 22:30 Uhr dauerte. Um diese Uhrzeit schlummern doch die meisten Kinder schon friedlich. Aber das ist noch das kleinste Problem an der Sache. Die Tatsache, dass so ein kleiner Knirps in solch einem Film „saß“, war das schlimmste an der Sache.

Wie bei vielen Kindern üblich, hatte er noch kein Gespür dafür, dass man in einem Kino flüstern sollte, wenn man Mama oder Papa etwas sagen wollte. Er war nicht in der Lage einzuschätzen, dass sein Verhalten andere im Saal stören könnte. Aber er war wohl laut FSK (Freiwillige Selbstkontrolle), die die Empfehlungen für die Altersfreigabe von Filmen machen, in der Lage einen Film zu konsumieren, in dem mehrere Personen getötet werden. Er soll im Beisein seiner personensorgeberechtigten Personen in der Lage sein Schlägereien anzuschauen, die selbst erwachsenen Zuschauern in der Magengrube weh tun.

„Black Panther“ war unendlich laut und schnell, so wie Superheldenfilme eben sind. So bot auch dieser eine ordentliche Reizüberflutung für Ohren und Augen. Wie soll ein kleines Kind diese rasche Abfolge von Bildern und Gewaltszenen bewältigen? Die spätere Wahrscheinlichkeit für ADHS oder eine Konzentrations- und Lesefähigkeit wird durch regelmäßigem Medienkonsum bei Kindern begünstigt (Studie zu dem Thema von US-Forscher Dorothy und Jerome Singer).

Vielleicht ist ein Sechsjähriger alt genug für einen Kinofilm. Aber muss das „Black Panther“ sein?! Die Biene Maja erscheint mir in diesem Fall passender…(Hier könnt ihr nachlesen, wie ich bei meiner knapp dreijährigen Tochter mit Medienkonsum umgehe).

Der Junge war laut, kletterte über die Sitze und rannte vor zur Leinwand. Aber ich war nicht sauer auf ihn, er tat mir einfach nur leid. Es waren die Eltern, für die ich kein Verständnis hatte – und die FSK, die es ermöglichte.

Vielleicht hätten die Eltern lieber das Geld für die Kinokarte und die Riesen-Cola in einen Babysitter investiert, der mit dem Nachwuchs das Sandmännchen am Frühabend anschaut. Ich weiß, dass ich nicht zu schnell urteilen sollte, wenn ich die Leute nicht kenne. Aber ich fand einfach keine plausible Erklärung dafür, dass Eltern ein so kleines Kind in einen stellenweise brutalen Action-Kracher mitnehmen.

Vielleicht hatten sie einen Babysitter und der hat kurzfristig abgesagt? Dann muss man als Eltern in den sauren Apfel beißen und den Kinoabend verschieben – selbst wenn die Karten schon gekauft waren. Kinder zu haben, heißt Verantwortung übernehmen und Opfer bringen – ich denke das können viele Mamis unterschreiben. Offensichtlich geht die FSK davon aus, dass Eltern selber beurteilen können, welche Filme für ihre Kinder geeignet sind und deswegen gibt es die PG-Regelung bei Filmen. Schade, dass dem nicht so ist.

Eine rundum Erneuerung der Altersfreigabe wäre meiner Meinung nach sinnvoll. Es liegen Welten zwischen einem 6- und einem 12-jährigen Kind. Komisch, dass es dazwischen keine Begrenzung gibt.

Timea Sternkopf

Ich lebe mit meiner knapp dreijährigen Tochter und meinem Mann in München und arbeite als freie Autorin und Dolmetscherin. Ich bin nicht nur eine echte Mama, sondern auch ein echter Film- und Serienjunkie. Neben „Game of Thrones“ hege ich eine ebenso große Liebe zu thailändischem Essen und zum Reisen.

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