Das hat bestimmt jeder schon mal gemacht: Alte oder nicht ganz aufgegessene Brötchen am Kanal oder Teich an die Enten verfüttert. Vor allem jetzt, wenn die Temperaturen wieder steigen, sehe ich viele Familien mit ihren Papiertüten an den Ufern stehen.
Wir haben es als Kinder bereits getan, nun lieben es unsere Kinder genauso. Die Kleinen jauchzen vor Freude, wenn sie die Brotstücke ins Wasser werfen dürfen und gleich eine hungrige Schar Wasservögel angeflitzt kommt.
„Alle meine Entchen“ singend genießen Jung und Alt das Spektakel, wenn die Federn fliegen und die Entchen schnattern und gierig die Brotreste aufessen. Die Verbotsschilder, die oft an Gewässern stehen, werden von allen Generationen großzügig ignoriert. Hat man schließlich immer schon gemacht und die anderen machen es ja auch und die Enten und Schwäne etc. scheinen Hunger zu haben.
Ich gebe zu: Auch ich bin schon mit meinen Kindern an den Teich, um die Enten zu füttern. Es macht Spaß, und man hat das Gefühl, etwas Gutes zu tun.
Nur – das tut man leider überhaupt nicht. Die Verbotsschilder haben durchaus ihren Sinn. Dass sie kaum Wirkung zeigen, ist ein Jammer, denn das beliebt Brot-Füttern schadet mehr als es nützt.
Nachdem ich an einem sonnigen Tag beobachtet habe, wie hunderte von Enten sich um das Brot von drei Familien stritten, habe ich mich beim Naturschutzbund und beim WWF schlau gemacht, warum das so schlecht sein soll. Seither essen meine Kinder und ich unser Brot lieber selbst auf.
Sowohl die Tiere als auch die Umwelt leiden darunter, allerdings im Verborgenen. Was die Kinder nämlich nicht sehen ist das, was im Magen der Enten passiert, nachdem diese sich gierig über die Krümel hergemacht haben.
Dort quillt das Brot auf und verursacht schlimme Bauchschmerzen. Außerdem enthält das Brot vom Bäcker meist zu viel Salz und Zucker. Beides vertragen die Wasservögel überhaupt nicht, so der WWF.
Sie fressen es trotzdem, und zwar aus Faulheit. Für sie ist es natürlich viel bequemer, von den Menschen gefüttert zu werden, als selbst auf Nahrungssuche zu gehen. Das führt dazu, dass das Ökosystem gänzlich gestört wird: „Die Fütterungen fördern die massive Konzentration der Wasservögel an den ‚Fütterungsstellen‘ und führen mit den Brotresten und den Exkrementen der Tiere zu einer Überdüngung des Gewässers“, erklärt der Naturschutzbund Hamburg.
Das hat weitreichende Folgen: Algen können sich dort sehr viel besser vermehren. Sie versperren dem Sonnenlicht den Weg in die Wassertiefen, wodurch Pflanzen absterben. Tot sinken sie zu Boden und beginnen, durch den Fäulnisprozess den Sauerstoff im Wasser zu verbrauchen. Fische und andere Tiere, die unter Wasser leben, bekommen zu wenig Sauerstoff und ersticken.
Ein weiterer Effekt des Enten-Fütterns ist, dass die Wildtiere ihre natürliche Scheu vor dem Menschen verlieren, und das nervt uns schließlich alle. Sie kommen zum Betteln aus dem Wasser heraus, watscheln an uns heran, wenn wir ein Picknick machen oder auf dem Spielplatz sind. Das ist nicht nur für uns Menschen lästig, sondern auch für die Tiere gefährlich. Sie werden dadurch häufiger Opfer von Hunde-Attacken oder (Auto-)Unfällen.
Darum gilt für jede Jahreszeit, die Wasservögel besser sich selbst zu überlassen.
Ich habe mir und meinen Kindern darum ein Fernglas gekauft, mit dem wir sie beobachten können, ohne zu schaden. Das macht uns tatsächlich mehr Spaß als das Füttern und wir haben sogar schon einmal einen Eisvogel entdeckt!
Übrigens gilt auch für die meisten Wildparks und Wildgehege ein Fütterungsverbot. Die wenigsten Tiere dürfen nämlich mit normalem Brot gefüttert werden, nicht einmal Ponys oder Ziegen.