By, bye, Alltagsstress: Kennt ihr auch diese Mütter, die scheinbar alles spielend leicht und lächelnd unter einen Hut bekommen? Auch das sind echte Mamas wie wir, die mal verzweifeln – sich aber zu helfen wissen.
Unsere „Echte Mama“ Bianca (34) aus Kassel erzählt stellvertretend, wie sie ihren wuseligen Alltag mit Kindern gut organisiert hat:
„Kinder, Beruf, Haushalt – das verlangt einer Mutter alles ab. Trotzdem gibt es so viele Mamas, die den Eindruck erwecken, sie hätten das Chaos vollkommen im Griff.
Auf dem Spielplatz wirken sie entspannt, morgens auf dem Weg in die KiTa sieht man sie gut gekleidet und gut gelaunt, kommt man spontan zu ihnen nach Hause, sieht es so viel ordentlicher aus als in der eigenen Wohnung… Die bekommen anscheinend alles unter einen Hut!
Kein Wunder, dass sich das eigene schlechte Gewissen meldet und, zuerst leise, dann immer lauter, fragt: Warum kann ich das eigentlich nicht?! Ich nahm mir vor, hinter DAS Geheimnis zu kommen und Ordnung und Entspanntheit in unseren hektischen Alltag zu bringen.
Zu einem großen Teil habe ich es tatsächlich geschafft. Ich habe DAS Geheimnis gelüftet und bekomme jetzt auch alles besser unter einen Hut. Wie? Hier kommts: Es gibt kein Geheimnis. Keine Mutter hat es immer und jeden Tag im Griff. Es gibt immer Tage, an denen alles schief läuft und man mit den Nerven am Ende ist.
Aber es gibt einige Tricks und Kniffe, die einem das Leben wirklich erleichtern können.
Das sind meine:
Essen: So bekomme ich meine Familie (und mich!) lecker und gesund satt
Die meisten KiTas und Schulen bieten Mittagessen an – das ist der erste Schritt. Wenn Mama bis nachmittags oder abends arbeitet, braucht es dann nicht noch ein warmes Essen. Einfach ein bisschen Obst, Gemüse und Brot auf den Tisch stellen, schon fertig ist das Abendessen.
Ich gebe zu: Das hat mich nicht überzeugt. Vor allem, weil ich selbst gerne abends warm esse und mir dann für den nächsten Tag die Reste als Mittagessen einpacke. Also suchte ich Alternativen und wurde fündig.
Es gibt durchaus günstige Lieferservices für Essen, die außerdem nicht Fast Food, sondern gesunde Mahlzeiten anbieten. Wer in der Stadt wohnt, ist natürlich im Vorteil, was die Auswahl betrifft. Ja, das ist ,faul‘, sagt meine Mutter. Nein, das ist effizient und hilft mir, meine gute Laune zu behalten und Zeit mit meinen Kindern zu verbringen, sage ich. Glaubt mir, nicht meiner Mutter!
Die dritte Variante ist die, die wir an den meisten Tagen der Woche praktizieren: Kochboxen. Es gibt unzählige Anbieter für unzählige Essensgewohnheiten. In meiner Stadt stehen auch regelmäßig deren Vertreter herum und werben mit extra-günstigen Testangeboten. Man bekommt die Lebensmittel mitsamt dazugehörigen Rezepten geliefert und muss sie nur noch in den Kochtopf schmeißen. Et voilá! Je suis le meilleur cuisinier!
Einkaufen: Kühlschrank voll mit wenig möglichst Aufwand
Das hängt ja fast mit dem Essen zusammen. Ich habe aufgehört, einkaufen zu gehen und das spart mir nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Wie das? Bio-Lieferservice! Ein Mal pro Woche logge ich mich beim Bio-Online-Händler meines Vertrauens ein, der einen großen Hof betreibt und vieles selbst herstellt.
Ich mache mir einen Plan, was wir diese Woche alles brauchen werden und bestelle dort. Die Lebensmittel haben demeter-Qualität, auch Putzmittel und andere Dinge des täglichen Lebens werden mir so direkt vor die Haustüre geliefert. Perfekt!
Ich war bestimmt schon seit einem halben Jahr nicht mehr einkaufen und gebe darum kein Geld mehr für ,Quengelware` aus – ihr wisst schon, Dinge, die nicht auf der Liste stehen, aber auf die man/die Kinder trotzdem gerade Lust haben, wie Zeitschriften (wegen des Spielzeugs…), Quetschies, sämtliches Zeug, das in Kassennähe platziert ist. Abendliche Heißhunger-Attacken haben auch keine Chance mehr und ich passe wieder in meine Jeans, die ich vor den Schwangerschaften hatte.
Haushalt: Familien-Aufräumen für ein heimeliges Heim
Am Samstag (und meistens auch am Freitag) darf niemand zu uns in die Wohnung. Niemand. Warum? Es sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Wir haben beschlossen, unter der Woche nicht mehr aufzuräumen und zu putzen. Klingt riskant, oder? Es ist aber halb so schlimm, wie es sich anhört.
Jeden Sonntag machen wir Großaufräumen, da müssen auch die Kids mitziehen. Vorsorglich haben wir den Stauraum fast verdoppelt und Unmengen an Kisten angeschafft, die man entweder hochstapeln oder in Regalen verschwinden lassen kann. Die stellen wir auf den Boden und wer zuerst den Belag seines Zimmerbodens in den Kisten verschwinden lassen konnte, hat gewonnen und darf aussuchen, wohin der Sonntagsausflug geht. Das motiviert zusätzlich.
Warum am Sonntag? Weil wir für Montag eine Putzperle engagiert haben, die einmal durchfegt, um den Eindruck zu erwecken, wir wären nicht komplett verfloddert. Funktioniert sogar, zumindest bis Montagabend.
Nein, Quatsch. Es hält sich ein bisschen länger. Eine saubere Wohnung zumüllen, das macht nicht wirklich Spaß, darum achten sogar die Kinder darauf, nicht schon am ersten Tag wieder alle Spielsachen auf dem Boden liegen zu haben.
Wirklich kritisch wird es erst ab Freitag, aber erinnert euch mal an eure eigene Kindheit zurück: Denkt ihr dann: ,Oh, bei uns war’s aber ganz schön schmutzig!‘? Wohl kaum. Ihr denkt an die schöne Zeit, euer gemütliches Bett, kuschelige Decken, lustige Spiele und Abenteuer. Vielleicht denkt ihr sogar, dass eure Mama ständig nur mit Aufräumen beschäftigt war und sie besser mal mehr Zeit mit euch verbracht hätte. Bei mir jedenfalls trifft das voll und ganz zu.
Die Wäsche wäscht die Waschmaschine übrigens ganz alleine, wird von mir abends angeworfen und morgens entweder in den Trockner hinüberverfrachtet oder eben aufgehängt, bevor die Kinder wach werden. Meistens aber darf der Trockner ran.
Sport: Fitness ,to go‘ – oder das genaue Gegenteil, nämlich zu Hause
Sport ist toll. Ich liebe Sport. Ohne Sport friere ich ständig, weil mein Kreislauf instabil ist. Ohne Sport habe ich Rückenschmerzen, weil ich die Kinder immer auf dem Arm herumschleppe. Wo aber die Zeit dafür hernehmen?
Auch hier gibt es zwei Tricks. Einer ist nicht neu: Sport, oder zumindest Bewegung, geht zwischendurch. Durch Ampeln und Staus ist es oft nicht mal ein großer Zeitverlust, mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Die Treppe zu nehmen statt sich auf die Rolltreppe zu stellen, ist ebenfalls ein alter Hut. Mir hilft dabei aber, mir vorzustellen, dass ich mit jeder Treppe einen kleinen Teil zum Knack-Po beitrage…
Trick Nummer zwei ist das Internet. Zum Fitness-Studio schaffe ich es schon lange nicht mehr, auch morgens oder abends eine Runde Joggen gehen ist schwierig, schließlich könnte eines der Kinder genau in der Zeit wach werden. Darum bin ich glückliches Mitglied eines Online-Fitness-Studios. Ich trainiere für rund 10 Euro monatlich und habe so viele Kurse zur Auswahl, dass es eine Freude ist. Dafür muss ich mich auch nicht mit zig anderen Menschen in einen Raum quetschen oder danach eine bestimmt mit Fußpilz befallene Dusche benutzen.
Der ganze Rest (und das ist eine Menge, uff)
Am Wochenende trage ich kein Make-Up, dafür Jogginghosen. Barfuß knirschen die Krümel auch so schön unter den Füßen, wenn ich am Samstag mit einer Schüssel Popcorn bewaffnet zum Sofa gehe, um mit den Kindern zusammen einen Film anzuschauen, obwohl es schon längst Bettzeit ist.
Aber auch das gehört dazu, wenn man ohne Nervenzusammenbruch alles unter einen Hut bringen möchte: Nicht so streng zu sein, nicht zu sich selbst und nicht zu den Kindern. An manchen Tagen gehen sie nun eben später ins Bett – lieber länger aufbleiben, als endlose, nervtötende Diskussionen zu haben, die dann ohnehin in einer späteren Bettzeit enden, allerdings mit Geschrei. Ich habe eingesehen, dass sie nicht immer schon müde sind, und wenn es an einem Tag später wird, ist es so. Punkt. Am Tag danach gehen sie dann dafür freiwillig ins Bett, manchmal sogar eine halbe Stunde früher.
Zusammenpassende Outfits für die Tochter? Pffff. Keinem der Erzieher ist es aufgefallen, dass sie inzwischen nicht mehr die passende Hose zum Shirt trägt. Es ist auch keinem aufgefallen, dass ihr Frühstück jetzt manchmal aus einem Brötchen auf die Hand besteht oder dass sie keinen perfekten Ballerina-Knoten (oder Elsa-Zopf) mehr im Haar hat.
Das ist also MEIN Geheimnis, alles unter einen Hut zu bringen. Das, was sich delegieren lässt, zu delegieren. Das, was sich nicht delegieren lässt, entspannter zu sehen. Und Besuch nur Anfang Woche spontan zu empfangen.
Bleibt nur noch eine Frage zu klären: Wer soll das alles bezahlen?
Am Ende des Tages ist mein Weg, alles unter einen Hut zu bekommen, gar nicht so teuer – wenn man Seelenfrieden und den eigenen Stundenlohn (den man natürlich für diese Arbeiten nicht ausbezahlt bekommen würde) mit einrechnet. Zumindest ersteres ist unbezahlbar. Ebenso unbezahlbar ist die Freude, die man durch die Zeitersparnis mit den Kindern teilen kann, die ,Quality Time`.
Ins Geld geht es dennoch. Aber das ist es mir wert und ich spare dafür an anderer Stelle. Ich brauche nicht das fünfte, gelbe Shirt oder die vierte teure Sonnenbrille. Genau genommen brauche ich nur ein einziges Shirt und nur eine Sonnenbrille. Ich bin sehr viel weniger ein Teil der Konsumgesellschaft geworden und kaufe nur noch das, was wir auch wirklich brauchen. Was wir nicht (mehr) brauchen, wird verkauft.“
Vielleicht sind Biancas Ideen, alles unter einen Hut zu bekommen, eine Inspiration für alle gestressten Mamas? Und wenn es nur einer der Tipps ist, der uns etwas Entlastung bringt – haben wir doch schon (Zeit) gewonnen.