… und noch ein Shitstorm gegen eine Mama, die sich anscheinend nicht so verhält, wie „man“ es sich vorstellt.
Ja, auch ich habe zuerst die Augen verdreht, als ich dieses Foto der Bloggerin Constance Hall gesehen habe.
Sie schreibt dazu: „Dies ist wahrscheinlich mein liebstes Foto von Rajas Geburt. Willkommen im Matriarchat! Die Königin hat gerade ihr Baby bekommen, yo!“
Auf dem Foto sieht man Constances Sohn Raja, der gerade geboren wurde. Er ist ihr fünftes Kind. Sein Vater, Denim Cooke, kümmert sich mit liebevollem Blick um ihn. Und Constance? Liegt scheinbar völlig desinteressiert im Krankenhausbett, in einer Hand eine Softdrink-Dose, in der anderen – und das ist nun der Stein des Anstoßes – ihr Smartphone.
Mein erster Gedanke: Nee, oder? Jetzt hat die gerade ihr Kind bekommen, ein so magischer Augenblick, und sie hat nix Besseres zu tun, als am Handy rumzudaddeln? Und was soll dieser selbstzufriedene Text dazu? Komisch. Also, ICH wäre da ja nie im Traum drauf gekommen, so direkt nach der Geburt meiner Tochter!
Und genauso denken zahlreiche andere Menschen auch, die Constances Foto bei Facebook und Instagram bitterböse kommentierten. „Wahrscheinlich googelt sie gerade nach Erziehungsratschlägen” oder „Es ist unglaublich wichtig, erst mal auf sein Handy zu gucken!” – solche Kommentare findet man zuhauf, und auch noch wesentlich schlimmere. Ein echter Shitstorm ist über Constance gerollt.
Nun, es sieht aber – wie so oft – ein wenig anders aus. Bei uns ist Constance Hall nicht so bekannt, aber in Australien ist die Bloggerin berühmt für ihre stets kontroversen Beiträge aus ihrem Leben als Mama. Deswegen ist es nicht mal sicher, ob dieses Foto nicht ironisch gemeint ist – der Text würde dazu jedenfalls gut passen. Aber selbst wenn nicht…
Je länger ich darüber nachdenke: Was gibt mir denn nun schon wieder das Recht, mich über diese Situation aufzuregen? Ich weiß doch gar nicht, was Constance am Smartphone macht. Vielleicht schickt sie Fotos ihres Neugeborenen an ihre Eltern. Vielleicht erkundigt sie sich, wie es ihren anderen Kindern geht und informiert sie über die Ankunft ihres neuen Geschwisterchens. Und, ach mensch, selbst, wenn sie eine Runde Farm Heroes zur Entspannung nach ihrem Kaiserschnitt spielt – kann mir das nicht völlig egal sein!? Hat das nun wirklich Potenzial für einen Shitstorm?????
Und, mal aus einer anderen Perspektive betrachtet: Ist es nicht eher toll, dass sich der Papa so offensichtlich verliebt um seinen Sohn kümmert? So sehen das zum Glück auch einige Follower, eine Frau schreibt zum Beispiel: „Wow! ich schaute dieses Foto an und dachte mir: Was für ein wunderschöner Augenblick in dieser kleinen Familie. Früher wäre der Vater nach draußen gegangen und hätte eine Zigarre geraucht. Heute sind Väter involviert und kümmern sich – und Mama bekommt die Chance auf eine kurze Pause, nachdem ein Baby aus ihr herausgeschnitten wurde.“
Ich finde diesen Kommentar grandios.
Zum Glück ist Constance Hall auch cool genug, sich nicht um all die bösen Kommentare zu scheren. Einen Tag nach dem „Aufreger-Foto“ postet sie ein neues Bild.
Ihre Botschaft an alle Hater, die den Shitstorm so kräftig angetrieben haben: „Was habe ich auf meinem Handy nachgeschaut, anstatt ewig dankend und anmutig mein Baby anzustarren? Das geht niemanden was an, denn: Niemand hat ein Recht darüber zu urteilen, was man am Handy macht, ob eine Mutter gerade nach ihren Kinder sieht oder Busen-Op in Thailand googelt, geht euch einen Schei*dreck an! Es ist nur in Extremfällen wie Missbrauch angebracht über andere Mamas zu urteilen, ansonsten habt ihr euch da gefälligst rauszuhalten.”
Und übrigens, als ich eben noch einmal durch ihren Instagram-Account geschaut habe, habe ich ein tolles Foto entdeckt. Nämlich ein weiteres von der Geburt. Eines, „wie es sein sollte“ – das aber natürlich keinerlei Erwähnung findet.
Mein Vorsatz ab heute: Ich. werde. nicht. mehr. so. schnell. urteilen. Auch, wenn es mir sicher manchmal schwer fallen wird. Denn ich bin mir sicher: Auch über mich als Mama haben sicher einzelne Leute eine spezielle Meinung. Und obwohl es mir eigentlich egal sein sollte – so richtig gut fühlt sich dieser Gedanke nicht an. Schließlich gebe ich täglich mein (meiner Meinung nach) Bestes für meine Tochter.