„Meine Babys wären fast in meinen Armen gestorben, und ich glaube, ich kann mich nie wieder von dieser Angst erholen“ – was Katharina (Namen von der Redaktion geändert) aus unserer Echte Mamas Community durchlebt hat, ist der Alptraum aller Eltern: Ihre Tochter war an einer Blutvergiftung erkrankt, aber sie hat es nicht sofort erkannt, denn die Symptome glichen eher einer Erkältung. Und das Schlimme: Das Gleiche passierte ihr ein paar Jahre später wieder mit ihrem zweiten Kind.
„Wie fast alle Eltern wusste ich kaum etwas über Blutvergiftungen. Woher auch? Irgendwie dachte ich immer, das bekommt man nur, wenn man eine infizierte Wunde hat. Niemals hätte ich gedacht, dass mein wenige Tage altes, scheinbar gesundes Töchterchen eine Sepsis bekommen könnte.“
Marie kam in der 37. Woche auf die Welt. Sie war klein, aber eine Kämpferin, bereits nach einer Woche durfte sie heim.
„Schon am zweiten Tag zu Hause wurde Marie nicht mehr richtig wach“, erzählt Katharina. „Ich konnte sie nicht wecken, obwohl schon lange Fütterungszeit war. Ich habe sie aus ihrem Bett geholt und ihr Milch angeboten, aber sie war so schlapp und ist immer wieder weggedöst. Unsere Sorge wurde immer größer und mein Mutterinstinkt sagte mir, dass etwas ernsthaft nicht stimmte. Wir entschieden, ins Krankenhaus zu fahren, natürlich selbst. Wie blöd wir doch waren, wir hätten sofort einen Krankenwagen rufen sollen.
Im Auto wurde sie ganz blau. Ich bekam solche Panik, brüllte meinen Mann an, er solle schneller fahren. Ich hatte Todesangst um mein Baby. In der Sekunde, als er vor dem Krankenhaus abbremste, bin ich schon mit Marie aus dem Auto gesprungen und habe um Hilfe geschrien. Es kamen sofort Ärzte und Schwestern. Sie rissen mir mein Kind aus dem Arm und schnitten ihr die Kleidung runter. Sie haben sofort gesehen, dass Marie in Lebensgefahr schwebte und rannten mit ihr zum Untersuchungsraum.
Dann wurde alles um mich herum schwarz und ich bin umgefallen. Die Panik, die Angst um mein Kind war zu viel. Endlich kam mein Mann, er blieb bei Marie, während ich nur liegen konnte.
Es ging ihr sehr schlecht, sie hatte hohes Fieber. Ihre Harn- und Blutwerte waren miserabel.
Zum Glück haben die Ärzte so schnell erkannt, dass sie eine Sepsis hatte. Unsere Kleine bekam sofort Antibiotika und Flüssigkeit. Nach einem Tag auf der Intensivstation war sie über den Berg.“
Aber tatsächlich sollte Katharinas Familie noch einmal so etwas ähnliches passieren.
„Marie bekam zwei Jahre später einen kleinen Bruder. Nico war schon ein paar Monate alt, als er eines Tages sehr schläfrig war. Eigentlich hätte mich das wundern sollen. Aber ich schob es auf den heißen Tag. Wieder hatte ich diesen Fehler gemacht.
Nico ging es am nächsten Tag nicht besser, im Gegenteil, er bekam Fieber. Ich fuhr mit ihm zum Arzt und der machte einen Urin-Test. Die Ergebnisse waren so schlecht, dass der Arzt uns sofort in die Klinik schickte. Dort ging alles sehr schnell, dieses Mal war der Verdacht auf eine Sepsis schon da, allein durch unsere Vorgeschichte.
Trotzdem verschlechterte sich Nicos Zustand von Minute zu Minute. Er gab nur noch singende Laute von sich und wurde immer schwächer. Die Nacht war der Horror, ständig schlugen die Geräte an, ich kam fast um vor Sorge. Am nächsten Tag war er aber schon über den Berg. Die Antibiotika zeigten ihre Wirkung. Und nach einer Woche konnten wir wieder nach Hause.“
Blutvergiftungen können unter anderem mit einem Breitband-Antibiotikum gut behandelt werden – allerdings nur, wenn die Symptome rechtzeitig erkannt werden. Unbehandelt kann eine Blutvergiftung innerhalb von Stunden zum Tod führen.
Je kleiner die Babys sind, desto empfindlicher ist ihr Immunsystem, und vergleichsweise harmlose Krankheitserreger können schlimmste Infektionen auslösen. Weil die Vorboten einer Sepsis einer Grippe ähneln, wird oft spät gehandelt – auch deshalb ist eine Blutvergiftung die häufigste Todesursache von Babys und Kindern weltweit.
Symptome, auf die man achten sollte, sind:
- Hohes Fieber, oft verbunden mit Schüttelfrost
- Im Gegensatz dazu auch Untertemperatur
- Hohe Herzfrequenz, hoher Puls (mehr als 90 Schläge pro Minute)
- Hohe Atemfrequenz (mehr als 20 Atemzüge pro Minute)
- Verwirrtheit
- Blasse, fahl-graue Haut
Und nicht immer sind Erreger, die durch offene Wunden in die Blutbahn geraten, die Ursache.
„Bei Marie stellten die Ärzte fest, dass sie ein Problem mit den Harnleitern hatte. Ihr Urin floss nicht ab, sondern zurück in die Nieren, was nicht passieren darf,“ erklärt Katharina. „So entstand bei ihr die Blutvergiftung. Zwei Wochen musste sie im Krankenhaus bleiben, und danach noch ein Jahr lang Medikamente nehmen, aber dann war alles geschafft. Auch bei Nico war es ein Harnwegs-Infekt, vermutlich ausgelöst durch Stuhl, der zu lange in der Windel war. Bei beiden Kindern war es so knapp!“
Mehr als 1400 Menschen sterben täglich an Blutvergiftungen, allein in Deutschland sind es 154 pro Tag. Auch wenn man die Krankheit überlebt, können Spätfolgen bleiben, etwa chronische Nierenleiden oder Hirnschäden.
Katharina heute: „ Die Ärzte meinten, jede Sekunde hat gezählt, eine halbe Stunde später wäre es zu spät gewesen! Sie haben mich gelobt und bestärkt, wie toll ich reagiert habe, trotzdem bleibt die Angst. Ich fürchte bei jeder Erkältung, dass es wieder etwas Schlimmeres sein oder ich etwas übersehen könnte.“