Suizid nach Postnatale Depression: Nach Suizid seiner Frau appelliert ein Vater an alle Mütter

15 Prozent aller Mütter erkranken nach der Geburt ihres Kindes an einer postnatalen Depression. Diese ist zwar therapierbar, doch viele Mamas schämen sich, suchen keine Hilfe und verheimlichen ihre Gefühle.

Dass das fatal enden kann, zeigt der Fall von Florence Leung aus Kanada. Sie war 32 Jahre alt, als sie ihr ersten Kind bekam. Ein Wunschkind, von ihr und ihrem Mann Kim Chen sehnlichst erwartet.

Aber dann kam alles anders: Kurz nachdem ihr Sohn Aidon geboren wurde, bekam Flo schwere Depressionen. „Sie lief gebückt herum und murmelte ständig: ‚Ich kann das nicht, ich kann das nicht!‚“, so Kim Chen gegenüber eines Fernsehsenders. Ihr Mann unterstützte sie und brachte Flo zu einem Therapeuten. Der verschrieb ihr Medikamente, doch die kamen zu spät.

Nur wenige Tage darauf verließ Flo ihr Baby und ihr Zuhause und kam nie wieder zurück. Groß angelegte Suchaktionen blieben zunächst erfolglos. Schließlich wurde ihr lebloser Körper in einem Fluss gefunden.

Kim Chen beschloss, die Erinnerung an seine Frau am Leben zu halten und richtete eine Facebook-Seite für sie ein. Auf ihr appelliert der junge Vater nun an alle Mütter, sich wegen ihrer Depressionen nicht zu schämen und sich rechtzeitig jemandem anzuvertrauen:

„Alle neuen Mütter, die Stimmungstiefs oder Angst haben, bitte sucht Hilfe und redet über eure Gefühle. Ihr seid nicht alleine. Ihr seid keine schlechten Mütter. Fühlt euch NIEMALS schlecht oder schuldig (…)!“

So hofft er, anderen Familien das Leid ersparen zu können, das er und sein Sohn durchleben: „Zwei Monate ist es her, dass die Polizisten und das Kriseninterventionsteam bei uns Zuhause aufgetaucht sind, mit diesem ernsten Ausdruck im Gesicht. Ich wusste genau, was sie sagen würden, bevor sie durch die Tür waren. Ja, es war so wie die vielen Szenen in den TV-Dramas, wenn die Polizei schlechte Nachrichten überbringt, mit dieser Mimik. Abgesehen davon, so surreal es auch war, dass es keine TV-Show war. Das passiert mir. Das ist das wahre Leben.“

Seither ist nichts mehr, wie es war: „Es fühlt sich an, als wäre inzwischen ein halbes Jahr vergangen. Ich bin seither im Überlebens-Modus. Ich lebe jeden Tag einzeln, manchmal jede Stunde – genau so, wie viele Menschen es mir beigebracht haben. Im Moment zu leben ist wirklich der einzige Weg, das hier durchzustehen. Der erste Schock und die emotionale Betäubung lassen langsam nach, dafür kommen jetzt immer wieder Flashbacks an Erinnerungen an die 6,5 Jahre voller Glück, und derzeit führen diese Erinnerung zu Schmerz und intensivem Vermissen.“

Er warnt aber auch alle davon, sich nicht verrückt machen zu lassen von Erwartungen der Gesellschaft und einem selbst. Denn nach der Geburt eines Babys muss jeder seinen eigenen Weg finden und das tun, was für die Familie richtig ist. Kim Chen gibt unter anderem dem hohen Druck die Schuld an dem Verlust seiner Frau und gibt Müttern eine weitere, wichtige Botschaft mit: „Fühlt euch nicht schuldig dafür, nicht in der Lage zu sein, ausschließlich zu stillen, obwohl ihr euch vielleicht dazu gedrängt fühlt, durch Poster auf Geburtsstationen, Broschüren in Geburtsvorbereitungskursen und Lehrgängen. Offenbar gelten Krankenhäuser nur dann als ‚babyfreundlich‘, wenn sie sich dafür einsetzen, dass Mütter ausschließlich stillen. (…) Obwohl ich zustimme, dass Muttermilch viele Vorteile für ein Baby hat, MUSS es auch Verständnis geben, dass es in Ordnung ist, mit Baby-Nahrung zuzufüttern.“

Nach diesen emotionalen Worten hat sich Kim Chen vorläufig wieder zurückgezogen. Er und seine Familie bitten um Ruhe in dieser schweren Zeit – und hoffen trotzdem, durch ihre Geschichte viele Menschen zu erreichen und vor den Risiken von postnataler Depression zu warnen.

!! Informationen und Hilfe für Betroffene bietet in Deutschland unter anderem der Verein Schatten & Licht e.V. !!

Rebecca

Schon seit rund einer Dekade jongliere ich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, das Dasein als Schreiberling und Mama. Diese zwei Pole machen mich aus und haben eines gemeinsam: emotionale Geschichten!

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