Immer und immer wieder taucht in letzter Zeit diese Studie, dass Mamas so viele Stunden wie in 2,5 Vollzeit-Jobs arbeiten, auf. Und immer, wenn ich sie sehe, bin ich zwiegespalten. Natürlich macht ein Kind „Arbeit“ und während ich mich mit meiner Tochter beschäftige, bleiben Dinge liegen, die ich dann später erledigen muss. Natürlich gibt es ermüdende Trotzanfälle und Zickereien zu überstehen. Aber mein Kind mit einem echten Job zu vergleichen, kommt mir immer ein bisschen fies, etwas jammerig und ziemlich undankbar vor. Die Zeit mit meiner Tochter ist doch etwas Wundervolles!
Aber, zugegeben: Ich war tatsächlich in letzter Zeit ziemlich erschöpft. Denn zwischen Job, einem turbulenten Nachmittag mit Kind und dann noch irgendwie den Haushalt schmeißen ist oft kein Platz mehr für… mich. Ich arbeite supergerne, ich liebe meine Tochter über alles und der Haushalt ist in einer 2,5-Zimmer-Wohnung (theoretisch!) auch überschaubar. Aber manchmal, wenn es abends nach Spüler ausräumen und Wäsche aufhängen schon allerhöchste Zeit ist, ins Bett zu gehen – dann bin ich doch frustriert. Und unentspannt, weil ich nicht mal einen Bruchteil von dem geschafft habe, was ich eigentlich schaffen sollte. Keine ruhige Minute hatte. Und im Kopf habe ich dabei immer schon die To-Do-Liste für die nächsten Tage. Ich bin mir sicher: Dieser mentale Stress, der ist es am Ende, der Mamas wirklich so fertig macht.
Als ich neulich mit einer Freundin zusammensaß und mich ein bisschen ausweinte, sagte sie etwas sehr Kluges: „Niemand wird dich zwingen, einen Urlaub zu machen. Niemand wird dich drängen, dir einen Abend pro Woche freizunehmen oder dich bitten, den Spüler jetzt nicht mehr auszuräumen. Nur du allein kannst dir dein Leben so gestalten, dass es dir besser geht. Überlege dir, was dich stört und was sich ändern lässt. Zwinge dich selbst zu Pausen, denn jemand anderes wird es nicht tun.“
Uff. Stimmt, oder? Natürlich gibt es jede Menge Dinge, die ich tun muss – aber wie und wann, das liegt in meiner Hand.
Und so verordnete ich mir kleine Pausen.
Ich legte eine Pause vom schlechten Gewissen ein, nicht die perfekte Mama zu sein. Ja, ich könnte oft gelassener oder auch konsequenter sein, mehr coole Sachen mit meiner Tochter unternehmen oder oder oder… Aber reicht es nicht auch, eine „ziemlich okaye Mama“ zu sein? Meine Tochter ist fröhlich, gesund und clever, allzu schlimm kann es also nicht um uns stehen.
Ich legte eine Pause von hohen Ansprüchen ein. Ja, es wäre toll, immer eine blitzsaubere, aufgeräumte Wohnung zu haben. Das habe ich im Normalfall aber nicht. Es ist bei uns zwar nicht völlig chaotisch – man sieht den Zimmern aber (sehr deutlich) an, das in ihnen gelebt wird. Na und!? Und ja, ich wäre auch gerne jeden einzelnen Tag toll zurechtgemacht und würde frisch wie ein Sommermorgen bei der Arbeit ankommen. Klappt nicht.
Ich legte eine Pause von dem Drang ein, Erwartungen anderer zu erfüllen. Meine Tochter hat das Glück, super Omas und Opas zu haben. Und Ur-Großeltern. Tanten, Onkel, Freundinnen von mir, sie alle wollen uns regelmäßig sehen. Ich verstehe das – und hetze mich und meine Tochter so alle naslang nach der Kita noch zu einem Besuch, der sich an sich kaum lohnt. Weil ich zum Abendessen gerne wieder zu Hause bin. Muss das wirklich sein? Eigentlich ist es doch für alle schöner, uns seltener, aber dafür mit mehr Zeit zu sehen.
Und ich legte echte Pausen ein. Den Spüler kann ich auch morgen ausräumen. Die Staubmäuse unter der Kommode warten auch noch länger darauf, weggesaugt zu werden. Ich treffe mich regelmäßig mit den Freundinnen, die mir wirklich wichtig sind. Oma und Opa holen meine Tochter alle zwei Wochen von der Kita ab und ich habe dann ein paar freie Stunden. Demnächst mache ich tatsächlich mal wieder ein Wellness-Wochenende mit meiner Freundin. Und einen Abend in der Woche gehe ich zum Sport.
Kleine Schritte. Die keinem weh tun – die mir aber auch von sich aus keiner angeboten hätte. Mir tun sie supergut. Denn schon diese kleinen Pausen für meinen Kopf und meine Seele entspannen mich so sehr, dass alles viel leichter scheint.