Für ihre Sicherheit ist es unbedingt notwendig, dass Kinder im Auto immer im Kindersitz sitzen, bis sie 1,50m groß sind. Im Kindersitz minimiert sich die Gefahr, bei Unfällen schwer verletzt oder gar getötet zu werden.
Obwohl das alleine schon Grund genug sein sollte, als Elternteil darauf zu achten, ist es außerdem per Gesetz vorgeschrieben. Missachtet man das, muss man mit Geldstrafen rechnen.
Trotz dieser zwei Tatsachen gibt es manchmal Situationen im Alltag, in denen die Umsetzung dieser Vorschrift nicht so einfach ist.
In einer davon fanden sich die Eltern der zweijährigen Lina vergangene Woche. Das Dortmunder Mädchen bekam am Samstagabend plötzlich einen heftigen Hustenanfall. Pseudo-Krupp, da war sich Vater Oliver sicher. Er und seine Frau überlegten, was zu tun sei, denn Cortison-Zäpfchen hatten sie keine mehr zuhause. Für einen echten Notruf kam ihnen die Situation ihrer Tochter aber nicht lebensbedrohlich genug vor, sie wollten diesen nicht missbrauchen. Also beschlossen sie, ein Taxi zu rufen, um damit in die nächste Klinik zu fahren.
Schon beim Anruf an die Taxizentrale schilderten sie laut WDR.de die Situation und gingen auch auf das Thema Kindersitz ein. Sie erklärten, dass sie keinen brauchen würden. Die panische Lina wollte nämlich auf keinen Fall Mamas schützende Arme verlassen. Als der Taxifahrer eintraf, sah er das allerdings anders. Er hatte keinen Kindersitz im Auto und weigerte sich, Lina mitzunehmen.
Die Eltern ließen sich schließlich von Linas Opa ins Krankenhaus fahren, es geht ihr inzwischen wieder gut.
Allerdings macht ihr Vater dem Taxifahrer Vorwürfe und sei „menschlich sehr enttäuscht“. Verstehen kann man beide Seiten und beide haben auf ihre Art recht. Der Taxifahrer hätte eine Ordnungswidrigkeit begangen und Linas Sicherheit gefährdet.
Die rechtliche Situation ist hier allerdings nicht ganz eindeutig: Auch im Taxi müssen Kinder eigentlich vorschriftsmäßig gesichert sein. Allerdings gibt es Ausnahmen, die oft im Ermessen des Polizisten liegen, an den man bei einer Verkehrskontrolle gerät. Eine Ausnahmesituation sei beispielsweise ein Unfall.
Eine weitere Ausnahme ist eben das Taxi selbst. Weil man Taxifahrern nicht zumuten kann, immer einen Kindersitz und/oder eine Babyschale mit an Bord zu haben – schließlich passt dann der Koffer des Normal-Taximitfahrers nicht mehr in den Kofferraum –, dürfen beispielsweise Babys ohne jegliches Drumherum mitgenommen werden. Bis sie 13 Kilo haben, sind sie von der MaxiCosi-Pflicht befreit.
Bei den größeren Kindern sieht es sicherheitstechnisch ähnlich aus. Taxis müssen nämlich – aufgrund des vorher erwähnte Platzproblems – nur zwei Sitzerhöhungen mitführen. Die sind meist hochklappbare Polster auf der Rückbank und von EU-Normen weit entfernt, die unter anderem besagen, dass Sitzerhöhungen seitlich Bügel zur Gurtführung besitzen müssen.
Eigentlich sind Sitzerhöhungen außerdem für Kinder über 15 Kilo gedacht. Im Taxi ist diese Vorschrift außer Kraft, dort darf jedes Kind, das sitzen kann und über neun Kilo hat, auf die Sitzerhöhung. Wenn mehr als zwei Kinder mitfahren, müssen nur zwei die Sitzerhöhungen benutzen und ein drittes (und viertes etc.) darf mitfahren wie ein Erwachsener. Ohne Kindersitz und ohne Sitzerhöhung.
Es ist natürlich empfehlenswert, diese „Eigentlichs“ zu missachten und bei der Taxizentrale um Kindersitze zu bitten. Oder die beiden bravsten Kinder auf die Sitzerhöhungen zu setzen…..
Die Eltern von Lina jedenfalls wollen eine Beschwerde einreichen. Und werden nächstes Mal wohl gleich den Notruf oder die Nummer der Kinderklinik wählen.
Und das wäre völlig legitim: Auf Nachfrage des WDR sagte die Dortmunder Feuerwehr, dass Notlagen, die unklar sind, grundsätzlich immer der Notruf gewählt werden darf. Hier werde zunächst telefonisch im Gespräch das Krankheitsbild abgefragt und eingeschätzt. Auch, wenn die Situation nicht akut lebensbedrohlich sei, könne dann ein Rettungswagen geschickt werden.
Dieser komme dann häufig nicht mit Blaulicht, sondern als Krankentransport mit etwas Wartezeit. Dann würde geklärt, ob der Transport nötig sei. Bis dahin entstünden keine Kosten.