„Ich bin mir sicher: Hätte ich auf mein Gefühl gehört, könnte mein Sternenkind noch leben!“

Mit jeder Woche, die man in der Schwangerschaft komplikationslos abschließt, fühlt man sich etwas sicherer. Und versteht immer mehr, dass man schon bald seinen kleinen Schatz endlich in den Armen halten wird!

Doch wie unglaublich schlimm muss es sich dann anfühlen, wenn es wenige Wochen vor dem Stichtag doch noch zum Drama kommt und man sein Kind verliert?

Unsere echte Mama Jasmin aus Mainz-Kastel hat uns ihre bewegende Geschichte erzählt und möchte damit schwangere Frauen bitten, immer auf ihr Bauchgefühl zu hören:

„Liebe Mamas,

ich möchte euch meine Geschichte erzählen.

Ich bin eine Sternenmami.

Unser Sohn Philian Leon starb in der 36. Schwangerschaftswoche. Er war unser erstes Kind.

Niemand hat je damit gerechnet. Meine Schwangerschaft war vorbildlich, alles war in Ordnung. Unser Kind hatte sich prima entwickelt.

Irgendwann bekam ich ein ungutes Gefühl im Herzen, das ich überhaupt nicht zuordnen konnte. Deswegen habe ich mich auch nicht getraut, mich jemandem mitzuteilen. Jetzt weiß ich, es hing mit meinem Sohn zusammen, ihm ging es schlecht.

Und ich habe nicht auf mein klares Bauchgefühl gehört, obwohl ich sonst so sensibel bin!

Es kam zu Ärger in meiner Familie und auch noch zu Streit mit meinem Mann, was mich zusätzlich belastete. Kamen all diese Unstimmigkeiten daher, dass ich mich nicht traute zu sagen, dass ich irgendwie spürte, dass etwas nicht stimmt? Ich fühlte mich so allein gelassen.

Und eines Tages begann es dann, mir auch körperlich schlecht zu gehen: Ich bekam eine starke Erkältung, musste heftig husten und spürte in meinem Bauch ständig Bewegungen, von denen ich nicht wusste, ob sie nun vom Husten oder von meinem Kind kamen.

Schließlich musste ich Antibiotika einnehmen, davon bekam ich wohl auch noch einen Vaginalpilz. Meine Augen und meine Haut verfärbten sich langsam, ich dachte, es sei eine Nebenwirkung vom Antibiotikum.

Es wurde aber immer schlimmer: Nasenbluten. Heller Stuhl, dunkler Urin. Jucken am ganzen Körper. Erbrechen, nicht einmal Wasser konnte ich mehr bei mir behalten.

Um Philian Leon machte ich mir zu diesem Zeitpunkt allerdings tatsächlich keine sehr großen Sorgen. Ich dachte daran, dass ich in der frühen Schwangerschaft auch so viel brechen musste, und das schadete dem Baby überhaupt nicht.

Dann bekam ich nach vier Tagen Schüttelfrost mit kaltem Schweiß und hatte 34,6 Grad Untertemperatur. Starken Schwindel. Ich spürte so eine Schwäche, ich konnte mich nicht auf den Beinen halten. Ich hatte Atemnot und Herzklopfen.

Mutter fühlt sich krank

Ich fühlte mich unbeschreiblich krank und das Fieberthermometer zeigte eine viel zu niedrige Körpertemperatur an. (Symbolbild) Foto: Bigstock

Da rief mein Mann den ärztlichen Bereitschaftsdienst an, der einen Rettungswagen schickte und mich ins Krankenhaus fuhr. Tatsächlich sahen aber auch die Sanitäter die Gefahr nicht, sie gingen weiterhin von einer schweren Erkältung aus.

Bei den Untersuchungen im Krankenhaus wurde dann aber der Tod unseres Sohnes festgestellt. Völlig unerwartet. Wir fielen aus allen Wolken, hinein in ein tiefes Loch.

Mir wurde Blut abgenommen, 28 von 30 Blutwerten waren auf dem niedrigsten Stand. Wäre ich nur einen Tag später gekommen, hätte mein Mann uns beide verloren! Wie kann so etwas nur passieren?!

Es war nämlich keine Erkältung, die dafür sorgte, dass es mir so schlecht ging. Ich hatte eine Blutvergiftung. Meine Beschwerden waren keine Erkältungssymptome, sondern versteckte Symptome der Vergiftung. Durch die Blutvergiftung wurden meine Leber (daher die gelbliche Verfärbung meiner Haut und Augen), meine Niere und die Galle vergiftet.

Ich erfuhr, dass eine Blutvergiftung leicht mit einer starken Erkältung verwechselt werden kann. Die Hauptsymptome einer Blutvergiftung sind ein niedriger Blutdruck, Atemnot, Über- oder Untertemperatur und Schüttelfrost.

Ich musste meinen Sohn tot zur Welt bringen, war aber zu geschwächt für eine natürliche Entbindung. Er wurde per Kaiserschnitt geholt.

Nach der OP lag er auf meinem Bauch. Die Ärzte wollten mich mit meiner Familie zusammen Abschied nehmen lassen. Ich konnte mich aber gar nicht richtig von ihm verabschieden, ich war wie benebelt und musste eigentlich schnellstens zurück auf die Intensivstation.

Nach seinem Tod wurde bei Philian Leon eine Gerinnungsstörung diagnostiziert. Am Ende weiß niemand ganz sicher, ob diese vor seinem Tod eintrat oder mein Kind eher starb.

Die Ärzte meinen aber, dass wohl etwa eine Woche, bevor sein Tod festgestellt wurde,  die Gerinnungsstörung bei mir und meinem Sohn begann. Danach bekam ich die Blutvergiftung, meine Leber erkrankte, alles kam zusammen. In meiner Plazenta fanden die Ärzte Thrombozyten, also kleine und größere Blutgerinnsel. Mein Sohn starb wahrscheinlich mit an der Gerinnungsstörung, die wohl bei mir zuerst auftrat. Mein Organismus konnte keine Abwehr mehr leisten und griff sich selbst an. Mein Körper und der meines Sohnes brachen regelrecht zusammen.

Seit dem Tod unseres Sohnes mache ich mir Vorwürfe – ich habe wirklich immer noch tiefe Schuldgefühle, obwohl unser Prinz bereits vor einem halben Jahr starb. Mein Sternenkind. Hätte ich doch nur auf meinen Bauch gehört!

Also, liebe Mamis: Hört bitte, bitte, auf euer Bauchgefühl, auf euer Herz – egal, wie die familiären Umstände zuhause sind, und egal, was die Gynäkologin sagt. Traut euch, zu sagen, was ihr fühlt. Ihr dürft und müsst euch mitteilen.

Jeder Arzt sieht eine Erkältung als harmlos an. Dabei KANN auch bei einer Erkältung das Ungeborene in Lebensgefahr sein! Bitte immer abklären lassen!

Wenn ihr unsicher seid, bei egal was, geht zu euer Gynäkologin oder direkt in den Kreißsaal – ganz egal, in welcher Schwangerschaftswoche ihr euch befindet. Die Hebammen und Ärzte sind dafür da, zu prüfen, wie es euren Babys geht. Und merkt euch bitte, bitte: Lieber einmal zu viel nachsehen lassen, als zu wenig. Bewertet nicht und spielt nicht selbst Doktor! Lasst euch immer medizinisch kontrollieren, wir Laien wissen nicht, wie es dem Baby geht. Legt viel Wert auf medizinische Untersuchungen, lieber zu viele als zu wenige. Nehmt mit, was ihr mitnehmen könnt an Untersuchungen, das seid ihr euch und euren Babys schuldig, aus Liebe. Seid sehr achtsam!

Hätte ich mich mitgeteilt, mein schlechtes Gefühl thematisiert, dann würde unser Sohn jetzt vielleicht noch leben.

Und noch ein Tipp: Nach der Anmeldung zur Geburt meldet euch auch noch kurz im Kreißsaal. Dann seht ihr schonmal die Krankenhaus-Hebammen und den Empfangstresen vom Kreißsaal, das macht euch euch ruhiger. Dann wisst ihr, wenn was ist, genau DA muss ich hin!

Ganz liebe Grüße euch! Fühlt in euch hinein und genießt die Zeit mit euren Prinzen und Prinzessinnen in euch und um euch!!

Jasmin“

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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