Wenn Mamas Nerven blank liegen: Kann ein Schlafcoach helfen?

Schlaf ist DAS Thema unter Eltern. Denn so viele Sprüche und Witzchen man auch über die kurzen Nächte mit Baby macht – es kann tatsächlich bedrohlich an die Substanz gehen, wenn das Kind einfach nicht schlafen „will“. Es ist ganz klar, dass Babys nicht wie im Bilderbuch ganze Nächte durchschlafen müssen bzw. können! Aber manche der kleinen Mäuse schlafen tatsächlich so wenig, dass die Gesundheit, die Psyche und die Beziehung der Eltern darunter leiden.

An diesem Punkt angelangt, nehmen manche Eltern die Hilfe eines Schlafcoachs in Anspruch. Doch wie arbeitet dieser eigentlich? Ist ein „Schlaftraining“ nicht etwas, das man Kindern nicht antun sollte? Und – klappt das überhaupt bei jedem Kind?

Miriam Ende ist die Gründerin von Mein Baby Schlafcoachingund hilft seit 2017 verzweifelten Eltern und ihren Kindern, das Thema Schlaf anzugehen.

Wir haben mit ihr über das Thema gesprochen:

Miriam, ich stehe Schlaftrainings ja, ehrlich gesagt, im Allgemeinen ziemlich skeptisch gegenüber. Allerdings darf ich mir, die sich nicht in dieser Situation befindet, wohl kein Urteil über Eltern erlauben, die wirklich auf dem Zahnfleisch gehen. Deswegen möchte ich mir mal ein näheres Bild machen.

Wer kommt denn zu dir?

„Eltern, die wirklich nicht mehr weiterwissen. Deren Kinder häufig nur einschlafen während sie gestillt werden, die Flasche bekommen, gefahren oder auf dem Hüpfball gewippt werden. Sehr häufig wachen die Kinder meiner Kunden leicht auf, tun sich schwer, überhaupt in den Schlaf zu finden und haben lange nächtliche Wachphasen von ein bis zwei Stunden. Die Kleinen schaffen es (noch) nicht, sich die Menge an Schlaf zu nehmen, die sie brauchen. Die Folge ist, dass nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern übermüdet sind. Ihr Wunsch ist es, dass ihre Kleinen dazu in der Lage sind, sich die Menge an Schlaf zu nehmen, die sie für eine gesunde Entwicklung brauchen, mit dem Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Und vielleicht wollen meine Kunden auch einfach mal wieder in Ruhe ein Buch lesen oder einen schönen Film mit einer Freundin angucken, mit dem Wissen, dass ihr Kind ganz entspannt schlafen kann, ohne dass es während ihrer Abwesenheit dreimal aufwacht und es ihm schlecht geht.“

Wie alt sind denn die Kinder, um die es hier geht?

„Die Kinder meiner Kunden sind zwischen drei Monaten und drei Jahren, meistens mindestens fünf Monate alt. Zu diesem Zeitpunkt ändert sich das Schlafverhalten der Kinder dahingehend, dass es in seiner Art und Weise dem Schlafverhalten eines Erwachsenen ähnelt – unter anderem entwickeln sie eine vollkommen neue kognitive Reife. Der Schlaf von Babys und Neugeborenen funktioniert eher nach einer Art Zufallsprinzip.“

Und was passiert mit der Gewinnung dieser neuen kognitiven Reife? 

„Ab dem 3., spätestens ab dem 6. Lebensmonat, entwickeln Kinder eine ganz neu gewonnene, kognitive Reife. Einhergehend mit dieser Veränderung ist ein Kind in der Lage, eine sogenannte Schlafassoziation zu entwickeln. Bedeutet, ab diesem Moment ,glaubt´ es, es bräuchte xy um in den Schlaf zu finden. Wenn ein Kind z.B. über Monate gelernt hat, in der Federwiege einzuschlafen, dann fällt es ihm plötzlich schwer – dank dieser neugewonnenen kognitiven Reife – ohne diese liebgewonnene Einschlafhilfe in den Schlaf zu finden. Die wichtige Aufgabe besteht darin, ein Kind auf sanfte Art und Weise im Lernprozess dahingehend zu unterstützen, dass es neue positive Einschlafassoziationen entwickeln kann, so dass es lernt, dass schlafen etwas Schönes und Natürliches ist und es sich ganz einfach die Menge an Schlaf nehmen kann, die es für eine gesunde Entwicklung braucht.“

Einschlafstillen, kuscheln, tragen – irgendwas davon haben wir sicher alle gemacht. Wieso kann denn nun ausgerechnet das zu einem Problem werden?

„Auslöser für die aktuelle Schlafsituation ist häufig ein traumatisches Erlebnis vor oder während der Schwangerschaft, die Geburt selbst oder in den ersten drei Lebensmonaten. In diesen Zeiträumen passiert oft etwas, was für Kind oder Mutter, oder auch für beide, traumatisch ist. Diese Erfahrung führt dann dazu, dass sich Kinder in den ersten drei bis sechs Lebensmonaten schwertun – nicht nur mit dem Schlafen. Eltern erleben, dass ihre Kinder ganz viel Liebe, Nähe und Zuwendung brauchen – das ist vollkommen richtig und gut! Es geht beim Coaching in keinem Fall darum, einem Kind weniger zu geben. Es geht vielmehr darum, eine neue und förderliche Schlafassoziation zu schaffen, so dass es auch ohne Einschlafstillen oder Federwiege ganz entspannt einschlafen kann.“

Oft ist das Problem ja auch, dass Kinder in der Nacht wahnsinnig oft wach werden. Aber mal ganz ehrlich: Ist es nicht total normal, dass zumindest Babys nachts wach werden?

„Aufwachen bei Babys ist selbstverständlich total normal. Beim Schlaftraining geht es eben genau darum: Eine komplett normale Aufwachsituation zu schaffen. Wenn ein einjähriges Kind beispielsweise zehn Mal in der Nacht aufwacht, dann ist das eben nicht mehr im Normalbereich, sondern darauf zurückzuführen, dass das Kind noch nicht dazu in der Lage ist, von einem Schlafzyklus in den nächsten gleiten zu können. In diesem Lernprozess können wir die Kleinen super gut unterstützen. Und die Aufgabe von meinem Team und mir ist es, mit den Eltern einen Weg zu finden, der zu ihnen passt, damit ihr Kind ganz entspannt lernen kann, sich die Menge an Schlaf zu nehmen, die es braucht.“

Wenn die Kleinen nicht in den Schlaf finden, liegen irgendwann die Nerven von allen blank… Foto: Bigstock

Ja, aber: Warum werden manche Kinder denn nun so häufig wach und finden nicht zurück in den Schlaf?

„Es gibt Kinder, die altersentsprechend überdurchschnittlich häufig wach werden. Es ist so, dass es mit jeder Schlafregression und mit jedem großen Entwicklungsschub schlimmer werden kann – nicht muss. Häufig ist es aber so: Grund und Auslöser ist, dass ein Kind ,glaubt` bzw. gelernt hat, es bräuchte eine ihm bekannte Hilfestellung, von Mama oder Papa, um in den nächsten Schlafzyklus zu finden. Häufig ist es auch so, dass die Kinder nur halbwach sind, sie hängen in einem sogenannten unvollständigen Wachzustand und schaffen den Übergang von einem in den nächsten Schlafzyklus eben nur mit Hilfe – das ist für die Kleinen enorm anstrengend und für die Eltern auch – denn die sind definitiv ganz wach.“

Soweit die Theorie. Wie läuft es denn nun aber ab, wenn sich Eltern an dich wenden?

„Jedes Coaching beginnt mit einem Schlafprotokoll über fünf Tage und bildet die Basis, auf der wir das Schlaftraining aufbauen können. Meine Kunden bekommen über unbefristete Zeit eine persönliche Betreuung, über mehrfach wöchentlich stattfindende Live Calls, in denen sie jederzeit Fragen stellen können. Hier erarbeiten wir gemeinsam einen Schritt-für-Schritt Plan, der zu den Werten und Erziehungsvorstellungen der Eltern passt – und vor allem zu den individuellen Bedürfnissen ihrer Kinder. Meine Kunden haben auch die Möglichkeit, Mitglied in einer geschlossenen Facebook Gruppe zu werden, in der sie sich mit anderen Eltern austauschen können, die einen ganz ähnlichen Weg gehen wie sie und die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Ganz wichtig ist für den Erfolg, dass meine Kunden selbst zum Schlafexperten für ihr Kind werden können: Ihr Kind verstehen und verstehen, warum es so schläft wie es schläft. Alle dafür relevanten Informationen erhalten meine Kunden über einen geschlossenen Mitgliederbereich.“

Und wie geht es dann weiter?

„Ich möchte meinen Kunden das Komplettwissen zum Thema Kinderschlaf weitergeben und so dafür sorgen, dass sie ihre persönliche Problematik verstehen. Es gibt neben der superhäufigen, oben beschriebenen Schlafassoziation eben auch noch andere Punkte, die ungünstig laufen können: Manchmal ist ein Kind total übermüdet und schläft deshalb nicht ein. Klingt sonderbar, aber irgendwann produziert der Organismus ein Stresshormon und das macht aus den erschöpften Kindern wahre Energiebündel. Oder aber das Kind schläft schlichtweg tagsüber zu viel und streicht diese Stunden aus seinem Nachtschlaf. Ich gebe den Eltern alles an die Hand, um zu begreifen, warum ihr Kind sich schwertut, in den Schlaf zu finden und/oder altersentsprechend durchzuschlafen. Und es schließlich dabei unterstützen können, lernen zu dürfen, dass Schlaf doch etwas Wunderbares ist.“

Da müssen wir doch gleich mal kurz einhaken: Hast du auch schon mal Eltern gesagt, dass sie kein Problem bzw. unrealistische Vorstellungen haben?

„Das ist wirklich selten, da Eltern nicht den Weg zu mir finden – und bereit sind, Geld für meine Unterstützung auszugeben – wenn sie nur ein bisschen müde sind. Aber ja, es gab schon ein paar Fälle, in denen ich sagen musste, dass alles in bester Ordnung ist und die Eltern einfach ein bisschen viel von ihrem kleinen Schatz erwarten. Das sage ich dann aber auch gleich zu Beginn so.“

Sag mal, wie lange dauert es denn, bis die Eltern eine Veränderung bemerken? Und hast du immer Erfolg?

„Tatsächlich liegt meine Erfolgsrate bei bis zu 99 Prozent. Und in drei Wochen sind die meisten Familien von ihren Schlaf-Sorgen befreit.“

Oha, das ist schnell…. Und wie geht es dann weiter?

„In meinem Paket ist eine unbefristete Betreuung enthalten. Der Grund dahinter ist, dass sich das Schlafverhalten von Babys und Kleinkindern sich in den ersten drei Lebensjahren mehrfach total signifikant ändert. Jede Impfung oder Grippe, jeder Urlaub und jedes größere Ereignis kann beim Schlafen sehr leicht etwas durcheinanderbringen. Mit ist es wichtig, meine Kunden komplett, ganzheitlich eine Lösung anzubieten.“

Liebe Miriam, danke für diesen offenen Einblick in deine Arbeit!

 

Unsere Expertin:

Miriam Ende

Miriam Ende Foto: privat

Miriam Ende ist Gründerin von Mein Baby Schlafcoaching. Sie hat insgesamt drei Coaching-Ausbildungen und nach diversen schlaflosen Nächten mit ihrem Sohn entschied sie sich 2015 dafür, die Ausbildung zum Schlafcoach für Babys und Kleinkinder zu machen.

Seit 2017 hilft sie Familien, ruhigere Nächte zu erleben. Ein Coaching, wie im Interview beschrieben, kostet 599 Euro. Auf Wunsch gibt es auch ein persönliches 1-zu-1-Coaching, das 899 Euro kostet.

Miriam bildet auch Online-Coaches aus.  Die Ausbildung findet online per Live-Video-Konferenzschaltung (über Zoom) statt. Alle Infos zur Ausbildung findet ihr hier.

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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