Vom höchsten Glück zum fürchterlichsten Albtraum: Lindsay Paradiso hat ihre Tochter in der 23. Woche abtreiben lassen. Es war keine Entscheidung, die sie hatte treffen wollen und sie war am Boden zerstört: „Das ist das Ende einer gewollten Schwangerschaft. Das ist eine Spätabtreibung. Es war nicht gewollt. Es war kein Ausweg. Es war keine Geburtenkontrolle. Es war herzzerreißend„, schrieb sie auf Facebook am 20. Oktober 2016 – nachdem Donald Trump Abtreibungen öffentlich verteufelt hatte.
„Ich hörte die Präsidentschaftsdebatte und ich hatte eine riesige Panik-Attacke und fing an, zu schluchzen, denn ich konnte nicht glauben, dass Menschen denken, dass so etwas wirklich passiert, darum muss ich meine Geschichte teilen und aufklären“, so Lindsay gegenüber BuzzFeed.
Sie und ihr Mann Matt wollten Eltern werden, die Schwangerschaft war geplant und gewünscht gewesen. Sie bewahrten den Schwangerschaftstest als Erinnerung auf, machten Fotos vom wachsenden Mini-Bauch und freuten sich auf ihr Baby. Ein Mädchen, stellten die Ärzte bald fest und Lindsay und Matt überlegten sich einen Namen für ihr Kind. Omara sollte es heißen.
Aber dann kam der Februar 2016, die 18. Schwangerschaftswoche und ein Ultraschall-Termin, der alles veränderte. Auf dem Bildschirm zeigte sich eine Blase am Nacken von Omara. Weitere Untersuchungen brachten die traurige Gewissheit: Es war ein seltener Tumor mit dem Namen Teratoma.
Die Ärzte rieten dem Paar zur Abtreibung, da für sie klar war, dass das Baby sterben würde. Doch das kam für Lindsay und Matt nicht in Frage: „Wir wollte sie, egal was. Wir wollten nicht, dass sie stirbt. Wir wollten ihre eine Chance geben, zu kämpfen„, erklärte Lindsay in einem Blog-Eintrag.
So beschlossen sie, ein großes Wagnis einzugehen: Sie wollten die Schwangerschaft fortsetzen und das Mädchen in der 27. Woche mit einem Kaiserschnitt holen lassen, denn dann würde der Tumor schon zu groß sein, um vaginal zu gebären. Für Lindsay bestand bei dieser Möglichkeit, der „Exit-Prozedur“, außerdem eine hohe Chance, danach unfruchtbar zu sein.
Aber auch so weit kam es leider nicht. Denn schon wenige Tage später war klar, dass der Tumor rasend schnell wuchs und bereits in Kopf, Lunge und Augen wucherte. Damit war klar: Selbst eine Operation würde nicht dazu führen, dass Omara überlebt.
Lindsay und Matt wollten sich damit zunächst nicht abfinden und holten sich noch mehr Meinungen von anderen Krankenhäusern ein: „Wir hatten immer noch Hoffnung, sie sagten, dass sie ein oder zwei solche Fälle jedes Jahr sehen würden, und zeigten uns ein kleines Mädchen, das den selben Tumor wie Omara hatte und das überlebte, ihr erstes Jahr in der Intensivstation verbracht hatte, aber inzwischen ein halbwegs normales Leben lebt.“
Weitere Untersuchungen machten die letzte Hoffnung schließlich zunichte. Omaras Zustand war sehr viel schlechter als der des besagten Mädchens und mittlerweile war der aggressive Tumor drei Mal größer als ihr Kopf geworden.
Inzwischen waren sich die Mediziner sicher, dass sie vor der 27. Woche im Mutterleib sterben würde. Lindsay wäre gezwungen, sie weiter auszutragen und sie schließlich aus ihrem Körper schneiden zu lassen. „Ich war bereit, es zu riskieren, nie wieder ein Kind bekommen zu können und die Exit-Prozedur durchzuziehen, wenn es bedeutete, dass Omi überleben könnte, aber jetzt, da wir wussten, dass sie höchstwahrscheinlich vorher sterben würde, war der Gedanke daran, zusätzlich unfruchtbar zu sein, zu viel für uns.“
Darum entschieden sich Matt und Lindsay nun doch dafür, eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Aufgrund der strikten Gesetze mussten sie quer durchs Land fahren, bis sie eine Klinik dafür fanden. In der 23. Woche wurde eine tödliche Spritze gesetzt und die Geburt eingeleitet.
40 Stunden lang lag Lindsay in den Wehen, um ihr totes Kind zu gebären: „Ich hatte Wehen für 40 Stunden, es war so schmerzhaft und so anstrengend, aber ich wollte meine Tochter zur Welt bringen, damit ich sie halten und mich verabschieden konnte.“
Die traurigen Fotos stellte Lindsay mit ihrer Geschichte auf Facebook. Außerdem schloss sie sich einer Aktivisten-Gruppe an, die Frauen unterstützt, die ebenso wie sie, eine Spätabtreibung hatten. Sie sind politisch aktiv und setzen sich dafür ein, dass Abtreibung auch unter Trump erlaubt bleiben soll: „Hätte ich nicht das Recht auf die Abtreibung gehabt, hätte ich sie weiter austragen müssen und sie niemals in meinen Armen halten können.„