Ich bin nur Mutter.
Nicht allein, aber NUR.
Wenn ich mich mit den modernen emanzipierten Müttern von 2017 – oder auch Edition F. Lesern vergleiche, dann kann ich mich damit definitiv nicht identifizieren, dann bin ich nur Mutter. Ich bin ‚privilegiert‘ weil ich nicht alleinerziehend bin, und ich derzeit nicht arbeiten gehen ‚muss‘. Ja, das wurde mir so gesagt, das ist keine Wertung von meiner Seite.
Mein ‚muss‘ rührt daher, dass wir ganz einfach Verzicht üben. Verzicht auf All-inklusive Urlaub in Mexico oder sonstwo. Verzicht auf einen Neuwagen, Zweit und Drittwagen. Verzicht auf Designerklamotte. Verzicht auf 300 Spielzeugartikel die nur rumliegen.
Abgesehen davon, dass es in Deutschland viele Familien gibt, die trotz Arbeit beider Eltern, nicht im Luxus leben. Die sich gerade so über Wasser halten können. Oder woher kommt die Motivation möglichst früh nach der Geburt arbeiten zu gehen? Einen gewissen Lebensstandard zu halten, schulden abzutragen? Den Kindern etwas zu bieten, was im Grunde nur Liebe und Zeit ersetzt? Ist es eine Frage der Prioritäten, oder ist es eine Frage des Zwanges? Die immer höheren Mieten, die immer höheren Lebensmittelkosten. Als alleinerziehender stellt sich diese Frage im übrigen nicht, dort steh ein anderes ‚muss‘ dahinter.
Der tägliche Spagat zwischen Beruf und Familie.
In gewisser weiße verstehe ich diese ganzen Artikel, die nur vor Selbstbewusstsein strotzen. Mir kommt es oftmals dennoch wie die Flucht nach vorne (aus der Babyhölle) vor. Habe ich mich denn nun (für eine Weile) für die Familie entschieden, oder lechze ich nach 3 bis 6 Monaten Elternzeit schon wieder nach dem Berufsleben, ohne es finanziell zu müssen? Das ist der springende Punkt. Die modere Mutter möchte Familie und Beruf unter einen Hut bekommen. Eine ‚Wahnsinnsaufgabe‘. Und nicht jeder hat das Privileg ein Homeoffice zu betreiben, oder Selbstständig zu sein. Der typische 9 to 5 Job bleibt die sicherste und einfachste Einnahmequelle.
Der tägliche Spagat zwischen Beruf und Familie. Da wundert es einen noch, wenn man irgendwann in den Burn-Out läuft? Mich wundert das nicht.
Abgesehen davon, dass auch eine 24/7 Mutter die keinen ‚Clan‘ und ’nur‘ einen Ehemann zur Unterstützung hat, irgendwann sagt: ‚Ich kann nicht mehr‘. Däumchen drehen, den ganzen Tag nur kochen und saugen kann es ja dann doch nicht sein. ; – )
Verlernt 24/7 Mutter zu sein, oder von vorne rein gar nicht gewollt.
24/7 Stunden Mutter sein?
A: „Nein, das will ich doch garnicht. Da würde mir die Decke auf den Kopf fallen“. –
B: Ok, gut aber warum stecken dann soviele Mütter im Zwiespalt? …
A: „Ich muss mich auch noch um mich selbst kümmern“.
B: „Arbeiten bedeutet sich um sich selbst zu kümmern? Hm, interessante Sichtweise“.
Ohgott, der Kindergarten hat geschlossen.
Man braucht nur Stichwörter wie: „Kindergarten ist geschlossen“, „Schulferien“, – „Kinder sind krank und zuhause“. – ‚Ohgott, jetzt bin ja ’nur noch Mutter‘. – ‚Das stresst mich.‘ – ‚Was mach ich den die ganze Zeit bloß?‘ – Ertönt es.
Was wäre wenn wir das von unseren Eltern hören würden, oder die Kinder das verstehen könnten? Ist das nicht enttäuschend zu hören: „Ich bin ihnen zuviel.“ ? – Auch scheint es sehr schwer zu fallen aus sich selbst heraus kreativ zu werden. Es scheint so, als bräuchten schon Kleinkinder ständige Impulse und Beschäftigung. Sie sind es aus den Tageseinrichtungen so gewöhnt, und dies sollen wir Zuhause auch fortführen. Dass, das stresst kann ich sehr gut nachvollziehen. Ein Teufelskreis, irgendwoher müssen ja die Sätze: „Ohgott, der Kindergarten hat geschlossen“ rühren. Sie rühren auch von der sehr kinderunfreundlichen Arbeitswelt in Deutschland her. Krank sein? Nicht erlaubt. Als Mutter verschweigt man die Kinder am besten, wenn man eine Chance auf den Job haben will.
Nur Mutter sein wurde mir auch nicht in die Wiege gelegt.
Kommen wir zurück zum: „Ich mag einfach keine 24 Stunden Mutter sein.“ – Dein gutes Recht! Ich schon. Ich behaupte deshalb dennoch nicht, dass das von Anfang an meine Erfüllung war. Es hat 3 Jahre gedauert, bis ich mich daran gewöhnt habe. Ich habe mindestens die gleiche Anzahl von Momenten mit „Phu, ich schaff das nicht mehr.“ – „Ich fühle mich allein gelassen.“ – „Wofür mache ich das überhaupt?“. Ich behaupte auch nicht, dass es immer positiv und einfach ist. Schließt sich das nicht aus?
Manchmal, wenn ich zu diesem Thema Diskussionen lese, kommt es mir so als würde man vergleichen wollen – wer es denn nun schwerer hat. Eine Mutter die ihre Kinder 24/7 versorgt, oder eine Mutter die 8 Stunden arbeiten geht und dann noch die Kinder versorgt. Es gibt da zynische Aussagen von Selbstbetreuern die sagen: „Oah, arbeiten gehen wäre echt wie Urlaub.“ Und sind wir mal ehrlich. In der Mainstreamgesellschaft wird das Arbeiten in Kombination mit Familie als schwieriger betrachtet.
Um das beurteilen zu können, sollte jeder einmal in den Schuhen des anderen gehen. Vielleicht bekommt man dann eine ganz andere Sicht.
Ich erinnere mich.
Daran, dass die Kinder später Flügel haben werden, wenn ich mal wieder denke ‚ich kann nicht mehr‘. Ich erinnere mich daran: Jetzt ist meine Zeit als Mutter. Die kommt nie wieder.
Ich erinnere mich daran, dass das Haus irgendwann leer sein wird, der Abwasch und die Wäscheberge gemacht sein werden.
Sie werden nicht ewig den ganzen Tag bei mir zuhause sein (können). Sie werden nicht ewig jeden Tag ausschlafen können. Sie werden nicht ewig einfach nur ‚Kind‘ sein (können). Sie werden nicht ewig regellos und unbeschwert sein (können). Sie werden nicht ewig bestimmen können wie der Tag abläuft.
Ich bin nur Mutter.
Wenn Menschen sagen: „Du bist ja nur Mutter!“ Sage ich: Ja, ich bin eine Mutter – Ich bin Köchin, Kindermädchen, Lehrerin, Bedienung, Krankenschwester, Schiedsrichterin, Fotografin, Urinkellnerin, Sicherheitsdienst, Taxifahrerin, Eventplanerin, Friseurin, Vorleserin, Beraterin. Ich verjage Monster aus dem Schlafzimmer, rede mit unsichtbaren Freunden und halte imaginäre Lichtschwertkanonen. Ich habe keinen bezahlten Urlaub, kein Krankengeld und ab 17 Uhr fängt der Stress oft erst an. Ich arbeite Tag und Nacht, bin 7 Tage die Woche 24 Stunden in Bereitschaft – nicht für den Rest meines Lebens, für eine Gewisse Zeit. Das heisst es nur Mutter zu sein.
Für viele da draußen bin ich nichts besonderes, aber für jemanden ganz Besonderen bin ich alles.
(Zitat im Text von Nina Carissima wurde von der Autorin abgewandelt)
Bis bald.