Schwanger werden: Was dir beim Kinderwunsch eher nicht hilft

Mit meinem Zyklus habe ich mich ehrlich gesagt nie so richtig beschäftigt. Ich hatte eine App, in die ich eingegeben habe, wann meine Periode losging und wann sie zu Ende war. Der eigentliche Sinn der App war es, die fruchtbaren Tage anzuzeigen, aber das interessierte mich nicht. Bis ich schwanger werden wollte. Dann saß ich bei meiner Frauenärztin und sie fragte mich, wie lang mein Zyklus denn sei. Ich hatte keine Ahnung.

Ich wusste nur, dass er relativ unregelmäßig ist, was zur Folge hatte, dass die App mit ihrer Prognose regelmäßig einige Tage daneben lag. Mein Mann und ich hatten trotzdem Glück: Unser Kinderwunsch wurde bei beiden Kindern relativ schnell erfüllt. Leider ist das nicht bei allen Frauen so, wie ich aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis weiß – und auch immer wieder in unserer Gruppe lese.

Schwanger werden: Du hast 6 fruchtbare Tage pro Zyklus

Viele Frauen verlassen sich bei ihrer Familienplanung auf Ovulationstests oder Ovulationstracker, messen ihre Basaltemperatur, kontrollieren ihren Zervixschleim oder warten auf den Mittelschmerz. Aber welche Methode ist eigentlich wirklich zuverlässig?

Unglaublich wichtig ist auf jeden Fall, dass Frauen, die sich ein Baby wünschen, ihren Zyklus genau kennen – und ihr fruchtbares Fenster genau bestimmen können. So nennt man die 5 Tage vor dem Eisprung und den Tag des Eisprungs selbst. Wenn du schwanger werden möchtest, hast du an diesen 6 Tagen die Chance dazu.

Dabei nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, je näher dein Eisprung kommt. Die größte Chance auf eine Schwangerschaft hast du, wenn du 2 bis 3 Tage vor deinem Eisprung Sex hast – nämlich 20 bis 30 %. Am Tag des Eisprungs selbst nimmt die Wahrscheinlichkeit dann wieder auf 10 bis 12 % ab.

Schwanger werden: Frau mit Babybauch

Schwanger werden: Welches Hilfsmittel ist zuverlässig?
Foto: Bigstock

Aber wann genau findet der Eisprung eigentlich statt?

Ein durchschnittlicher Zyklus dauert 28 Tage. Wir lesen häufig, dass der Eisprung am 14. Tag eines Zyklus stattfindet. Das ist allerdings längst nicht bei allen Frauen der Fall. Ganz im Gegenteil: Eine Studie hat sogar ergeben, dass bei mehr als 70 % aller Frauen der Eisprung eben nicht zu diesem Zeitpunkt stattfindet. Eigentlich kein Wunder, denn selbst, wenn du einen regelmäßigen Zyklus hast, heißt das nicht, dass auch dein Eisprung jeden Monat zur gleichen Zeit stattfindet.

Und auch Dinge wie Stress, Sport oder deine Ernährungsgewohnheiten können deinen Eisprung verzögern – oder sogar ganz verhindern. Das war mir ehrlich gesagt auch nicht klar, passiert aber gar nicht so selten, nämlich 1 bis 2 Mal pro Frau und Jahr. Bei einem unregelmäßigen Zyklus wird es sogar noch komplizierter.

Wenn du dich auf einen regelmäßigen Zyklus und Eisprung verlässt, kann es also sein, dass du deine fruchtbaren Tage verpasst.

Dann verwende ich einfach einen Ovulationstest – oder?

Das machen tatsächlich viele Frauen, aber hilft es dir so ein Test dabei, schwanger zu werden? Ein Ovulationstest untersucht deinen Urin auf die Konzentration des Hormons „LH“. Das ist das Hormon, das Deinen Eierstöcken signalisiert, ein Ei freizugeben. Deshalb steigt der LH-Spiegel in deinem Urin an, wenn dein Eisprung vor der Tür steht. Genauer gesagt etwa 12 bis 36 Stunden vor deinem Eisprung. Der Anstieg kann ein paar Stunden dauern, aber auch ein paar Tage. Und der Ovulationstest zeigt dir leider nicht an, ob der Anstieg gerade erst begonnen hat oder schon fast zu Ende ist.

Das heißt, es können auch schon 12 Stunden oder mehr vergangen sein. Bei den meisten Frauen dauert es etwa 24 Stunden, bis sie nach Beginn des Anstiegs ihren Eisprung haben. Sind also beispielsweise schon 12 Stunden vergangen, bleiben dir nur noch weitere 12 Stunden vor dem Eisprung. Nicht viel Zeit, oder?

Wenn der LH-Spiegel bei dir schnell ansteigt, solltest du den Ovulationstest deshalb mehrmals täglich machen. Denn wenn der Test positiv ist, kann es sein, dass dein fruchtbares Fenster schon fast vorbei ist.

 

Frau möchte schwanger werden und schaut auf Schwangerschaftstest

Wenn der Schwangerschaftstest negativ ist, liegt es vielleicht am Ovulationstest.
Foto: Bigstock

Hilft ein Online-Eisprungrechner, wenn ich schwanger werden möchte?

Ehrlich gesagt hilft dir so ein Rechner vermutlich genauso, wie mir meine App geholfen hat. Zwar werden fruchtbare Tage angezeigt, aber wirklich zuverlässig sind die Daten leider nicht. Denn die Rechner nehmen zwar deine durchschnittliche Zykluslänge als Grundlage, gehen aber davon aus, dass dein Eisprung am 14. Tag deines Zyklus stattfindet. Wenn das nicht so ist – und das ist wie gesagt bei 70 % aller Frauen der Fall – liegen die Eisprung-Rechner leider daneben.

Basaltemperatur messen, um schwanger zu werden

Viele Frauen, die sich ein Baby wünschen, messen morgens vor dem Aufstehen ihre Temperatur. Dafür gibt es spezielle Thermometer, die auf die Basaltemperatur ausgelegt sind. Hintergrund ist, dass sich deine Körpertemperatur im Laufe des Zyklus verändert. Zum Beispiel steigt die Basaltemperatur nach deinem Eisprung an. Dann ist dein fruchtbares Fenster allerdings leider schon geschlossen.

Zervixschleim beobachten

Ein gutes Mittel, um deinen Eisprung zu erkennen, ist dein Zervixschleim. Er ändert seine Konsistenz kurz vor dem Eisprung und wird etwas wässrig, ungefähr so wie rohes Eiweiß. Das kommt daher, dass dein Östrogenspiegel steigt, während sich dein Körper auf den Eisprung vorbereitet. Der Eisprung normalerweise am letzten Tag statt, an dem dein Körper den veränderten Zervixschleim produziert – das weißt Du also dann leider erst hinterher.

Ruhepuls während des Zyklus messen

Im Laufe deines Zyklus verändert dein Ruhepuls seine Frequenz. Um das zu beobachten, ist es wichtig, dass du deinen Puls misst, wenn du vollkommen entspannt bist und dich nicht anstrengst. Also am besten vor dem Aufstehen. Dein Ruhepuls ist am niedrigsten, während du deine Tage hast, und steigt im Laufe deines Zyklus an. 5 Tage vor deinem Eisprung ist der Puls etwa 2 Schläge pro Minute höher. Allerdings kann das Ergebnis schon bei kleinsten Anstrengungen, Aufregung oder Stress verfälscht werden.

Zeigt der Mittelschmerz mir meinen Eisprung?

Als Mittelschmerz bezeichnet man ein Ziehen oder einen Schmerz, den jede fünfte Frau um die Zeit des Eisprungs herum im Unterbauch verspürt. Er tritt aber nicht unbedingt genau zum Zeitpunkt des Eisprungs auf, sondern auch in den Tagen davor oder danach. Bei mir zum Beispiel sind es meistens 2 oder 3 Tage, an denen ich ihn wahrnehme. Deshalb kann man den Mittelschmerz auch nicht als eindeutiges Zeichen für den Eisprung werten.

Miittelschmerz: Frau mit Bauchschmerzen liegt auf dem Sofa

Der Mittelschmerz ist kein zuverlässiges Zeichen für deine fruchtbaren Tage. Foto: Bigstock

Dazu kommt, dass auch andere Einflüsse wie Verdauungsprobleme für einen ähnlichen Schmerz sorgen können. Und selbst wenn der Mittelschmerz genau zum Zeitpunkt des Eisprungs auftreten würde, hättest du die beste Zeit, um schwanger zu werden (nämlich 2 bis 3 Tage vor dem Eisprung) leider schon verpasst.

Wie zuverlässig sind Ovulationstracker, wenn ich schwanger werden möchte?

Wie auch die Online-Eisprungrechner gehen die meisten Ovulationstracker davon aus, dass dein Eisprung am 14. Tag des Zyklus stattfindet. Da das aber nur bei 10 % aller Frauen tatsächlich so ist, ist die Wahrscheinlichkeit leider sehr hoch, dass der Tracker daneben liegt. In diesem Fall zeigt er dir nur einen kleinen Teil deines fruchtbaren Fensters an – oder du verpasst es sogar ganz.

Oder du sprichst mit deinem Arzt darüber. Er weiß, welche Methode für dich die beste Lösung ist.

Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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