Sicher ein erschreckender Anblick: Im Gelsenkirchener Sankt-Marien-Hospital Buer wurden seit Juni dieses Jahres drei Babys mit einer Hand-Fehlbildung geboren. Bei allen Kindern sind die Unterarme ganz normal gewachsen, die Handteller und Finger jeweils einer Hand seien laut Stellungnahme der Klinik dagegen nur „rudimentär angelegt“.
Das Sankt-Marien-Hospital hatte die werdenden Mütter nicht während ihrer Schwangerschaften behandelt oder untersucht, diese kamen nur zur Geburt in das Krankenhaus.
Die Ärzte sind überrascht und sehen vor einem Rätsel
Was für die Eltern einfach nur schlimm sein muss, ist für die Ärzte ein echtes Rätsel. Sie geben an, dass sie solche Fehlbildungen seit Jahren nicht gesehen hätten – und jetzt eben so gleich so geballt. Aus der Stellungnahme: „Das mehrfache Auftreten jetzt mag auch eine zufällige Häufung sein. Wir finden jedoch den kurzen Zeitraum, in dem wir jetzt diese drei Fälle sehen, auffällig.“
Denn statistisch gesehen werden sowieso nur etwa 1-2 Prozent aller Neugeborenen mit einer Fehlbildung geboren!
Das Sankt-Marien-Hospital gibt an, dass die Familien der drei Babys keine „ethnischen, kulturellen oder sozialen Gemeinsamkeiten“ haben. Alle Familien wohnen aber im lokalen Umfeld.
Verschwörungstheorien oder das echte Problem?
Bekannt geworden ist der Fall, weil sich die Kölner Hebamme Sonja Ligget-Igelmund an den Kölner Express gewendet hatte. Zu Bild sagt sie aktuell zu diesem Thema: „Allein heute haben sich 20 Familien bei mir gemeldet, deren Kinder auch betroffen sind.“ Wann diese betroffenen Kinder geboren wurden, dazu gibt sie keine Auskunft.
Im Zuge dieser aktuellen Fehlbildungshäufung wird jetzt überall in den Medien an zwei weitere Fälle erinnert: An den Contergan-Skandal (Anfang der 60er Jahre kamen Tausende Kinder mit Fehlbildungen zur Welt, nachdem ihre Mütter das Beruhigungsmittel Contergan genommen hatten) und, wesentlich aktueller, an Frankreich, wo zwischen 2000 und 2014 25 Kinder in drei französischen Départements geboren wurden. Ihnen allen fehlen Hände, Arme oder Unterarme. Die genaue Ursache für die Häufung wurde bislang nicht aufgeklärt. Die Fälle haben schon die nationale Gesundheitsbehörde beschäftigt – bisher ohne Ergebnis. Da viele der betroffenen Mütter in Frankreich in der Nähe von Sonnenblumen- und Getreidefeldern wohnen, machen Umweltschützer Pestizide verantwortlich.
Und so erzählt Sonja Ligget-Igelmund in Bild auch: „Keiner weiß, warum die Fehlbildung zustande kam. Eine Mutter, die sich viel mit Umweltgiften beschäftigt, vermutet die Ursache in allem, was auf Deutschlands Feldern gespritzt wird.“
Ob das wirklich so ist – das weiß aber (noch) keiner!
Das Sankt-Marien-Hospital schreibt in seiner Stellungnahme: „Extremitätenfehlbildungen können während der Schwangerschaft durch Infektionen oder Noxen (Stoffe, die einen Organismus schädigen können, Anm. der Redaktion) unterschiedlicher Art auftreten, sind insgesamt aber selten.
Der entscheidende Entwicklungszeitraum liegt sehr früh in der Schwangerschaft, zwischen dem 24. und 36. Entwicklungstag nach der Befruchtung der Eizelle.
Eine ebenfalls mögliche Ursache ist das Abschnüren von Extremitäten durch Amnionbänder oder Nabelschnurumschlingungen während der Schwangerschaft im Mutterleib, was zu einer verminderten Weiterentwicklung der betroffenen Extremität führt.“ Wobei es natürlich sonderbar wäre, wenn dies gleich dreimal in so kurzer Zeit passieren würde.
Der Fall wurde jetzt von einer Spezialistin für Embryonal-Toxikologie an der Berliner Charité aufgenommen.
Mal sehen, ob sie – oder jemand anders – zeitnah aufklären kann, warum die kleinen Mäuse mit diesen Fehlbildungen zur Welt kamen.
[…] hat das Ganze, nachdem in einer Gelsenkirchener Klinik innerhalb einer relativ kurzen Zeit gleich drei Babys mit einer Handfehlbildung geboren wurden. Das ist relativ ungewöhnlich, weil so eine Dysmelie normalerweise nur bei 7 von 10.000 […]