Kinder anlügen? Warum wir das lieber nicht tun sollten

„Man kann Kinder erziehen, wie man will, am Ende machen sie einem doch alles nach!“ So lautet ein Spruch, den Eltern manchmal gar nicht gerne hören. Doch die Erfahrung zeigt, dass er absolut der Wahrheit entspricht. Nun haben Wissenschaftler mit einem Experiment einmal mehr bewiesen, wie sehr das stimmt. Konkret ging es dabei um das Thema Lügen, das in der Kindererziehung einen besonderen Stellenwert hat. Das Ergebnis: Kinder anlügen? Das ist keine gute Idee.

Sind Notlügen nicht okay?

Eine kleine „Notlüge“ hin und wieder rutscht uns Eltern schließlich gerne mal heraus, beispielsweise um uns Dramen im Supermarkt zu ersparen. Es gibt einige Arten von Lügen, die wir unseren Kindern erzählen.

  • Motivationslügen: „Das tut gar nicht weh, das kitzelt nur ein bisschen!“, ist der klassische Eltern-Satz beim Arzt. Blöd, dass die Kinder schnell merken, dass wir gelogen haben und wir damit ein Stück ihres Vertrauens verlieren.
  • Drohungen: „Putz dir die Zähne, sonst fallen sie aus!“ oder „Wenn du jetzt nicht mitkommst, gehe ich eben ohne dich und lasse dich hier!“, hört man ebenfalls sehr oft.
  • Dramalügen: „Die Eisdiele hat schon geschlossen!“ Wer das noch nie mitten am Nachmittag gesagt hat, hat wohl entweder super Nerven oder ein sehr braves Kind….
  • Loblügen: „Wow, so ein schönes Bild!“ Dass man kaum etwas darauf erkennt und die Farben auch ziemlich düster sind, verschweigen wir lieber…. Diese Art von Lügen sind manchmal erlaubt, aber eigentlich gibt es auch hier bessere Alternativen.
  • Schutzlügen: Das sind die einzigen Lügen, die in Ordnung sind. Wir müssen unserem Kind nicht detailliert erklären, wie und warum und woran die Oma gestorben ist, was das bedeutet und was jetzt mit ihrem Körper passiert. Das gilt zumindest, bis ein Kind das Alter hat, um solche schwierigen Themen zu begreifen.

Aber egal, welche Lüge: Kinder merken schnell, dass man nicht ehrlich mit ihnen ist und das bleibt in ihren Seelen und Gehirnen haften. Vorbildwirkung sei Dank bekommen wir unsere Lügerei dann von ihnen zurück.

Finger gekreuzt.

Foto: Bigstock

 

Kinder anlügen: Das Experiment

Um das zu beweisen, haben die britischen Neuropsychologinnen Chelsea Hays und Leslie J. Carter ein Verhaltensexperimentgemacht. Sie haben fast 200 Kinder zwischen drei und sieben Jahren in zwei Gruppen geteilt. Einer Gruppe sagten sie, im benachbarten Raum würde mit ihnen ein Spiel gespielt, der anderen Gruppe versprachen sie zusätzlich Süßigkeiten.

Süßigkeiten gab es allerdings gar nicht, sondern nur ein Spiel. Das bestand darin, dass sie Stimmen von berühmten Fernseh-Charakteren erraten sollten, ohne auf den Bildschirm zu sehen. Während des Spiels verließ der Versuchsleiter für 90 Sekunden unter einem Vorwand den Raum. Vorher nahm er den Kindern das Versprechen ab, nicht zu blinzeln.

Egal, welche Gruppe, so gut wie alle Kinder schummelten, als sie alleine waren. Die Gruppe aber, der keine Süßigkeiten versprochen worden waren, gaben das zu, als sie danach gefragt wurden. Diejenigen, die zuvor selbst angelogen worden waren, logen selbst ebenfalls und erklärten, dass sie bestimmt nicht geblinzelt hätten – allerdings erst die Kinder, die fünf Jahre oder älter waren.

Dieses Ergebnis sollten sich alle Eltern zu Herzen nehmen, wenn sie das nächste Mal nicht kurz davor sind, nicht ganz so ehrlich zu ihren Kindern zu sein. Denn was könnte schlimmer sein, als das Vertrauen seiner Kinder zu verlieren und schließlich auch das Vertrauen zu seinen Kindern, wenn diese ebenfalls beginnen, uns anzulügen?

Rebecca

Schon seit rund einer Dekade jongliere ich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, das Dasein als Schreiberling und Mama. Diese zwei Pole machen mich aus und haben eines gemeinsam: emotionale Geschichten!

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Dein Kind lügt? Warum das (erst mal) nicht so schlimm ist - Echte Mamas
4 Jahre zuvor

[…] Wenn das Kind mich bei einer Lüge ertappt, wiegele ich deshalb nicht ab, sondern erkläre ihm, dass es Recht hat und dass Lügen nicht okay […]