Eigentlich sollte jede werdende Mama ihre Schwangerschaft genießen. Zu sehen, wie das Bäuchlein langsam wächst, die ersten zarten Tritte zu spüren, die Aufregung vor jedem Ultraschall und das unbeschreibliche Gefühl, wenn man sein Baby endlich zum ersten Mal halten darf – einfach unbeschreiblich. Leider verlaufen aber nicht alle Schwangerschaften nach Plan. Eine Präklampsie oder auch Schwangerschaftsvergiftung zum Beispiel kann innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden – für die Mama und für das Baby. Das so genannte Hellp-Syndrom kann dann auch noch ein großes Trauma auslösen. Conny aus unserer Community ist genau das passiert. Ihre kleine Tochter musste viel zu früh per Notkaiserschnitt geholt werden, um das Leben der beiden zu retten. Die Geschichte ihrer dramatischen Geburt hat sie uns erzählt:
Plötzlich war mein Blutdruck viel zu hoch
„Meine Schwangerschaft verlief ohne Probleme. Kaum Übelkeit, kein Erbrechen und auch sonst alles in Ordnung. Dann bekam ich plötzlich hohen Blutdruck, aber mein Urin war im Labor immer unauffällig. Ich habe dann ein Medikament bekommen, aber mein Bluthochdruck blieb. Als Kopfschmerzen und Übelkeit dazukamen, bin ich mit meinem Mann ins Krankenhaus gefahren.
Nach Ultraschall, Blutuntersuchung und Urintest hieß es, ich soll eine Nacht zur Überwachung in der Klinik bleiben. Außerdem bekam ich ein neues Medikament gegen den Bluthochdruck, und mir wurde gesagt, dass ich häufiger zur Kontrolle muss. Denn Alina lag unterhalb der fünften Perzentile und nahm eher langsam an Größe und Gewicht zu. Mir wurde aber gesagt, das wäre kein Grund zur Beunruhigung.
Nachts kam die Diagnose: Präklampsie / Hellp-Syndrom
Nachdem uns gesagt wurde, dass sonst alles in Ordnung sei, ist mein Mann nach Hause gefahren und hat der Familie Entwarnung gegeben. Und dann ging es los. Ich bekam starke Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Krämpfe vor Schmerzen. Die Ärzte gaben mir Morphin dagegen, und ich fühlte mich wie auf Drogen.
Nachts um halb zwei wurden Blut und Urin erneut untersucht, und eine Stunde später hatte ich die Diagnose: Präklampsie, also Schwangerschaftsvergiftung.
Die Ärztin informierte meinen Mann
Ich bekam eine Magnesium-Infusion, nach der ich mich aber sofort wieder übergeben musste. Außerdem wurde mir die Lungenreife für mein Baby direkt in den Oberschenkel gespritzt. Die Ärztin rief meinen Mann an, erzählte ihm von meiner Schwangerschaftsvergiftung und dass wir die Therapie starten und hoffen, die Geburt mit Bettruhe noch ein paar Tage hinauszuzögern. Sie sagte ihm, er solle sich entspannen und weiterschlafen.
Meine Organe standen kurz vor dem Versagen
Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in der Lage, mit ihm zu sprechen und durch das Morphin auch völlig emotionslos. Durch das Hellp-Syndrom war mein Blutdruck inzwischen auf 220/120 gestiegen. Gegen halb vier kamen dann die Ergebnisse von Leber, Nieren usw.
Sie waren so schlecht, dass der Arzt, der Notdienst hatte, von zuhause kam, und mir sachlich und ehrlich erklärte, dass er mich sofort operieren muss, weil meine Leber und Nieren durch die Schwangerschaftsvergiftung kurz vor dem Versagen wären. Die Schmerzen in meinem Bauch waren Leberschmerzen, und sie stand schon kurz vor dem Infarkt.
Eine Vollnarkose war wegen der Präklampsie nicht möglich
Dann ging alles sehr schnell. Als ich in den OP kam, standen schon viele Menschen parat, unter anderem auch das Team der Neonatologie. Das nächste Problem: Eine Vollnarkose war nicht möglich, weil mein Kreislauf schon im Keller war, und mein Körper durch die Schwangerschaftsvergiftung so geschwächt war, dass er es nicht geschafft hätte.
Eine Spinalanästhesie aber war riskant, weil meine Thrombozyten-Gerinnung sehr schlecht war. Allerdings hatten die Ärzte keine andere Wahl und konnten mir auch keine Garantie geben, dass Alina es schafft. Um 5:52 Uhr war meine Kleine dann da, mit nur 530 Gramm und 31 cm. Zum Glück wurde sie sofort weiterversorgt.
Mein Mann hat am Telefon geweint
Ich habe mich gefühlt wie in einem schlechten Horrorfilm. Allein, kraftlos und mit halbtaubem Körper. Ich konnte mich nicht bewegen, obwohl mir eigentlich nach Weglaufen zumute war. Als ich um kurz vor 7 Uhr im OP endlich fertig war, hatte immer noch niemand meinen Mann angerufen. Als ich ihn endlich erreicht habe, und ihm sagte, dass Alina da ist, habe ich ihn am Telefon nur weinen hören. Er hat sich dann sofort auf den Weg zu uns gemacht.
Alina wurde dann in ein Kinderkrankenhaus gebracht, an mir vorbeigefahren, und ich konnte sie kurz sehen. Den Anblick werde ich nie vergessen, und im Nachhinein bin ich froh, dass ich so unter Schmerzmitteln gestanden habe und relativ emotionslos war.
Erst am nächsten Tag habe ich realisiert, dass ich nicht mehr schwanger bin
Dass man mir mein Baby aufgrund der Präklampsie quasi aus dem Bauch gerissen hat. Durch die Folgen der Schwangerschaftsvergiftung konnte ich sie nicht einmal sehen, weil sie ja noch dazu in einem anderen Krankenhaus lag. Mein Mann ist dann drei Tage lang zwischen Alina und mir hin- und hergefahren. Erst am vierten Tag hatte ich genug Kraft, um mich im Rollstuhl ins Kinderkrankenhaus fahren zu lassen. Endlich konnte ich zu meiner Tochter! Als ich vor dem Inkubator stand, kam einfach alles zusammen, Angst, Freude und vieles andere. Ich war nur am Weinen und bin fast zusammengebrochen, als ich dieses kleine Menschlein gesehen habe, das seit ein paar Tagen dank der Medizin um sein Leben kämpft.
Durch die Präklampsie erlitt ich ein Trauma
Es war meine erste Geburt und ein absolutes Wunschkind. Und dann erlebt man durch das Hellp-Syndrom so ein Trauma, das ich immer noch verarbeiten muss. Drei Monate musste Alina noch im Krankenhaus bleiben. Wochenlang schlug ihr Herz zu langsam, sie hatte Sauerstoffabfälle, und es gab Momente, in denen sie auf meiner Brust lag, plötzlich nicht mehr atmete und mit einem Ambubeutel beatmet werden musste, um ihre Lunge wieder mit Sauerstoff zu füllen.
Es waren wirklich harte Wochen, und ich war froh, als sie endlich stabil genug war und vom Sauerstoff wegkonnte. Jedes Kabel weniger hat uns gefreut und gab uns ein bisschen mehr Hoffnung, sie irgendwann mit nach Hause zu nehmen.
Vor kurzem haben wir Alinas ersten Geburtstag gefeiert
An diesem Tag sind alle Emotionen wieder hochgekommen. Am Abend haben mein Mann und ich ein Paket ausgepackt mit einem Geburtskissen, das ich habe anfertigen lassen. Dadurch wurde uns noch einmal bewusst, wie winzig klein und leicht unsere Maus war. So klein und zerbrechlich, dass man sie jede Minute, jede Sekunde beschützen wollte. Als ich das Kissen in der Hand hielt, liefen mir die Tränen herunter.
Was meine Kleine in ihren ersten Lebenswochen geschafft hat, ist wirklich unglaublich. Aus 530 Gramm sind inzwischen 6.700 Gramm geworden, und aus 31,5 cm wurden 68 cm. Ich hoffe, dass es ganz vielen Frühchen-Mamas auch so geht, dass ihre Babys sich so toll entwickeln. Wir können alle so stolz sein auf unsere kleinen Herzensmenschen.“
Liebe Conny, wir danken Dir sehr, dass Du Deine bewegende, aber auch mutmachende Geschichte mit uns geteilt hast!
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