Wir Mamas kennen das alle: Da haben wir uns so fest vorgenommen, heute super geduldig zu sein. Entspannt und besonnen zu reagieren, was auch immer passiert. Auf keinen Fall wieder wegen irgendeiner Kleinigkeit aus der Haut zu fahren und zu meckern. Weniger zu schimpfen mit den Kindern, das nehmen wir Mamas uns immer wieder fest vor. Ein guter Vorsatz – der oft schon beim morgendlichen Anziehen kläglich scheitert…
Schimpfen fühlt sich blöd an – für alle Beteiligten!
Das Kind trödelt beim Anziehen, weigert sich, die „doofe Mütze“ aufzusetzen oder rennt in Schneeanzug und (dreckigen) Winterstiefeln zurück ins Spielzimmer, wenn man los will. Verständlich, dass einem da ab und zu auch mal der Kragen platzt: „Verdammt noch mal! Immer dieses Theater! Jetzt zieh endlich deine Schuhe an, ich komme sonst zur spät“. Nach dem Wutausbruch kullern beim Kind die Tränen – und wir Mamas haben ein schlechtes Gewissen. Wir machen uns Vorwürfe, dass wir (wieder mal) laut geworden sind.
Dass es sich alles andere als schön fürs Kind anfühlt, so angefahren zu werden, kann sich jeder vorstellen. Schimpfen belastet die Beziehungen in der Familie und ist Energieverschwendung. Wer ausgeschimpft wird, fühlt sich klein und wertlos, hat das Gefühl, nicht richtig zu sein. Leider sind es oft die Kinder, die unseren Stress und Frust im Alltag abbekommen. Es gibt tatsächlich Studien dazu, dass Kinder sich die überwiegende Zeit, die sie mit Erwachsenen verbringen, geschimpft fühlen. Schimpfen hat in unserer Gesellschaft Tradition. Die meisten von uns sind als Kinder damit aufgewachsen. Höchste Zeit, das zu ändern!
Gründe fürs Schimpfen: Wir Mamas haben zu viel Stress
Vorab: Meckern ist menschlich. Es passiert uns allen. Du bist deshalb keine schlechte Mama! Aber: Du kannst daran arbeiten, dass solche „Aussetzer“ in Zukunft nicht mehr (oder zumindest weniger häufig) vorkommen. Dazu hilft es zunächst zu wissen, warum wir manchmal so schnell aus der Haut fahren. In ihrem Buch „Die Schimpf-Diät. In 7 Schritten zu einer gelassenen Eltern-Kind-Beziehung“* (Beltz, 16,95 Euro) befassen sich die Autorinnen Daniela Gaigg und Linda Syllaba ausführlich mit den Gründen dafür, warum wir Mamas meckern – und wie wir Mamas es schaffen, weniger zu schimpfen mit unseren Kindern.
Die beiden Autorinnen, selbst Mütter von je zwei Kindern, sagen: Wir Mamas stehen im Alltag unter großem (Zeit-)Druck und Stress. Wir haben Verpflichtungen, müssen unseren Job, die Termine der Kinder, unsere Ehe und Freundschaften im Alltag unter einen Hut bekommen. Wir füllen viele Rollen aus. Häufig fühlen wir uns schlicht überfordert. Wir sind den Anforderungen der Umwelt – und unseren eigenen Ansprüchen – nicht gewachsen. Das gesellschaftliche Bild der perfekten Mutter, die Haushalt, Erziehung und Job ohne Probleme stemmt, macht es nicht einfacher. Die ewigen Vergleiche, zum Beispiel mit anderen Mamas oder gar Bloggerinnen auf Instagram, erhöhen den Druck noch mehr.
Weniger schimpfen mit den Kindern: Eigene Kindheitserfahrungen prägen
Dazu kommt: Gerade uns Frauen fällt es oft schwer, uns abzugrenzen und auch mal „Nein“ zu sagen. Wir wollen es am liebsten immer allen recht machen. Wir stimmen zu, noch einen Kuchen für den Basar in der Schule zu backen, die Kinder einer Freundin nach der Kita zu hüten, weil sie einen Termin hat, oder die Katze der Nachbarin während ihres Urlaubs zu versorgen. Und dann – wächst uns alles über den Kopf. Hinzu kommen dann Dinge wie Schlafmangel, Vorstellungen von der „richtigen Erziehung“, schlaue Erziehungstipps von anderen und Erfahrungen, die wir selber als Kinder gemacht haben.
Sind wir selbst mit Strenge, Strafen und Schimpfen großgeworden, wie es früher leider häufig üblich war, ist es sehr schwer, nicht ebenfalls in diese Muster zu verfallen. „Schimpf-Diät“-Autorin Linda Syllaba, Dipl. systemischer Coach und Dipl. psychologische Beraterin mit eigener Praxis (beziehungshaus.at).: „Die Gründe fürs Schimpfen sind individuell verschieden und meistens eine Mischung aus unterschiedlichen Ursachen. Erst wenn man die Ursachen kennt, kann man dort ansetzen, sie zu beheben, damit es langfristige Wirkung zeigt. Daher die Bezeichnung „Diät“. Diät bedeutet altgriechisch Lebensführung oder Lebensweise.“
Bester Anti-Schimpf-Trick: Kümmere dich gut um dich selbst
Weniger schimpfen mit den Kindern – wie kann es also klappen? Rezepte in dem Sinne gibt es in ihrem Buch daher nicht – dafür aber viele Tipps und Impulse, die helfen können. Es geht ausdrücklich nicht darum, heftige Gefühle zu unterdrücken – das ist ungesund. Sondern darum, negative Gefühle so rauszulassen, dass sie niemandem schaden (besonders nicht dem eigenen Kind). Aggressive Gefühle können zum Beispiel durch Schreien, auf ein Kissen einschlagen oder Holzhacken rausgelassen werden. Es geht vor allem aber darum, Schimpftiraden von Vornherin vorzubeugen, indem wir Mamas besser um uns selbst kümmern.
Denn: Wer gut für sich selbst sorgt, kann auch gut für die eigenen Kinder sorgen. Wenn wir gestresst sind, können wir weder sehen noch hören, was die Kinder wirklich brauchen. Unsere Empathie schrumpft, wir sehen nur noch uns selbst. Wir sind ungeduldiger und lauter, als wir es sonst wären. Im Wesentlichen geht es im Buch „Die Schimpf-Diät“ daher darum, an der eigenen Entspanntheit und dem Stresslevel zu schrauben. Zum Beispiel mit gesunder Ernährung, Achtsamkeitsübungen, Bewegung, Yoga oder auch Dingen wie dem bewussten Entrümpeln der Wohnung, um (seelischen) Ballast loszuwerden.
Weniger schimpfen mit den Kindern: So klappt´s
Im stressigen Alltag vergessen wir Mamas häufig uns selbst. Die Kinder sind versorgt, die Bude blitzt – aber was ist eigentlich mit uns selbst und unseren Bedürfnissen? Umso achtsamer wir mit uns selbst umgehen, desto achtsamer können wir mit den Kindern sein. Es ist extrem wichtig, sich gerade als Mama bewusst immer mal wieder kleine (oder größere) Auszeiten zu nehmen. Es kann laut den Autorinnen auch helfen, negative Gefühle, zum Beispiel Muster aus der eigenen Kindheit, aufzuspüren und zu bearbeiten – gegebenenfalls mit professioneller Hilfe.
„Es geht nicht darum perfekt zu sein, sondern darum, greifbar für seine Lieben zu sein“, so Linda Syllaba. Das bedeutet für die meisten von uns, dass wir uns aus den alten Verstrickungen aus eigener Erziehung, Erfahrungen, Konventionen befreien, so dass wir unsere Herzen öffnen können – selbst für ein tobendes, jammerndes oder sonst wie emotionales Kind. Das ist ein Persönlichkeitsentwicklungsprozess. Auf diese Weise kann es klappen, weniger zu schimpfen mit den Kindern. „Jede Mama, die sich bewusst auf den Weg macht und friedvollere Lösungen für sich und die Beziehungsgestaltung in der Familie sucht, ist sowieso zu jeder Zeit die beste Mutter, die sie sein kann!“
Sieben Alternativen zum Schimpfen aus „Die Schimpf-Diät“
Zum Schluss noch ein paar Tipps aus dem Buch „Die Schimpf-Diät“*, die dir zeigen, wie du in Stresssituationen ohne Schimpfen reagierst.
1. Sag, was du siehst. Statt gleich loszuschimpfen, beschreibe besser erst mal, was du siehst: „Max, das Licht im Bad brennt noch“. Statt „Wie oft soll ich dir noch sagen…“
2. Gib Informationen. Statt Vorwürfe zu machen, gib dem Kind lieber Informationen, mit denen es etwas anfangen kann. Zum Beispiel: „Die Butter gehört in den Kühlschrank“ statt „Jetzt hast du schon wieder die Butter draußen stehen lassen!“
3. Sag´s mit einem Wort. Statt lange Vorträge zu halten, sag es (freundlich!) in einem Wort. Z.B. „Badezimmer“. Ewig lange Vorträge gehen meistens ins eine Ohr rein, aus dem anderen raus.
4. Sag, was du fühlst. Statt „Ständig unterbrichst du mich!“ lieber „Es frustriert mich sehr, wenn ich etwas sagen will und nicht fertig sprechen kann.“ Sprich über deine Gefühle und Wünsche in Ich-Botschaften.
5. Schreib´s auf. Eine Alternative für ältere Kinder. Manchmal hilft eine schriftliche Nachricht an dein Kind mehr als das gesprochene Wort.
6. Rede weniger, höre mehr zu. Oft reden wir immer die gleichen Sachen, das Kind schaltet auf Durchzug. Höre lieber mehr zu und erfahre die Gründe für ein Verhalten.
7. Drohen bringt´s nicht. Das geht nur in einen Machtkampf über, den am Ende alle verlieren – die Liebe zueinander leidet. Sag lieber konkret, was du erwartest, und nenne eine Konsequenz, die in erkennbarem Zusammenhang steht und nicht künstlich ist.
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