Kaum größer als der Daumen und gerade mal so schwer wie zwei Stückchen Schokolade – die Schilddrüse ist nicht groß, aber oho! Das kleine Organ leistet Enormes in unserem Organismus und besonders in der Schwangerschaft. Hier muss sie nämlich für Zwei arbeiten. Kommt es während der Schwangerschaft zu einer Schilddrüsenunterfunktion, kann das nicht so schön enden.
Was also tun und beachten?
Was genau leistet die Schilddrüse?
Die Schilddrüse hat in etwa die Form eines Schmetterlings und hat ihre „Flügel“ links und rechts an der Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes sitzen. Eine gesund arbeitende Schilddrüse ist vor allem für die Regulierung unserer Herz-Kreislauffunktion, der psychischen Verfassung und des Verdauungstrakts verantwortlich.
Mit Sicherheit haben einige von euch von Freundinnen schon mal bei Gewichtsschwankungen gehört „Lass doch mal deine Schilddrüse untersuchen, vielleicht hast du ja eine Über-oder Unterfunktion!?“. Das Gewicht kann durch sie nämlich auch beeinflusst werden, oder zumindest die Geschwidnigkeit, mit der wir zu- oder abnehmen.
Warum ist das Risiko für eine Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft erhöht??
Ist man nun schwanger, hat die Schilddrüse ordentlich was zu leisten. Durch den erhöhten Stoffwechselvorgang kommt es zu einem bis zu 50 Prozent erhöhten Bedarf an Schilddrüsenhormonen – daher vergrößert sich die Schilddrüse etwas. Bis zur zwölften Schwangerschaftswoche produziert sie Hormone sowohl für das Kind als auch für die Mutter und gibt sie über die Plazenta direkt weiter. Danach beginnt die Schilddrüse des Babys damit, selbst Hormone zu produzieren.
Damit die Schilddrüse problemlos arbeiten kann, benötigt sie Jod! Und zwar in der Schwangerschaft 200 Mikrogramm pro Tag mehr als bei Nicht-Schwangeren. Damit sich die Schilddrüse des Babys gesund entwickeln kann, ist diese Jod-Zufuhr nötig. Besteht ein Mangel, kann durch Jod-Tabletten oder bestimmte Nahrungsergänzungsmittel geholfen werden, ansonsten wird die Entwicklung des Kindes gestört.
Woran erkennst du eine Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft?
Das Risiko eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) zu haben, ist gar nicht so gering. Meist liegt ihr eine Schilddrüsenentzündung zu Grunde. Laut Schilddrüsenzentrum ist circa jede dritte Frau davon betroffen. Woran erkennt man sie also?
Die Symptome machen sich am Anfang erst einmal kaum bemerkbar, weshalb es so schwierig ist, eine Fehlfunktion direkt zu erkennen. Hält sich dein Normwert vor der Schwangerschaft an der Grenze zur leichten Unterfunktion auf, erkennst du sie vor der Schwangerschaft erst einmal gar nicht.
Erst mit der Schwangerschaft kann es mit der Zeit zu
• Müdigkeit
• Haarausfall
• Gewichtszunahme
• Appetitlosigkeit
• Verdauungsstörungen
• Muskelschmerzen
kommen.
Bemerkst du solche Anzeichen bei dir, dann lasse dich unbedingt von deinem Arzt untersuchen. Für dich ist eine Unterfunktion keine akute Gefahr, für dein Baby kann es aber fatale Folgen haben, wenn die Fehlfunktion unentdeckt und unbehandelt bleibt.
Welche Folgen hat eine Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft für dein Baby?
Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann im schlimmsten Fall Fehlgeburten herbeiführen. Die Unterfunktion sorgt nämlich für einen langsamen Stoffwechsel, und das führt dazu, dass die vom Kind benötigten Hormone zu langsam durch die Plazenta gelangen. Hinzu kommt, dass es nicht ausreichend Hormone sind. Deshalb ist es enorm wichtig, dass man frühzeitig handelt und die ersten Anzeichen nicht ignoriert. Rechtzeitig vom Arzt diagnostiziert, kann die gesunde und geistige Entwicklung des Babys geschützt werden. Ansonsten können die Folgen über geistige Langzeitfolgen bis hin zu Frühgeburten, Fehl- oder sogar Totgeburten reichen.
Studien zeigen, dass Kinder von Müttern mit Hypothyreose im heranwachsenden Alter im Vergleich zu anderen Kindern eine deutlich niedrigere Intelligenz aufweisen können. Da die Plazenta das Baby im Mutterleib mit den benötigten Hormonen versorgt, und diese aber bei einer Unterfunktion der Schilddrüse eingeschränkt sind, kann es zu einer Schädigung der geistigen Gesundheit des Babys nach der Geburt führen. Aus dem Grund werden auch Krankheiten wie Schizophrenie mit der Unterfunktion assoziiert.
Es ist also dringend ratsam, die Schilddrüse früh zu kontrollieren, damit etwaige Schäden verhindert werden können. Unbehandelt können nämlich auch für dich Langzeitfolgen auftreten wie zum Beispiel Präeklampsie oder eine chronische Unterfunktion.
Doch bevor sich Panik breitmacht: Wird die Fehlfunktion rechtzeitig entdeckt, kann sie gut behandelt werden, und es besteht keine Gefahr für dich und dein Baby.
Wie wird sie diagnostiziert und behandelt?
Ob du an einer Schilddrüsenunterfunktion leidest, kann dein Arzt anhand eines Blutbildes mit Hormonbestimmung feststellen. Zusätzlich tastet er die Schilddrüse ab, macht einen Ultraschall und bestimmt dadurch ihre Größe. Die genaue Fehlfunktion, sollte denn eine vorhanden sein, kann allerdings nur durch das Blutbild genau diagnostiziert werden.
Wichtig: Da der Check im Mutterpass nicht vorgesehen ist, obwohl viele Experten zu einer regelmäßigen Kontrolle raten, solltest du selber daran denken!
Stellt der Arzt eine Unterfunktion bei dir fest, zeigen sich die TSH-Werte erhöht (Thyreoidea-stimulierendes Hormon), ein an der Hirnanhangdrüse freigesetztes Hormon, was die Schilddrüse stimuliert. Es veranlasst die Ausschüttung von Botenstoffen in der Schilddrüse und kann erste Aufschlüsse darüber geben, ob eine Erkrankung vorliegt. Sind diese Werte auffällig, werden weitere genau angeschaut. Bei einer Unterfunktion ist zusätzlich noch der Wert an Thyroxin (T4) niedriger als sonst, in ihm sind Jod-Atome enthalten. Was wiederum erklärt, warum man einen erhöhten Bedarf an Jod hat, wenn dieser Wert sinkt.
Jetzt muss die Schilddrüse in regelmäßigen Abständen kontrolliert und die Unterfunktion mit Hilfe des Schilddrüsenhormons Levothyroxin behandelt werden – das gibt es in Tablettenform und es ist einfach einzunehmen. Nur so kann eine Schädigung des Babys zuverlässig verhindert werden. Es gleicht deine Unterfunktion aus und versorgt das Baby mit Hormonen. Die Behandlung hat, wenn die Tabletten richtig eingenommen werden, keine Nebenwirkungen für dich und dein Baby.
Während des Verlaufs der Schwangerschaft wird die Dosis immer wieder angepasst. Zwar produziert dein Baby selbst irgendwann ausreichend Hormone in seiner Schilddrüse, dennoch behält man die medikamentöse Behandlung bis zur Geburt bei. Zusätzlich wird der Mangel an Jod ausgeglichen.
Je nachdem, ob du die Schilddrüsenunterfunktion schon vor oder während der Schwangerschaft hattest, geht sie bei Letzterem nach der Geburt von selbst wieder weg.
Vorsicht ist besser als Nachsicht!
Eine Schilddrüsenunterfunktion während der Schwangerschaft ist nicht ungefährlich. Aber wie bei vielen Erkrankungen ist die Vorsorge das A und O! Mach dir also einfach rechtzeitig einen Termin bei deinem Arzt des Vertrauens, am besten schon vor einer eventuellen Schwangerschaft, und lass deine Blutwerte einmal abchecken – ob du Symptome hast oder nicht, ist dabei erstmal unwichtig. Sollte das Ergebnis nicht erfreulich sein, hast du dann noch Zeit, rechtzeitig zu handeln.
Mit der richtigen Behandlung wird es dir und deinem Baby später an nichts fehlen und das ist doch die Hauptsache!