Wenn ich mich an Familienfeste bei meiner Oma erinnere, dann sehe ich sie als perfekte Gastgeberin zwischen Küche und festlich geschmücktem Tisch umherflitzen. Meine Oma hatte immer alles in der Hand, sie war die Party-Perfektionistin schlechthin. Alles war genau durchgeplant und es gab von allem immer so viel, dass wir noch tütenweise Limo, Gebäck und Süßigkeiten mit nach Hause genommen haben.
Meine Mutter tritt genau in diese Fußstapfen. Wenn ein Familientreffen ansteht, beginnt sie schon Wochen vorher mit der Planung. Alles muss perfekt sein und es soll an nichts fehlen. Sie hat eine genaue Vorstellung, wie das ganze Treffen ablaufen soll. Deshalb lässt sie sich, genau wie meine Oma, auch von niemandem helfen. Das Problem ist nur, dass meine Mama danach (und nicht selten schon währenddessen) völlig ausgebrannt ist, weil sie alles allein auf die Beine gestellt hat.
Inzwischen bin ich selbst Mama und merke schon, wie der familiäre Partyperfektionismus auch mich langsam ergreift. Ich habe da aber gar keine Lust drauf und deshalb habe ich mir vorgenommen, an diesem Osterfest mit unserer „Familientradition“ zu brechen und den Kontrollwahn zu bezwingen. Auf geht’s! Hier sind meine Vorsätze für ein entspanntes Osterfest:
Vorsatz Nr. 1: Meine Tochter bestimmt, was schön ist
An Ostern darf ein Hauch Frühling in Form von hübsch verzierten Eiern, Blumen und Ostersträußen nicht fehlen. Aber bevor ich mich stundenlang vor Do-it-yourself Videos setze und Eier in verschiedenen Techniken färbe, gebe ich die Deko-Verantwortung an jemanden ab, die für ihr Leben gern „dekoriert“: Meine Tochter. Und wenn die Eier dann braun-orange-gekleckst sind, alle am selben Zweig des Osterstrauchs hängen und die Blumendeko aus 10 Stengeln Löwenzahn besteht, werde ich es lieben und mich freuen, dass meine Tochter mit so viel Spaß dabei war und mir damit ganz nebenbei Freiraum geschaffen hat.
Vorsatz Nr. 2: Ich lade mir Gäste in die Osterbäckerei ein
Ich liebe Ostergebäck und werde bei Zuckergussmalereien und dem Formen von Marzipanfigürchen gern zur Perfektionistin. Am liebsten würde ich mich dann stundenlang in der Küche einsperren, denn niemand darf mich dabei stören. Doch halt! Was wird dann aus dem Familienfest? Dieses Jahr lade ich zwei Menschen in meine österliche Backstube ein, die ebenso gern backen und verzieren und dabei jede gemeinsame Minute genießen: mein Töchterchen und ihre Oma. Und wenn die Kekse dann schief ausgestochen werden, die Marzipanmöhrchen aussehen wie Würstchen und überall in der Küche Krümel und bunte Streusel rumfliegen, werde ich mich über die gemeinsame Zeit und die geteilte Arbeit freuen.
Vorsatz Nr. 3: Osterfrühstück gibt’s im Bett
Eine riesige Ostertafel mit allem, was das Herz begehrt, gehört für viele unbedingt zu Ostern dazu und macht natürlich Eindruck – aber auch jede Menge Arbeit. Die Planung, die Deko, der Einkauf, die Zubereitung, das Aufräumen – der reinste Stress, und das an einem Feiertag. Wir sparen uns diesmal die ganze Mühe und frühstücken einfach im Bett. Denn eigentlich reicht doch eine Tasse Kaffee oder Kakao, ein Croissant und ein paar Kuscheleinheiten für einen perfekten Start in das Osterfest. Die Ostergäste können ja auch einfach ein bisschen später kommen.
Vorsatz Nr. 4: Papa spielt den Osterhasen
Eier Verstecken war in meiner Familie schon immer ein Job für die Väter. Das Eierfärben, Ostergras einkaufen, Nestchen hübsch machen und so weiter aber blieb an den Müttern hängen. Wie beim Grillen im Sommer, wo der Held einzig für das Wenden des Fleisches gefeiert wird, die Vor- und Nachbereitungen aber alle im Stillen von Frauenhand erledigt werden. Das ändern wir jetzt! Ab sofort ist Papa auch für die gesamte Osternest-Herstellung inklusive Verstecken zuständig. Natürlich darf er sich die Aufgabe gern auch mit dem Opa teilen.
Vorsatz Nr. 5: Osterpicknick statt Osterspaziergang
Als Kind habe ich ihn gehasst, den traditionellen Osterspaziergang. War mir viel zu weit. Das einzige, was mich motiviert hat, waren die Schoko-Eier, die wie durch ein Wunder plötzlich am Wegesrand lagen (weil sie meinem Papa aus der Tasche „gefallen“ waren). Meine Tochter ist mindestens genau so gehfaul wie ich in ihrem Alter und so endet eigentlich jeder Spaziergang in genervten Diskussionen. Tradition hin oder her, das spare ich uns dieses Jahr. Wir setzen uns einfach alle zusammen mit einer Picknickdecke, unserem Ostergebäck und einer Thermoskanne Kaffee in den Park um die Ecke und beobachten, ob der Osterhase vorbeihoppelt.
Vorsatz Nr. 6: Alle räumen auf
Wenn es dann abends ans Aufräumen geht, machen wir es wie im Kindergarten: Alle helfen mit! Vielleicht machen wir sogar ein Spiel draus und drehen eine Flasche, um die Aufgaben zu verteilen. Bei der Arbeit gibt es dann natürlich Musik zum Mitsingen und das eine oder andere Schoko-Ei als Belohnung. Da freue ich mich jetzt schon drauf!