Mineralöl in vielen Babymilchpulvern gefunden: Rossmann stoppt Verkauf

Erschreckendes Ergebnis beim Test von Babymilchpulver: In 92 % der Proben haben Wissenschaftler gesundheitsschädliches Mineralöl gefunden. Bereits im Oktober letzten Jahres hatte die Verbraucherorganisation foodwatch verschiedene Milchpulver testen lassen. Jetzt sind staatliche Labore zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Rossmann hat bereits reagiert und den Verkauf einer betroffenen Charge gestoppt. Wenn es nach foodwatch geht, müssen die auch die Produkte der anderen Hersteller vom Markt genommen werden.

Mehr als 90 % der Proben mit Mineralöl belastet

Die Laboranalysen des Milchpulvers fanden in den Labors der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter (CVUA) in Münster und Stuttgart statt. Dabei untersuchten die Wissenschaftler in Münster insgesamt 50 Proben – und fanden in allen so genannte gesättigte Mineralöle (MOSH). In 14 Proben wiesen sie außerdem auch aromatische Mineralöle (MOAH) nach. Von den 17 in Stuttgart untersuchten Proben enthielten 12 ebenfalls gesättigte Mineralöle. Das bedeutet, dass 92 % aller Proben mit Mineralölen belastet waren.

Diese Milchpulver waren mit aromatischem Mineralöl belastet

Besonders bedenklich sind dabei die aromatischen Mineralöle: Sie stehen im Verdacht, krebserregend zu sein und sogar das Erbgut zu schädigen. Gefunden wurden die Rückstände in folgenden Produkten:

  • Nestlé
    • BEBA Optipro 1
    • BEBA Optipro 2
    • BEBA Supreme Pre, von Geburt an
    • BEBA PRO HA 1, von Geburt an
    • BEBA Pro HA Pre
    • BEBA Pro HA 2
  • Novalac:
    • Säuglingsmilchnahrung PRE 400g
    • BK, Blähungen und Koliken
  • Humana:
    • SL Spezialnahrung bei Kuhmilchunverträglichkeit
    • Anfangsmilch 1 von Geburt an
  • Babydream (Rossmann)
    • Kinderdrink ab 1 Jahr

Rossmann stoppt den Verkauf der betroffenen Charge

Nachdem die Ergebnisse auf Drängen von foodwatch veröffentlicht wurden, hat Rossmann als erstes reagiert. Die Drogeriekette stoppte den Verkauf einer Charge der Eigenmarke „Babydream Kinderdrink“. Betroffen ist die Charge mit der Nummer 1466876 mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 08.2020. Wenn ihr Babymilch mit dieser Nummer und dem MHD zuhause habt, könnt ihr sie einfach in einer Filiale zurückgeben. Rossmann hat allerdings auch darauf hingewiesen, dass der „Verkaufsstopp vorsorglich erfolge“. Demnach sei es bei eigenen Untersuchungen des Milchpulvers zu keinerlei Auffälligkeiten gekommen. foodwatch kritisiert allerdings, dass die Testverfahren der Unternehmen häufig nicht dem anerkannten Standard entsprächen.

foodwatch fordert, auch die anderen belasteten Produkte vom Markt zu nehmen

Die Verbraucherorganisation forderte außerdem, auch die anderen Sorten Milchpulver, die mit aromatischen Mineralölen belastet waren, vom Markt zu nehmen. Dabei berufen sich die Verbraucherschützer auf eine Aussage der Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Julia Klöckner nach dem Test im vergangenen Jahr. In einer Pressemitteilung hatte sie unter anderem gesagt: „Wenn sich herausstellt, dass Baby- oder Säuglingsmilch der Gesundheit unserer Kleinsten schaden könnte, darf sie nicht im Supermarkt landen.“ Passiert ist bisher allerdings – nichts.

Ergebnisse stehen schon länger fest – wurden aber nicht veröffentlicht

Ein weiterer großer Kritikpunkt: Scheinbar fanden die Analysen des Milchpulvers schon im Dezember 2019 statt. Die Ergebnisse liegen also schon länger vor, wurden von den Behörden aber bisher nicht veröffentlicht. Erst nachdem foodwatch einen formalen Antrag gestellt hat, gaben die zuständigen Stellen die Ergebnisse heraus. Das heißt, dass Bundesernährungsministerin Julia Klöckner schon einige Monate davon wusste, aber bisher offenbar nichts unternommen hat.

Stattdessen habe sich das zuständige Ministerium laut foodwatch darauf berufen, dass „Nestlé Deutschland bei Eigenkontrolluntersuchungen keine aromatischen Mineralöle finden“ konnte. Eine Warnung an Eltern habe es deshalb bisher nicht gegeben. Für Martin Rücker, Geschäftsführer von foodwatch Deutschland, ist das ein Unding: „Dass die Bundesregierung die Geschäftsinteressen von Nestlé & Co. über den Gesundheitsschutz von Säuglingen stellt, ist ein Skandal“.

Warum Mineralöle gesundheitsschädlich sind

Die sogenannten aromatischen Mineralöle (MOAH) sind laut Einschätzung der Lebensmittelbehörde EFSA potentiell krebserregend und können vermutlich sogar das Erbgut verändern. Deshalb sind sie in Lebensmitteln generell „unerwünscht“, auch wenn es sich nur um kleinste Mengen handelt. Die möglichen Auswirkungen von gesättigten Mineralölen (MOSH) sind bisher noch nicht genau erforscht. Fest steht aber, dass sie sich in Organen und Gewebe ansammeln.

Keine gesetzlich vorgeschrieben Grenzwerte für Mineralöl

Obwohl Mineralöle laut foodwatch die „größte Verunreinigung im menschlichen Körper“ sind, gibt es aktuell keine gesetzlichen Grenzwerte. Das bedeutet, dass es keine Vorgabe dazu gibt, wie viele Rückstände davon ein Produkt enthalten darf. Eigentlich fast nicht zu glauben, wenn man bedenkt, dass die aromatischen Mineralöle wie eben erwähnt als „potentiell krebserregend und erbgutverändernd“ gelten. Und besonders in Babynahrung ein absolutes NoGo.

Das sieht auch foodwatch so und fordert die Regierung auf, endlich eine Null-Toleranz-Grenze für aromatische Mineralöle einzuführen. Dafür haben die Verbraucherschützer eine Petition gestartet, die ihr hier unterstützen könnt.

foodwatch-Analyse führte zu staatlichen Untersuchungen

Im Oktober 2019 hatte foodwatch eine eigene Analyse von verschiedenen Milchpulver-Sorten in Auftrag gegeben. Mit dem Ergebnis, dass in mehreren Produkten Rückstände von Mineralölen gefunden wurden. Nachdem die Ergebnisse veröffentlicht wurden, hatten die Behörden europaweit staatliche Untersuchungen angeordnet.

Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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