Oh, es ist während der Schwangerschaft einfach zu spannend, sich auszumalen, wie dieses winzige Wesen, das noch wohlbehütet in unserem Bauch schlummert, wohl aussehen wird. Eher wie der Papa? Bekommt es den hübschen Mund von Mama? Oder werden alle Scherze darüber machen, dass es „So gar nicht nach euch!“ kommt? Sicher setzen sich Papas dunkle Haare durch. Hoffentlich nicht unbedingt Mamas Füße – obwohl, auf großem Fuß lebt es sich ja eigentlich ganz wunderbar! Und, auch ganz wichtig: Welche Augenfarbe wird mein Baby wohl bekommen?
Alles, was man bisher über die Entstehung der einzigartigen Augenfarbe beim Baby weiß, liest du hier:
1. Werden alle Babys mit blauen Augen geboren?
Tatsächlich hat die Mehrheit der in Deutschland geborenen Baby blaue Augen (kleiner Cliffhanger: das aber nur scheinbar!) Diese bleiben aber nicht immer so.
Der Grund dafür ist ist, dass die Melanozyten, die den Farbstoff für unsere Augen produzieren, meist erst verzögert mit ihrer Arbeit beginnen. Wenn sie dann aber loslegen, können aus blauen Babyaugen noch grüne oder braune werden. In der Regel tun sie dies ab etwa dem sechsten Lebensmonat.
Und nun zu dem überraschendsten Fakt: Blaue Augen sind eigentlich gar nicht blau! Sie sehen nur so aus. Denn für sie gilt dasselbe Phänomen, dass auch den Himmel oder das Meer so wunderschön blau scheinen lässt. Und das ist reine Physik.
Denn der Himmel, die Ozeane und eben auch blaue Augen sind eigentlich farblos.
Das Sonnenlicht, das ins Auge fällt, hat alle Farben des Regenbogens. Seine einzelnen Farben haben unterschiedliche Eigenschaften. Das rote Licht ist langwellig, daher fließt es zwischen den Zellen im Auge hindurch und wird dann einfach absorbiert. Das blaue Licht hingegen ist kurzwellig. Es stößt im Auge eher an Widerstände, wird gestreut und aus dem Auge zurückgeworfen. Und deshalb leuchten eigentlich farblose Augen so wunderschön blau.
2. Bis zu welchem Alter kann sich die Augenfarbe beim Baby ändern?
Was die endgültige Augenfarbe bei deinem Baby angeht, musst du dich etwas gedulden. Denn es kann ein bis anderthalb Jahre dauern, bis die „echte“, lebenslange Farbe der Augen sich entwickelt hat. Dann stellen die Melanozyten ihre Arbeit wieder ein.
Während der Phase der Pigmentbildung sieht die Augenfarbe beim Baby oft etwas undefinierbar oder „matschig“ aus – schwankend zwischen blau, grün und grau. Daran erkennst du, dass bereits Melanin eingelagert wird, der Prozess aber noch nicht ganz abgeschlossen ist. Spannend!
3. Was entscheidet über die spätere Augenfarbe des Kindes?
Der Farbstoff, den die Melanozyten bilden, heißt Melanin. Er ist braun. Wird er kaum gebildet, bleiben die blauen Kinderaugen blau (aka farblos). Ein wenig Melanin färbt blaue Augen grün, noch ein bisschen mehr – und die Augen werden braun. Allein die Konzentration des einen braunen Farbstoffs bestimmt also alle Augenfarben.
Woran es nun aber liegt, wieviel Melanin die Augenfarbe beim Baby einfärbt? Bis vor einigen Jahren nahm man noch an, dass nur ein einziges Gen für die Entstehung der Augenfarbe zuständig sei. Inzwischen gehen Wissenschaftler aber davon aus, dass die Vererbung der Augenfarbe durch mehrere Gene bestimmt wird. Diese sind noch nicht komplett entschlüsselt. „Mindestens 16 Gene sind an der Ausbildung der Augenfarbe beteiligt, da kommt es immer wieder zu Überraschungen.“ sagt z. B. Prof. Martin Spitzer, Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gegenüber der ARD.
4. Sind die Eltern ausschlaggebend für die Augenfarbe beim Baby?
Eltern können auch eine Augenfarbe an ihre Kinder weitergeben, die sie selbst nicht haben. Denn die Gene, die für die Augenfarbe verantwortlich sind, haben meist die Anlagen für zwei verschiedene Farben. Und so kann es passieren, dass braunäugige Eltern ein blauäugiges Kind bekommen. Es kommt auch gar nicht so selten vor, dass Augenfarben eine Generation überspringen. So kann ein Kind tatsächlich Omas grüne Augen erben. Ebenso kann es aber auch die braunen von Papa oder die blauen von Mama haben. Man weiß es vorher einfach nicht.
Aber: Wenn beide Eltern blaue Augen haben, ist es fast ausgeschlossen, dass das Kind braune Augen hat. Das liegt daran, dass Menschen mit blauen Augen in der Regel Gene mit einer doppelten Blau-Anlage statt mit einer für zwei Farben.
5. Gibt es noch andere Faktoren?
Ja, und zwar eine ganze Menge – und noch sind längst nicht alle geklärt. Die ganz individuelle Schattierung der Augenfarbe beispielsweise wird vermutlich durch weitere Gene bestimmt.
6. Welches ist die häufigste Augenfarbe?
Endlich eine Frage, die sich ganz klar beantworten lässt! Circa 90 Prozent (!) der Weltbevölkerung hat braune Augen.
Vor allem blaue Augen sind relativ selten und kommen fast ausschließlich in bestimmten Teilen Europas und bei europäischstämmigen Einwanderern Nordamerikas und Australiens vor. Wissenschaftler vermuten, dass diese Anlage womöglich erst durch eine vor 6.000 bis 10.000 Jahren stattgefundene Genmutation entstanden ist.
Durchsichtige Augen hatte der Erfinder der Menschheit wohl nicht geplant…