Kleine Kinder stecken einfach alles in den Mund. Einmal kurz nicht hingeschaut und schon hat es eine Handvoll Sand oder Blumenerde „probiert“. Der Horror einer jeden Mama, sind wir doch darauf getrimmt, unsere Kleinen immer sauber zu halten und vor jeglichen Keimen zu schützen.
Doch keine Panik! Dein Kind wird keinen ernsthaften Schaden nehmen, wenn es mit Sand oder Erde spielt oder auch mal das Bauklötzchen des erkälteten Spielgefährten abschleckt. Ärzte und Wissenschaftler sind sich einig, dass der Kontakt mit Schmutz und Bakterien sogar gut für die Gesundheit der Kinder ist.
Dadurch wird nämlich das Immunsystem, also die körpereigene Abwehr gegen Krankheiten, dauerhaft gestärkt. So ist dein Kind besser vor Allergien und Asthma geschützt. Auch die Gefahr einer Autoimmunkrankheit, bei der das Immunsystem den eigenen Körper angreift, wird dadurch sehr wahrscheinlich gesenkt.
Wie das genau funktioniert, hat ein Forscherteam um den Internisten Torsten Olszak von der Ludwig-Maximilians-Universität München und den Immunologen Richard Blumberg von der Universität Harvard in Boston bereits im Jahr 2012 untersucht. Sie zogen Labormäuse in zwei Gruppen heran: die eine unter normalen Hygienebedingungen und die andere in einer nahezu sterilen Umgebung und mit keimfreiem Spezialfutter.
„Es zeigte sich, dass die keimfreien Mäuse besonders viele natürliche Killer-T-Zellen in der Lunge und im Darm haben, die nach Aktivierung eine Reihe von Botenstoffen ausschütten, die bei Autoimmunkrankheiten und Entzündungen eine Rolle spielen“, berichtete Olszak gegenüber der dpa. Der Überschuss an „Killer-T-Zellen“ (so werden spezielle Abwehrzellen des Immunsystems genannt) machte die sterilen Mäuse anfälliger für Asthma und eine Darmerkrankung, die es in verwandter Form auch beim Menschen gibt.
Diese Ergebnisse passen zu den statistischen Beobachtungen, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, wo sie stärker mit Schmutz in Berührung kommen, seltener unter Asthma und Allergien leiden. Auch wenn laut der Forscher noch wissenschaftlich untersucht werden muss, wie umfassend sich die Ergebnisse der Mäusestudie auf den Menschen übertragen lassen, eines ist bereits erwiesen:
Hat ein Kind schon im Krabbelalter Kontakt mit ungefährlichen Keimen, werden dadurch die wichtigen T-Zellen aktiviert und somit das Immunsystem aufgebaut. Bei jedem weiteren Kontakt mit den entsprechenden Bakterien, Viren, Pilzen oder Würmern, „erinnern“ sich die T-Zellen und können die Eindringlinge umso schneller bekämpfen.
Ein bisschen Sand, Erde oder auch Pfützenwasser sind also tatsächlich kein Problem für die Gesundheit deines Kindes, im Gegenteil. Daher gilt auch für die Verwendung von Desinfektionsmitteln zuhause: „Weniger ist mehr“. Trotzdem ist es natürlich nicht verkehrt, den Kleinen gleichzeitig beizubringen, dass sie es mit der „Dreckverkostung“ nicht übertreiben sollten.
Auch solltest du vor allem auf öffentlichen Spielplätzen oder am Strand gut aufpassen, dass im Sand keine Gegenstände wie Scherben, Plastik, Münzen oder gar Zigarettenstummel vergraben sind. Daran könnte sich dein Kind ernsthaft verschlucken oder verletzen. Wir empfehlen dir für den Fall der Fälle, einen Erste Hilfe Kurs für Babys und Kleinkinder zu machen, um deinem Kind zu helfen, wenn sich doch einmal ein Gegenstand in der Luftröhre verirrt. Solche Kurse bietet zum Beispiel das Rote Kreuz an.
Mit diesem Wissen wünschen wir dir und deinem Kind einen entspannten nächsten Sandkastenbesuch und viel Spaß beim Forschen und Entdecken – mit allen Sinnen.