„Ich bin alleinerziehende Zwillingsmama mit einem kranken Kind und froh, dass der Kindsvater uns verlassen hat.
Als meine Zwillingsmädchen vor fünf Jahren kamen, war ich gerade 18 Jahre alt. Ehrlich gesagt war die Nachricht meiner Schwangerschaft für meinen Freund und mich ein Schock: Wir waren beide so jung und hatten noch keine Kinder geplant. Trotzdem haben wir uns gemeinsam für die Kinder entschieden und ich bereue das keinen einzigen Tag.
Nach der Geburt kam meine Tochter sofort in eine Spezialklinik
Während meiner Schwangerschaft folgte dann ein weiterer ein Schock: Wir erfuhren, dass eines meiner Kinder möglicherweise behindert sein würde. Die Ärzte beschwichtigten mich jedoch, dass nur eine kleine OP nötig sei und alles wäre gut. Doch als meine kleinen Mädchen per Kaiserschnitt auf die Welt geholt wurden, war sofort klar, dass damit nicht getan wäre. Direkt nach der Geburt wurde eines meiner Babys mit einem Helikopter in eine Spezialklinik gebracht, ich konnte die Kleine nicht mal sehen.
Die Diagnose lautete: Kloakenekstrophie, eine Fehlbildung von Darm und Blase. Das ist eine der seltensten und am schwierigsten zu behandelnden Fehlbildungen, die es gibt. Für mein Kind hieß das, dass ihr schnellstmöglich ein künstlicher Darmausgang gelegt werden musste und sie von Anfang an über eine Nasensonde ernährt wurde.
Der Vater meiner Kinder blieb kein halbes Jahr
Der Vater fuhr seinem kranken Kind hinterher, während ich meine eigene Entlassung abwarten musste, bis ich zu ihr konnte. Deswegen sah ich mein zweites Mädchen erst nach seiner OP, als es im künstlichen Koma lag. Es war dann schnell klar, dass es noch ein langer Weg werden würde. Zahlreiche Eingriffe waren in den nächsten Monaten nötig, um meinem Kind ein möglichst normales Leben zu ermöglichen.
Wir hatten also einen sehr holprigen Start ins Familienleben: Zwei neugeborene Babys, in zwei verschiedenen Kliniken, in unterschiedlichen Bundesländern… Der Vater der Kinder hielt das kein halbes Jahr aus, er verließ mich und seine Mädchen schon nach wenigen Monaten. Und ich bin glücklich, dass er mich sitzen lassen hat! Denn so bin ich jeden Tag etwas mehr an meiner Rolle gewachsen.
Meine Tochter hilft mir dabei, stark zu sein
Durch die Trennung habe ich gelernt, was es heißt, als junge Mutter nicht ernstgenommen zu werden und sich durchzusetzen. Was es heißt, eigentlich mit den Nerven am Ende zu sein und trotzdem für die Kinder da zu sein. Ich habe immer versucht, alles aus der Sicht meiner kranken Tochter zu beurteilen und danach Entscheidungen zu treffen, was die vielen OPs betrifft zum Beispiel.
Meine Tochter hilft mir dabei, stark zu bleiben: Trotz Pflegegrad 3 und 100 Prozent auf dem Behindertenausweis ist sie ein absoluter Sonnenschein, steckt die Krankenhausaufenthalte einfach weg. Nie hätten wir es am Anfang für möglich gehalten, dass sie mal laufen kann und sie hat uns inzwischen das Gegenteil bewiesen. Sie ist eine absolute Kämpferin, die sich nicht unterkriegen lässt.
Ich bin stolz auf ihre Fortschritte
Seit 3 Monaten isst meine Tochter selbstständig genug, um ohne Sonden zurecht zu kommen. Ende nächsten Jahres bekommt sie eine neue Blase, aus den Resten ihres Dickdarms geformt. Dazu kommt ein Urostoma, mit dem der Urin durch eine künstlich angelegte Öffnung in der Bauchdecke ausgeleitet wird. So wird sie keine Windel mehr tragen müssen.
Mein Leben als Mama mag anders sein als mit gesunden Kindern, anstrengender, kräftezehrender. Man ist immer wieder längere Zeit von zu Hause weg, wenn wieder mal eine OP ansteht oder Komplikationen auftreten. Aber ich würde jeden Tag an meine Grenzen gehen, um meine Kinder glücklich zu sehen. Zum Glück habe ich Unterstützung von tollen Freunden und von meiner Familie. Während langer Zeiten im Krankenhaus habe ich sogar von einer Stiftung eine Tagesmutter an die Seite gestellt bekommen, die für meine andere Tochter da ist.
Ich bin immer für meine Mädchen da
Weil ich durch die Trennung alleinerziehend bin, bin ich diejenige, die die ersten Schritte, die ersten Worte, das erste Lachen miterlebt hat. Ich bin diejenige, die für meine Tochter bis zur Narkose da war und die erste im Aufwachraum. Egal, was war oder wie schwer es war, ich war und bin immer da! Eine Mama, die ihre Mädchen bedingungslos liebt und ihnen ein Gefühl von Geborgenheit gibt. Und mehr brauchen Kinder nicht, nur das Wissen, dass jemand da ist, der ihnen zur Seite steht, egal, was für Phasen sie durchmachen.
Wie gesagt, ich bin froh, dass der Vater gegangen ist. Klar, ich habe mal Tage, an denen mir alles zu viel wird, doch wenn meine beiden Töchter mich dann anlachen, kommt es mir wie ein Wunder vor, dass ich sie habe. Ich bekomme alles an Liebe meiner Kinder und sie werden immer wissen, wer hinter ihnen steht und da sein wird, wenn sie Hilfe brauchen.
Letztendlich bin ich dem Vater meiner Kinder dankbar
Trotz des schwierigen Starts ins Leben, trotz der vielen Zeit im Krankenhaus, obwohl wir nur uns haben, sind sie wahnsinnig fröhliche Mädchen. Deswegen freue ich mich, auf jede weitere Herausforderung, auf die Steine und den Weg. Wäre ihr Vater damals nicht gegangen, wäre ich nicht diejenige die ich heute bin. Letztendlich bin ich ihm dankbar, dass ich so wundervolle Kinder bekommen durfte.
Liebe Tamina, vielen Dank, dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast! Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft.
WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
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