„Vor knapp vier Jahren, zwei Tage vor Heiligabend, ist mein Stiefpapa plötzlich und völlig unerwartet gestorben. Er bekam Wochen zuvor die Diagnose ,Lungenkrebs`. Allerdings war dieser noch sehr klein und gut zu operieren.
Wir waren alle so voller Hoffnung, haben keinen Gedanken daran verschwendet, dass er sterben könnte.
Die OP lief super und schnell wurde er nach Hause entlassen. Eigentlich sollte er in eine Reha, aber das wurde leider vergessen zu organisieren und deshalb durfte er vorerst heim.
Er hatte ziemlich starke Schmerzen von der OP, bei der ein großer Teil seines Lungenflügels entfernt wurde. Regelmäßig kam ein Ergotherapeut vorbei und gab sein Bestes.
Ein Tag bevor er starb, besuchte ich meine Mama und meinen Stiefpapa noch mal.
Ich hatte das Bedürfnis, ihn zu sehen. Er hatte Schmerzen und sah verändert aus, wir verabschiedeten und verabredeten uns für den darauffolgenden Tag.
Am nächsten Morgen klingelte mein Onkel uns wach. Mein Stiefpapa war gestorben! Die Welt blieb für uns stehen….
Nur ein Jahr später bekam meine Mutter die Diagnose ,COPD` im Stadium 3-4, es war ernst.
Die Ärzte sagten, sie müsste sofort mit dem Rauchen aufhören! Natürlich tat sie dies nicht.
Alles Hoffen, Bitten, und Unterstützen hat nicht geholfen. Trotzdem habe ich gehofft, dass sie noch viele Jahre an unserer Seite ist.
Direkt nachdem sie ihre Diagnose bekam, stellte ich fest, dass ich schwanger war.
Ich dachte, dass das vielleicht eine schöne Motivation für sie sein könnte, das Rauchen doch sein zu lassen – aber die Sucht war stärker!
Es ging ihr immer schlechter. Meiner Mama fielen alltägliche Dinge immer schwerer, das Atmen wurde beschwerlich. Sie besuchte mehrere Kuren, Therapien und wir versuchten so oft es ging, sie zu besuchen. Trotzdem ging es ihr immer schlechter, wir konnten es kaum ertragen dabei zu zusehen.
Ich wollte so gerne meine Mama so lange wie möglich an meiner Seite haben, eine Oma für meinen Kinder.
Anfang dieses Jahres wurde ich mit unserem zweiten Sohn schwanger, es ging ihr bereits sehr schlecht. Inzwischen lebte sie in einem Plegeheim und zeitweise in einem betreuten Wohnen.
Wir wohnten über 800 Kilometer von ihr entfernt und so oft wie es ging, fuhren wir zu ihr.
Mein Sohn und meine Mama waren so unglaublich süß zusammen, ich versuchte jeden Moment mit Fotos festzuhalten.
Kurz vor der Geburt meines zweiten Sohnes wurden ihre Krankenhausaufenthalte mehr, aber sie erholte sich wieder etwas. Wir hatten die Hoffnung, noch genug Zeit zusammen zu haben und dass das Leben vielleicht doch noch ein paar Jahre für uns alle zusammen bereithält.
Als mein zweiter Sohn im September 2020 geboren wurde, merkte ich schon, dass meine Mama es gar nicht mehr so richtig aufnehmen konnte.
Mein kleiner Sohn wurde direkt krank und so verschob sich die Fahrt zu Oma immer weiter nach hinten. Mein Mann hatte schon ein ungutes Gefühl…
Meine Mama hat ihren zweiten Enkel mehrfach über Videotelefonie kennengelernt. Dann kam dann der Anruf, dass sie tot sei.
Sie ist nachts eingeschlafen, alleine, ohne dass ihr jemand die Hand hält. In meinem Ideal wären ihre Kinder an ihrer Seite gewesen, um ihr die Hand zu halten, genauso wie sie immer an unserer Seite war…
Ich habe mich noch einmal persönlich von ihr verabschiedet und ihr dabei ihren kleinen Enkel vorgestellt. Es war so furchtbar, aber gleichzeitig auch unglaublich friedlich, mit meinem Baby auf meinen Arm noch einen kurzen Moment mit meiner Mama zu haben…! Es fühlte so an, als wären wir zu spät gekommen, hätten uns für einen kleinen Moment verpasst!
Es bleibt immer immer so viel Unausgesprochenes, Dinge die ihr gerne gesagt hätte. Wie dankbar ich ihr bin, dass sie mir immer das Gefühl gegeben hat, wie sehr sie mich lieb hat. Ich hoffe morgens immer noch, dass alles nur ein Alptraum ist, ich aufwache und sie anrufen kann…!
Ich werde mich nicht daran gewöhnen, dass Menschen sterben und es zum Leben dazugehört.
Innerhalb von vier Jahren zwei so wunderbare Menschen gehen zu lassen, hinterlässt eine unaussprechliche Leere, die nie wieder gefüllt werden kann. Ich hoffe meine Mama und mein Stiefpapa machen es sich schön, dort, wo sie jetzt sind. Es tröstet mich ein wenig, zu wissen, das beide beieinander sind und vielleicht auch hin und wieder mal bei uns vorbeischauen. Dass beide nicht mehr leiden müssen und erlöst von diesen Schmerzen sind und wir uns eines Tages wieder in die Arme schließen….
Ich werde meinen Söhnen von ihrer Oma erzählen, sie am Leben erhalten und in die Welt hinausschreien, wie sehr sie geliebt wird!
Lasst mich euch Eines mit auf den Weg geben: Sagt lieber ein positives Wort mehr, als eines zu wenig. Schließt euch fest in die Arme, so oft ihr könnt. Denn eines ist klar: Wir haben uns nicht für ewig. Genießt und schätzt das Miteinander!“
Danke, dir, liebe Lena, dass du uns an deinen Gefühlen teilhaben lässt! Lena hat uns bereits einen weiteren Text geschrieben, in dem es um ihre Schwangerschaft geht. Diesen findest du hier.
Mehr von Lena lest ihr auf ihrem Instagram-Account fam_boning
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