Upsi. Mamaaaa!? „Versteht ihr jetzt, warum ich euch nicht mehr besuche?“

Eigentlich hatte ich nie gerne Besuch.

Dafür gab es viele Gründe. Es war unordentlich bei mir, nicht immer picobello sauber. Und ich genoss es, mal andere vier Wände zu sehen als meine. Zudem war ich früher nie so der mega-kommunikative Typ und hatte einen stressigen Job, deswegen fand ich es super, wenn ich mich verabschieden konnte, wenn ICH wollte, um zurück in meine Höhle zu gehen.

Tja, so war das mal. Jetzt bin ich Mama.

Mein Sohn ist zwei und so… lebendig, oder wie soll ich das nennen!?

Da ich in Teilzeit nicht in meinen alten Job zurückkehren konnte, haben mein Mann und ich entschieden, dass der Kleine erst mit drei Jahren in die Kita kommt und ich so lange mit ihm zu Hause bleibe.

Das habe ich nie bereut, im Gegenteil. Es ist herrlich. Aber natürlich lechze ich inzwischen nach Gesprächen mit anderen Erwachsenen, gerne auch mit solchen, die keine Kinder und somit ganz andere Themen haben. Das ist auch nicht das Problem, ich habe viele kinderlose Freundinnen.

Die ich wirklich regelmäßig und wahnsinnig gerne treffe. Das Tolle an ihnen:

Sie haben auch nichts dagegen, wenn mein Sohn mit von der Partie ist.

Und das ist er fast immer, denn mein Mann ist die ganze Woche beruflich unterwegs und nur am Wochenende zu Hause.

Meine Freundinnen wissen das und laden mich immer mit meinem Sohn ein. Ich weiß, dass sie es ernst meinen und dies nicht nur tun, weil er eben sowieso mit muss. Naja, zumindest bin ich mir sicher, dass sie es die ersten Male ernst meinten…

Es ist nämlich so: Ich möchte sie nicht mehr mit meinem Kind zusammen besuchen.

Und das nicht, weil es mir bei ihnen nicht gefällt. Ganz im Gegenteil: Sie haben wunderschöne Wohnungen und Häuser, toll (und teuer) eingerichtet und mit viel mehr Platz (,zum Spielen`) als wird.

Nun ist es aber so: In dem Moment, in dem wir eine fremde Wohnung betreten, spüre ich, wie es in meinem Sohn zu rattern beginnt: So viel Neues zu entdecken! So eine große Couch zum Hüpfen! Eine superflauschige Katze zum Jagen! Ein richtig gut zum Klettern geeignetes Regal! Was mag das bloß sein in diesen bunten Flaschen unter der Spüle?

Versteht ihr jetzt, warum ich euch nicht mehr so häufig besuche?

Es ist purer Stress für mich. Denn entweder lasse ich meinen Sohn machen (ihr beteuert mir mit zusammengepressten Lippen immer wieder, dass das okay ist) und mal ehrlich, ihr werdet uns nie wieder sehen wollen… Oder ich jage meinem Sohn hinterher, ermahne ihn, hebe ihn von Fensterbänken herunter… und bin für euch als Gesprächspartnerin nicht mehr existent.

Ein einziges Mal habe ich eine Einladung zur einem ,geselligen Abendessen` angenommen. Puh. Es fing beim Essen an („Mama, bääähhhh. was ist das denn Ekliges? Ich will Pommes!“) und hörte bei der Uhrzeit auf. Die ,Party` fing um 19.00 an (SCHON um 19 Uhr, uns zuliebe), um 19.30 liegt mein Kleiner eigentlich im Bett. Ich wusste dann auch wieder ganz genau, warum. Der ganze Abend war untermalt von müdem Gequengel und weinerlichen Anfällen.

Nee. Es ist, wie es ist. Wir sind zu Hause am besten aufgehoben.

Aber: Es liegt nicht an euch, es liegt nur an uns!

Ihr sollt nicht ,kindergerechter` werden, um Himmels willen. Ihr seid so super! Mein Leben ist es, was sich verändert hat, nicht eures. Eure Wohnungen sind genauso wunderschön wie immer und ich liebe es, dort zu sitzen, ohne den Dauergeruch von vollen Windeln und Plastikspielzeug.

Aber bitte versteht, dass ich euch lieber zu mir einlade, für die nächsten 18 Jahre 😉

Hier ist alles kindersicher, hier ist sein ganzes Spielzeug. Mein Sofa hat eh schon Flecken und unser alter Dackel Charlie ist Kummer gewöhnt. Wenn mein Sohn hier müde wird, kann ich ihn in sein kleines Bettchen legen, ohne ihn später wieder für den Heimweg wecken zu müssen und kann mich entspannt zu euch aufs Sofa setzen.

Für diesen inneren Frieden putze ich sogar freiwillig, räume auf und koche euch etwas anderes als Chicken Nuggets.“

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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Jasmin
Jasmin
1 Jahr zuvor

Ich empfinde voll mir dir. Mit einem kleinkind, welches voller Lebendigkeit ist, in ein kinderlose Haushalt zu gehen ist von Anfang bis Ende purer stress. Abgesehen von den unzähligen Gefahrenquellen, welche für kinderlose nicht sichtbar sind (Rasierer im Bad, waschmittelpods auf der Waschmaschine, nagelschere auf dem sideboard, etc etc etc) das Kind weiß sich dort einfach nicht so zu beschäftigen wie zu Hause und fordert unentwegt die Aufmerksamkeit von mir als Mami. Es ist einfach so liebe Freunde und Freundinnen nehmt Rücksicht auf uns Mami und kommt zu uns in die miefhöhle. Wir werden vorher mit absoluter Sicherheit alles mit febreze ein nebeln. Sobald ihr selber Kinder haben werdet dann werdet ihr uns verstehen und dankbar sein wenn wir zu euch kommen wenn das Kind im kiga oder schule ist

Anna
Anna
2 Jahre zuvor

Liebe Anonyme,

Schön dass ich dich nerve, aber mein Kind lässt sich in fremder Umgebung nur unter extremem Zeiteinsatz schlafenlegen und wacht morgens dann extrem früh und unausgeglichen auf. Ich mache mir auch keine sorgen um ein verschobenes Windlicht oder ein bisschen Chaos in deinem liebevoll dekorierten Zuhause. Ich mache mir eher Gedanken, dass das Windlicht nicht in den Glastisch geworfen wird, das Kind an der Mehrfachsteckdose lutscht (natürlich ungesichert), sich am nicht an der Wand befestigten Schrank hochzieht, diesen dabei umkippt und dann auf sich liegen hat, die hübsche Tischlampe am Kabel runterzieht etc.
Schön, dass du dich nicht für die neuen Teile in meinem Leben interessierst. Ich interessiere mich nämlich sehr wohl für deins und ein bisschen erfahren, was außerhalb des Kinderkosmos noch passiert, auch wenn ich ihm und seinem gnadenlosen Takt dabei nicht entkommen kann und ganz sicher ziemlich oft zwischendrin irgendwas rund ums Kind erledigen muss. Um die Zeitfenster dazwischen zu vergrößern bin ich übrigens auch bereit meine Kinder mit Fernsehen und anderen Dingen zu bestechen, die ich sonst nicht so erlauben würde, denn ich möchte mich wirklich gerne entspannt mit dir unterhalten

Anonym
Anonym
3 Jahre zuvor

Mami nach so einem Text möchte ich aber als Gegenseite auch etwas dazu sagen: nicht dein Kind stresst mich – sondern du! Dein falsches Gefühl nicht willkommen zu sein und als Störfaktor wahrgenommen zu werden. Wir kinderlosen Frauen haben kein Problem damit, wenn Sohnemann ein Windlicht verschiebt, die Katze rupft oder Trockenfutter nascht. Das eine lässt sich rückgängig machen, die Katze wird ihm schon selbst zeigen wenn es ihr zu bunt wird und ich kaufe immer in der Tierhandlung gute Qualität – das wird ihn nicht umbringen. Du stresst mit deinem permanenten rumgelaufen und gesäusle. Du nervst, weil man keinen ganzen Satz mit dir reden kann weil du das Kind nicht Kind sein lassen kannst. Du nervst, weil du nicht einfach vorm Abendessen sagst, was dein Kind ißt. Pommes sind nicht die größte Herausforderung im der Küche und können auch nebenher zubereitet werden. Die falsche Zurückhaltung und der Umgang mit mir als wären wir jetzt ach so unterschiedlich und ich werde es ja nicht verstehen. Wenn Kind müde wird leg es ins Gästezimmer und leg dich in drei Stunden nach drei Gläsern Wein doch einfach dazu – dein Mann ist nicht da – wartet doch nix zuhause. Ich möchte nicht immer in deine Komfortzone. Erstens – wie von dir erwähnt – riecht es nach Windeln. Zweitens – wie immer wieder festgestellt- dreht es sich in Gesprächen dann auch nur um deine Kinderroutine. Selbst gestampfte Karotten, Häschenhosen und das neusten Holzspielzeuge. Ich hab dich als eloquente Frau kennengelernt – da wirst du wohl auch managen können, dass wir uns einen schönen Abend machen können und mal nicht nur Glucke sein müssen.

Anonym
Anonym
3 Jahre zuvor

Oh ja! Das kenne ich auch!!!
Toll geschrieben und es zeigt das Dilemma zwischen Mama sein und „Ich“ bleibe zu wollen…