Seit über den digitalen Corona-Impfausweis gesprochen wird, erhitzt er die Gemüter. Ist er sinnvoll, um den ersten Personen schon wieder erste „Freiheiten“ zu ermöglichen – oder ist die Idee eine echte Farce und steckt voller haarsträubender Ungerechtigkeit?
Allen Kritiken zum Trotz hat die EU jetzt angekündigt, dass der europäische Impfausweis kommen wird – und das wohl schon am 1. Juni.
Denn eines der Ziele der Verantwortlichen: Reisen in den Sommerferien ermöglichen. Die WELT zitiert EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas: „Der Nachweis soll bis zum Beginn des Sommers einsetzbar sein, und der Sommer beginnt am 1. Juni.“
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen zum sogenannten „Digitalen Grünen Nachweis“:
„Mit diesem digitalen Zertifikat wollen wir unseren Mitgliedstaaten helfen, verantwortungsvoll und sicher die Freizügigkeit wiederherzustellen.“
Der Clou, der dem ganzen seine Ungerechtigkeit nehmen soll: Dokumentiert werden sollen nicht nur Impfungen, sondern auch alle Ergebnisse von zugelassenen PCR- und Schnelltests sowie überstandene Corona-Infektionen. Denn einer der wohl größten Kritikpunkte an der Idee des Impfausweises war der Punkt, dass er nicht nur Impfunwillige diskriminiere – sondern dass es auch noch ewig dauern könne, bis an sich Impfwillige auch geimpft wären! Sie dürften nicht dafür bestraft werden, dass sie in der Impfreihenfolge noch nicht an der Reihe gewesen wären. Daher sollen auch Tests und eventuelle Immunitäten durch die Erkrankung „zählen“.
Welche Vorteile der Nachweis allerdings wirklich öffnen soll, steht noch nicht fest.
Die EU-Staaten sind sich darüber uneins. Kanzlerin Angela Merkel beispielsweise hat sich deutlich gegen Erleichterungen für Geimpfte ausgesprochen, vor allem, solange noch wenige Menschen Chancen auf die schützende Impfung haben.
Griechenland und andere Urlaubsländer drängen hingegen darauf, Reiseerleichterungen mit einem solchen Dokument zu verbinden. Warum, liegt auf der Hand: Sie sind durch Reiseverbote und starke Einschränkungen wirtschaftlich stark gebeutelt.
Und Österreich will bereits in den nächsten Tagen die gesetzlichen Grundlagen für die Einführung des Impfpasses schaffen. Damit könnte er im April umgesetzt werden, sagt Kanzler Sebastian Kurz.
Somit herrscht auch bei diesem Thema noch alles andere als ein klarer, gemeinsamer Kurs. Aber dass der digitale europäische Impfausweis kommt, das scheint außer Frage zu stehen.