Als Mutter hat man es nicht leicht im Leben, als alleinerziehende schon gar nicht. Und das geht über den ja schon per se stressigen Alltag mit Kind(ern) deutlich hinaus, meint Marlen Hobrack.
Die Bloggerin und Autorin hat in einer Kolumne bei der ZEIT zum Rundum-Schlag ausgeholt. Sie kritisiert die Haltung gegenüber Alleinerziehenden – von Politikern, anderen Müttern, Männern und überhaupt allen, die jemals einen schrägen Blick auf die „arme Alleinerziehende“ geworfen haben. Denn es müsse sich dringend etwas verändern, meint sie.
Hilfe vom Staat: unzureichend
Das fängt an bei der (finanziellen) Hilfe des Staates, die, und da spricht Marlen tatsächlich allen Single-Moms aus der Seele, unzureichend ist. Denn die haben statt Elterngeld plus Einkommen des Mannes einfach nur Elterngeld.
Das kann ganz schön knapp ausfallen, vor allem, wenn junge Frauen Mütter werden, die nicht gerade einen Doktortitel haben bzw. die noch dabei sind, ebendiesen zu erwerben: „Während zum Beispiel das viel gepriesene Elterngeld gut verdienenden Frauen mit guter Ausbildung auch das Alleinerziehen erleichtert, sind Frauen, die Hartz IV oder Bafög beziehen, durch die Elterngeldregelung im Vergleich zum alten Erziehungsgeld wesentlich schlechter gestellt“, so die Studentin.
Besserung in Sicht beim Unterhaltsvorschuss
Aber zum Elterngeld kommt ja theoretisch noch etwas dazu, nämlich der Unterhalt. Allerdings eben nur in der Theorie, denn sehr viele Väter wollen oder können nichts dazu beitragen, dass es ihrer Ex-Sexualpartnerin und dem gemeinsamen Kind finanziell besser geht. Ebenfalls in der Theorie soll da der Unterhaltsvorschuss greifen, mit dem Marlene Hobrack auch so ihre Probleme hatte.
Die Neuregelung, die die Bezugsdauer von bisher sechs Jahren verlängert, sei wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung: „Vielleicht, weil sich herumgesprochen hat, dass ein Kind auch sechs Jahre nach einer Trennung ab und an noch materielle Bedürfnisse hat. Klingt logisch, hinderte die Familien- und Sozialpolitiker der Ära Helmut Schmidts aber nicht daran, eine vollkommen willkürliche Bezugsgrenze festzulegen, die beinahe drei Jahrzehnte lang nicht infrage gestellt wurde. (…) Das Argument, warum Alleinerziehende eine Verlängerung der Bezugsdauer gar nicht benötigen, war dabei wirklich unverschämt: Da sowieso viele auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen seien, brauche man die Reform gar nicht so dringend.“
In der Tat sind Alleinerziehende oft armutsgefährdet, denn die Jobsuche gestaltet sich meist sehr schwierig. Viele Firmen wollen keine Mütter, schon gar keine Mütter ohne Partner, einstellen.
Benachteiligt im Dating-Dschungel
Einen ebensolchen zu finden ist fast unmöglich, so Marlene. Sie argumentiert, dass selbst die tollste, intelligenteste, hübscheste Frau mit Kindern auf der „Datingskala“ höchstens noch eine 7,5 erreichen können, ohne Kind wäre sie eine glatte Zehn.
Sie kommen daher nur für zwei Arten von Männern als Partnerin in Frage, wie Marlene ironisch erklärt. Die erste sind die mit Helfersyndrom: „Die ach so verzweifelte Alleinerziehende ist ganz sicher dankbar. Der Beglückende tritt als der Prinz in schimmernder Rüstung auf, der die Alleinerziehende vor dem Elend der Einsamkeit rettet.“ Die zweite Art Männer sind die, die sich selbst nicht mögen: „An eine heiße Frau traut er sich nicht ran. (…) Der Selbstwertgeminderte ergreift die Chance, eine 7,5 zu erobern, die eigentlich eine 10 wäre. Weil sie bestimmt schon seit einer kleinen Ewigkeit keinen Sex mehr hatte, wird sie doch garantiert jeden nehmen!“
Soziales Ansehen im unteren Bereich
Die Gesellschaft an sich ist ja auch nicht unbedingt begeistert von Alleinerziehenden. Sie werden nicht als die Heldinnen gefeiert, die sie sind, die es unter widrigsten Umständen schaffen, ihren Kindern Liebe und Fürsorge zu geben, sondern kaum geachtet und manchmal sogar geächtet. Besonders, wenn sie im „Ranking“ weit unten stehen, wie Frauen, die von einem One-Night-Stand schwanger geworden sind, ohne Ausbildung oder vorherige Karriere. Ganz oben stehen dort diejenigen, die lange mit dem Vater verheiratet waren. Mitleid verdienen aber alle, „…schließlich werden Alleinerziehende oft mit den Attributen ‚überfordert‘, ‚verarmt‘ und ‚verzweifelt‘ belegt.“
Und so verlangt Marlen Hobrack, Mutter eines Sohnes, zur Lösung der Probleme etwas, das nicht neu ist und schon längst überfällig: Die Väter in die Pflicht zu nehmen, mehr Unterstützung vom Staat und eine bessere Kinderbetreuung.
Den ganzen Artikel lest ihr auf ZEIT online, mehr von und über die Autorin gibt es auf deren Blog.