„Ab 19.30 Uhr hat Mama Feierabend – und lebt ihr eigenes Leben!“

Je weiter der Tag fortgeschritten ist, umso anhänglicher wird meine Tochter. Kennt ihr das auch?

Sie wird müde-kuschelig, das Zubettgeh-Ritual dauert sehr lange und es ist die Zeit, die wir uns in der Regel auf jeden Fall als Familie zusammen nehmen – egal, wie der Tag bis dahin aussah.

Das ausfallen lassen? Ist bei uns undenkbar. Für meine Tochter allemal – aber auch für uns Eltern. Aber klar, so rosig, wie ich es jetzt hier beschreibe, ist es nicht immer und wenn es wirklich mal lange dauert, bis unsere Tochter eingeschlafen ist, kann man ja nach eigener Verfassung schon mal ungeduldig werden. Schließlich startet doof gesagt der „Feierabend“, wenn das Kind schläft. Die Zeit, in der man sich im besten Fall nur noch um sich selbst kümmern muss. (Okay, und im schlechtesten Fall auch noch um den Haushalt.)

Und genau diesen Feierabend nimmt sich eine Mama jeden Tag, pünktlich um 19.30 Uhr. Komme, was da wolle.

Das verrät Constance Hall auf dem Blog Mamamia. Die Australierin hat sieben Kinder – wow! Da möchte ich mit meinem einen Kind gar nicht rumhupen…

Mit so vielen Kindern heißt es natürlich, auch auf sich zu achten. „In einer großen Familie braucht es klare Grenzen“, schreibt sie also auch auf dem Blog. Und einer der Strategien von Constance lautet: Ab 19.30 Uhr ziehe ich mich zurück und bin nur noch im absoluten Notfall für meine Kinder erreichbar.

„Was immer sie danach brauchen, können sie selbst erledigen – es sei denn, es handelt sich um einen Notfall.“

Ab halb acht sage ich: ,Ich bin nicht deine Mutter, und ich bin eigentlich auch gar nicht hier. Ich bin nicht dein Sklave, ich bin nur eine Frau, die noch vor einer Stunde deinen Hintern abgeputzt hat, die ab jetzt aber Wein trinkt und mit ihrer Schwester am Telefon plaudert!`“

Natürlich gibt es eine Menge verschiedener Meinungen über ein so provokant geschriebenes Statement.

Ist das nun unverantwortlich, weil man seine Verantwortung gegen Abend an den Nagel hängt? Kinder damit zurückweist? Oder ist es durchaus vertretbar und eine gute Idee, um sich selbst stark zu machen für den nächsten trubeligen Tag?

Eine Kinder- und Jugendpsychologin wurde von RTL zu diesem Thema befragt und meint folgendes: „Auf der einen Seite lernen die Kinder so, sich um sich zu kümmern, sind aber auf der anderen Seite emotional oft unterversorgt. Sie wissen also, es gibt Zeitpunkte, da sind meine Anliegen und meine Bedürfnisse nicht wichtig – und dann fangen sie auch an, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Gerade wenn die Kinder noch im Kita- oder Grundschulalter sind, können wir nicht einfach Feierabend machen von unseren Kindern!“

Okay, es klingt also nicht nach einer sehr guten Idee, Feierabend von seinen Kindern zu machen. Aber es ist auch verständlich, wenn Eltern mal ihre Ruhepausen brauchen, oder?

Ich kann mir vorstellen, dass es ganz aufs Kind (oder eben die sieben Kinder in diesem Fall, die dann ja auch nicht einsam sind) und aufs Familienleben ankommt. Sind Kinder und Eltern den ganzen Tag getrennt, ist der gemeinsame Abend sicher wichtig! Verbringen sie aber den kompletten Tag viel Zeit miteinander, kann es eher funktionieren. So denke ich zumindest.


Auf jeden Fall war es Constance Hall klar, dass es Kritik für diesen Artikel regnen würde:

„Überlebenstipps für Großfamilien können dich immer in Schwierigkeiten bringen. Wann immer jemand seine ,Geheimnisse` verrät, um durch den Tag zu kommen, gibt es Gegenwind. Aber was soll’s! Es braucht Leute, die ganz klar sagen, wie sie es schaffen, ihren Familienalltag zu regeln.“

Und gilt nicht immer: Jede Mama tut ihr Bestes, um für ihre Kinder da zu sein. Und jede Mama ist die Beste für ihr(e) Kind(er)?

Für mich wäre diese Lösung keine Option, weil meine Familie eben ganz anders funktioniert. Aber verurteilen möchte ich Mütter nicht, die diesen Weg gehen und die Kinder das gut hinbekommen.

Wie findet ihr denn dieses Vorgehen? Unmöglich oder eigentlich eine ganz gute Idee?

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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