Ich gebe es offen zu: Ich habe ein Muttertags-Trauma.
Ich erinnere mich gut an mein eifriges Werkeln, Sticken, Töpfern als Kind in den Wochen davor, meine Mutter jedoch ließ jedes Jahr aufs Neue keine Gelegenheit aus, mir und meinen Schwestern den Unsinn dieses Tages zu erläutern. Und den mühsam gebastelten Blumentöpfen, Handabdrücken, Fensterbildern haftete immer ein Hauch des Nutzlosen an.
„Was wichtig ist, sind die anderen 364 Tage im Jahr“, sagte meine Mutter immer. Ich, selber Mutter zweier Töchter, sehe das ein wenig anders:
Natürlich sind alle Tage im Jahr wichtig, aber ich finde es auch wichtig, diesen einen Tag zum Anlass zu nehmen, um alle Scheinwerfer dieses Landes auf die Mütter zu richten und aus den Erkenntnissen zu lernen.
Erst recht und ganz besonders in diesem Jahr: Eine Ende 2020 veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung kam zu dem Ergebnis, dass in Deutschland die Verteilung der Aufgaben im eigenen Zuhause vorwiegend klassischen Rollenbildern zwischen Mann und Frau folgt. So gaben 69 Prozent der Frauen an, dass sie die generelle Hausarbeit erledigen, während das unter den Männern gerade einmal elf Prozent von sich behaupten. Ähnlich verhält es sich bei Kinderbetreuung und beim Homeschooling: Während jeweils mehr als die Hälfte der Frauen angab, die hier anfallenden Aufgaben zu übernehmen, waren es bei den Männern nur 13 und 15 Prozent.
Gleichzeitig ist zu befürchten, dass Mütter auch auf dem Arbeitsmarkt die großen Verlierer der Corona-Krise sein werden.
Erst kürzlich konnte man von einem sehr eindrücklichen Beispiel lesen: Die Modekette H&M hat offenbar mit ihrem coronabedingten Stellenabbau bei Beschäftigten in Elternzeit, vornehmlich Müttern, begonnen. Zwar sind Eltern während der Elternzeit in Deutschland geschützt, dieser Schutz erlischt aber an Tag eins nach der Elternzeit. Was fehlt, ist eine allgemeine, klare Regel, die jegliche Benachteiligung von Müttern und Vätern verhindert und sanktioniert.
Aus diesem Grund habe ich mit der Arbeitsrechtlerin Sandra Runge Anfang des Jahres die Initiative #proparents gegründet und eine Petition gestartet.
Wir fordern die Aufnahme von Elternschaft als Diskriminierungsmerkmal in das Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Denn: Mütter und auch Väter dürfen nicht abgestempelt werden. Sie dürfen im Job nicht mehr ständig benachteiligt werden. Wie oft das noch vorkommt und wie falsch das ist, muss in die Köpfe. Davon werden wir alle, Eltern und Nichteltern, profitieren.
Alle Infos findet ihr hier: www.proparents.de
Wer die Petition von #proparents unterstützen möchte, kann das HIER tun.