Was fehlt Kindern und Jugendlichen in Deutschland am meisten? Was wünschen sie sich wirklich von ihren Eltern? Auf jeden Fall keine Barbie, kein neues Playmobil-Spielzeug, oder ein Fidget Spinner. So viel kann schon einmal verraten werden.
Kinder wünschen sich von ihren Eltern vor allem eins: sie wünschen sich mehr Beachtung.
Das kam jetzt durch eine neue Untersuchung der Universität Bielefeld im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung ans Licht. Und mit dieser Erkenntnis leider auch sehr schockierende Zahlen.
Denn was eigentlich selbstverständlich sein sollte, wird von vielen Kindern in Deutschland gerade sehr vermisst. Fast jedes dritte Kind und jeder fünfte Jugendliche fühlen sich von ihren Eltern nicht beachtet. Sie fühlen sich vernachlässigt und allein gelassen.
Insgesamt sind 1,9 Millionen Kinder und Jugendliche aus Deutschland betroffen.
Und diese Situation hat gravierende Folgen. Nicht beachtete Kinder und Jugendliche weisen Defizite in ihrem Selbstbewusstsein, Vertrauen, ihrer Lebenszufriedenheit und Empathiefähigkeit auf.
Prof. Dr. Holger Ziegler, der die Studie mitbegleitete, warnt: „Wenn Kinder das Gefühl haben, dass innerhalb der Familie nicht auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird, ist das eine erschreckende Erkenntnis. Denn nicht vorhandene Achtsamkeit ist für die Entwicklung von Kindern so gravierend wie ein Leben in Armut.“
Und noch eine Erkenntnis der Studie: Emotionale Vernachlässigung kann immer und überall auftreten. Es ist egal, ob die Eltern arm, reich, gebildet, ungebildet, zusammen, oder getrennt sind. Ob sie deutsch, oder einen Migrationshintergrund haben.
Achtsamkeit ist keine Frage des sozialen Status, der Familienkonstellation, oder vom Migrationshintergrund.
Das wird mit folgendem Beispiel erklärt: „Ein gemeinsamer Hausputz inklusive Gesangseinlage kann sehr wohl achtsam sein. Der Zoobesuch, während dessen die Eltern die ganze Zeit aufs Handy schauen, dagegen nicht.“
Bleibt nur zu hoffen, dass sich an dieser Situation bald etwas ändert.
Dass viel mehr Kinder und Jugendliche in Zukunft folgende Sätze von ihren Eltern zu hören bekommen:
– Wie war dein Tag?
– Was denkst du?
– Wie fühlst du dich?
– Wollen wir etwas gemeinsam unternehmen?
– und der wichtigste Satz: „Ich habe dich lieb“.
Die Schirmherrin der Bepanthen-Kinderförderung, Familienberaterin Katia Saalfrank rät allen Eltern: „Seid offen, unvoreingenommen, zugewandt und interessiert, bewertet nicht, hört zu und fragt nach. Aus Monolog wird Dialog. Nicht die Quantität, sondern die Qualität der gemeinsam erlebten Zeit ist wichtig.“