Die Kupfer- und Gold-Spirale ist ein beliebtes Verhütungsmittel, sie kommt ohne Hormone aus und gilt als äußerst sicher. Zumindest, wenn kein Fehler passiert, so wie leider bei einem spanischen Hersteller geschehen sind. Die Folge: 750 Frauen aus Österreich bekamen eine fehlerhafte Spirale eingesetzt, einige von ihnen sind ungewollt schwanger geworden.
Eine von diesen Frauen ist Ines K. , sie erzählt dem österreichischen Magazin Heute: „Ich ließ mir 2017 eine Kupfer-Spirale einsetzen, war regelmäßig bei der Kontrolle. Einen Monat nach der letzten Untersuchung bei der Gynäkologin bekam ich meine Tage nicht. Ich machte einen Schwangerschaftstest, der positiv ausfiel.”
Spanischer Hersteller liefert fehlerhafte Spiralen
Ein Schock für die Grafikerin aus der Steiermark. Ein anschließender Ultraschall zeigt deutlich, dass ihre Spirale gebrochen ist, offenbar ist ein Seitenarm abgebrochen. Außerdem gut zu erkennen: Die 28-Jährige erwartet ein Mädchen. Nach dem ersten Schrecken kann sich Ines K. aber über die unerwartete Schwangerschaft freuen.
Ines K. ist nur eine der Dutzenden Frauen, die nun ungewollt schwanger sind, obwohl sie sich für eine (eigentlich) sichere Verhütungsmethode entschieden haben. Schuld soll der Zulieferer eines spanischen Herstellers sein, der einen Produktionsfehler übersah.
Hersteller informierte Gynäkologen bereits 2019
Im September 2020 warnte dann sogar das österreichische Gesundheitswesen vor den Spiralen der Modelle von Ancora, Novaplus und Gold T aus dem Jahr 2015. Denn neben einem Bruch können auch ungewollte Schwangerschaften und Verletzungen an der Gebärmutter auftreten, wenngleich dies eher selten vorkommt.
Der Hersteller informierte die Gynäkologen darüber sogar schon 2019 – mit der Empfehlung die Patientinnen zu informieren. Davon sahen aber viele ab, um eine unnötige Panik zu vermeiden, wie das Newsportal Heute.at berichtet. Eine fragwürdige Entscheidung, die nun nach sich zieht, dass einige Frauen mit ungewollten Schwangerschaften konfrontiert sind.
Betroffene wünschen sich, dass der Hersteller Verantwortung übernimmt
So wie auch Tanja S. (Name geändert). Als sie im Dezember 2020 bemerkt, dass ihre Spirale defekt ist, ist es schon zu spät, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Auch sie erwartet ein Baby, ein Abbruch war allerdings noch möglich. Die 26-jährige Studentin lässt sich beraten und überlegt bis zum Schluss, ob sie das Kind bekommen soll.
Schließlich entscheidet sie sich dafür, auch wenn das bedeutet, dass sie ihr Studium abbrechen muss. Sie ist inzwischen zu ihrem Freund gezogen und wird im September zum ersten Mal Mutter werden. Sie wünscht sich trotzdem, dass der Hersteller zur Verantwortung gezogen wird.
Einige der Frauen lassen abtreiben
Doch so wie Tanja und Ines entscheiden nicht alle Frauen. Einige von ihnen haben keinen Kinderwunsch, manche sind sehr jung oder aus anderen Gründen nicht in der Lage, die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Das ändert sich auch nicht, als sie von ihrer Schwangerschaft erfahren. Diese Frauen lassen einen Abbruch vornehmen.
Inzwischen gibt es eine Sammelklage von 750 Betroffenen gemeinsam mit dem Verbraucherschutzverein gegen den spanischen Hersteller. Dieser hatte einen Vergleich abgelehnt, nun geht es um Schadensersatz. Die Höhe der möglichen Abfindung hängt dann vom individuellen Einzelfall ab und kann zwischen 7.000 und 15.000 Euro betragen.
Inwiefern diese das psychische Leid der Betroffenen aufwiegen kann, bleibt allerdings fraglich. Weitere Infos zum Thema „schwanger trotz Spirale” findet ihr übrigens hier.