Eine Mutter rächt sich an dem Mann, der ihr Kind verletzt hat.
In der britische The Sun erinnert sich Sarah Sands an den dramatischen Abend, an dem sie die Beherrschung verlor.
Aber: Was war überhaupt passiert?
Sarahs Sohn Bradley (damals 12 Jahre alt) half im Geschäft von Michael („Mick“) Pleasted aus, dem Nachbarn der Familie. Das war 2014, er wollte sich ein wenig Geld dazuverdienen. Doch nach ganz kurzer Zeit hörte er auf, dort zu arbeiten.
Sarah macht sich darüber nicht viele Gedanken – bis sie hört, dass der 77-jährige Michael des Kindesmissbrauchs an zwei 12-Jährigen beschuldigt worden war.
Als sie das Bradley erzählt, bricht er zusammen.
Sarah erzählt den Reportern: „Er zog sich an den Haaren, schaukelte seinen Körper, zitterte und weinte. Er sagte immer wieder zu mir: ,Ich hätte es dir vorher sagen sollen – das hätte ihn davon abhalten können, diese anderen Jungs zu bekommen‘. Die Schuldgefühle, ihn nicht beschützt zu haben, überwältigten mich,“ erklärt Sarah.
„Da habe ich das Messer genommen und bin zu Mick gegangen.“
Eigentlich hatte sie damit andere Pläne: „Ich erinnere mich, dass ich ein Messer in die Hand nahm und zu Mick ging. Ich wollte ihn dazu überreden, sich schuldig zu bekennen, damit Bradley nicht aussagen muss. Er öffnete die Tür und grinste. Er war eingebildet und schroff. Er wollte mir nicht zuhören“. Das reizte die aufgewühlte Fünffachmutter zusätzlich. Sie rammt dem 77-Jährigen mit dem Messer in die Stirn.
„Ich konnte nicht zulassen, dass noch jemand verletzt wird – jemand musste doch die Leute beschützen!“
Der 77-jährige wurde tot in seiner Londoner Wohnung gefunden. Und 2015 wurde Sarah für diese Straftat verurteilt. Sie wurde des Totschlags wegen Kontrollverlusts für schuldig befunden und zu dreieinhalb Jahren hinter Gittern verurteilt.
Während ihres Prozesses stellte sich heraus, dass Michael Pleasted bereits 24 Mal wegen Sexualdelikten, die mehr als drei Jahrzehnte zurücklagen, verurteilt wurde.
„Ich habe getan, was jede Mutter tun würde, weil er das meinem Sohn Bradley, meinem kleinen Jungen, angetan hat.“ sagt die heute 38-Jährige im Interview mit der Zeitung. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich dazu fähig sein würde. Ich bin nicht stolz darauf, aber wenigstens weiß ich, dass er niemanden mehr verletzen kann. Ich bin kein schlechter Mensch, aber ich weiß, dass ich etwas Schlechtes getan habe. Ich habe das nie geleugnet und ich wurde bestraft.“
Sie weiß, das sie nie wieder töten wird: „Ich sehe mich nicht als Mörderin, aber ich bedaure nicht, was ich getan habe. Ich war eine Mutter, die verzweifelt ihre Kinder beschützen wollte.“
Im August 2018 kommt Sarah aus dem Gefängnis und kehrt endlich zu ihrer Familie zurück. Mit ihrem Buch „Loss of Controll“ (zu Deutsch: Kontrollverlust) möchte sie diese dunkle Zeit endgültig hinter sich lassen.
Von Mutter zu Mutter, völlig verständlich. Nicht jede Mutter würde so handeln natürlich, aber ich glaube ich hätte auch so gehandelt. Fürchterlich!