Jeder von uns kennt sie, ob schwanger oder schon mit Kind: die Sorge eine schlechte Mutter zu sein. Uns alle macht sie unfrei – irgendwie. Aber warum nur? Eigentlich wollte ich nie Kinder bekommen. Der Grund: Weil ich mich nicht für eine gute Mutter hielt. Es gab diesen Moment in meiner Kindheit, als ich noch klein war, da fühlte ich mich plötzlich allein.
Ich dachte, weder meine Mutter noch mein Vater wären für mich da. Es war schwarz, es war gruselig und ich eben so allein! Ich fand es schrecklich! Natürlich hätten meine Eltern es nicht vermeiden können, dass ich an diesen Punkt komme, und natürlich würde ich es bei meinen Kindern auch nicht vermeiden können. Tatsächlich war dies lange Zeit einer meiner Gründe, mich gegen Kinder zu entscheiden.
Sind wir nicht alle vom Rabeneltern-Gen betroffen?
Wir alle machen Fehler, wir alle machen uns Sorgen, nicht genug zu tun oder vielleicht zu viel. Wir arbeiten und fragen uns, ob wir nicht mehr Zeit mit unseren Kindern verbringen sollten. Und immer mal wieder drängt sich der Gedanke auf: „Bin ich eine gute Mutter? Bin ich ein guter Vater?“
Wir lesen im Internet, lesen Bücher, fragen Freunde, müssen Entscheidungen treffen, um dann mit den Konsequenzen zu leben, die wir für ein anderes Leben als unser eigenes getroffen haben. Manchmal geht der Gedanke, Rabeneltern zu sein, schnell wieder weg, manchmal bleibt er im Kopf. Manchmal merken wir gar nicht, wie diese Sorge unser Handeln bestimmt.
Schon in der Schwangerschaft konnte man mich ganz leicht mit der Frage: „Trinkst du etwa Kaffee?“ aus dem Konzept bringen.
Ich hatte mich schlau gemacht, und es ist durchaus okay, ein bis zwei Tassen Kaffee am Tag zu trinken. Ich habe mich so verhalten, als ob dies nun für mich gilt, war jedoch selbst scheinbar nicht wirklich überzeugt davon.
Ich fühlte mich, wenn ich Kaffee trank, ständig wie eine schlechte Mutter, dabei war mein Kind noch gar nicht auf der Welt. Ständig rechtfertigte ich mich. Und dann hab ich es einfach gelassen. Ich hab einfach keinen Kaffee mehr getrunken im letzten Teil meiner Schwangerschaft.
In Wirklichkeit wollte ich doch nur das Beste für mein Kind.
Wir waren im Sommer 2013 in Norwegen mit dem Camper. Und ich erinnere mich noch gut, wie ich mit meinem Mann Thies am Meer saß und zu ihm sagte: „Ich möchte ein Baby.“ (Danach lagen wir uns weinend in den Armen)
Wie war das möglich? Ich hatte vorher akzeptiert, nicht die beste Mutter sein zu müssen. Fehler machen zu dürfen. Und ich würde mein Herz verschenken und die beste Mutter sein, die ich sein kann.
Natürlich geht der Gedanke nicht für immer weg. Ich werde eine Rabenmutter bleiben. Jedes Mal, wenn ich mit einem Gedanken Frieden geschlossen habe, wird etwas anderes auftauchen. Und das ist okay. Schließlich bin ich auch nur ein Mensch.
Für mich ist ganz klar: In Wirklichkeit wollen wir alle das Beste für unser Kind.
Und wir werden die besten Eltern sein, die unser Kind haben wird.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog Marryville, das Inken Arntzen mit ihrem Mann Thies betreibt. Inken ist Coach, Beraterin, Gründerin und steht dafür ein, dass Familien eine selbstbestimmte Geburt erleben dürfen. Sie ist HypnoBirthing Kursleiterin in Ausbildung, Gründerin des Superheldentraining, Mitgründerin des Netzwerks Digital Media Women, und Organisatorin der Social Media Week Hamburg. Siehe auch www.meyola.de.