„Meine Familie muss gerade eine schwere Zeit durchmachen. Aber von Anfang an: Mein Mann arbeitet als Kassierer im Einzelhandel. Bei seinem alten Arbeitgeber gab es nach fast fünf Jahren guter Zusammenarbeit plötzlich Probleme, weil mein Mann es gewagt hat, zwei Monate Elternzeit zu nehmen.
Kurz bevor mein Mann nach der Elternzeit wieder zurückkam, hörten wir schon Gerüchte, dass er vom Filialleiter ‚rausgeekelt‘ werden soll. Der stellvertretende Filialleiter ist ein guter Freund von uns, er konnte uns immerhin vorwarnen. Dann ging es auch schon los: Plötzlich hieß es, dass sich alle über meinen Mann beschweren würden und die Kollegen ein Problem mit ihm hätten.
Mein Mann war wahnsinnig verunsichert und suchte das Gespräch mit den Kollegen, mit denen er zum Großteil auch befreundet ist.
Alle versicherten ihm, dass keiner sich über ihn beschwert hätte. Die Aussagen des Filialleiters waren also vermutlich nur vorgeschoben. Nach der Elternzeit wurde mein Mann dann auch noch einfach in eine komplett andere Abteilung versetzt, direkt vor das Büro des Filialleiters, wo dieser ihn rund um die Uhr beobachtete.
Als mein Mann versuchte, dagegen vorzugehen, da er nicht rechtzeitig über den Wechsel der Abteilung informiert wurde, wurde ihm nicht einmal zugehört. Der Chef meinte nur, das würde ja ganz genau zeigen, was er für einer sei. Als wäre das noch nicht genug, bekam mein Mann dann auch noch ganz merkwürdige Schichten zugewiesen, die ein Familienleben nahezu unmöglich machten.
Irgendwann wurde es einfach zu viel, mein Mann sah sich nach einer neuen Stelle um und kündigte im März 2021.
Der Chef versuchte sogar noch, meinem Mann einen Aufhebungsvertrag aufzuschwatzen, obwohl er genau wusste, dass wir ein kleines Kind zu Hause haben.
Entsprechend waren wir einfach nur froh, dass mein Mann einen neuen Job hatte, der sogar einen kleinen Aufstieg beinhaltete – vom Kassierer zum stellvertretenden Filialleiter. Für die Einarbeitung wurde er erst einmal acht Wochen in einer anderen Filiale eingesetzt. Dort lief alles problemlos, er hat sich total wohlgefühlt. Wir waren beide erleichtert und so begannen wir Anfang Juni mit einer Kinderwunschbehandlung für ein zweites Kind.
Wir haben wirklich geglaubt, dass alles super ist.
Seit Mitte Juni arbeitet er nun in der Filiale, für die er auch eingestellt wurde. Die Probleme kamen innerhalb von wenigen Tagen. Plötzlich gab es Bemerkungen, er sei zu langsam, hätte nicht den Überblick. Im Umgang mit den Kunden und beim Kassieren und allem drum und dran sei er super, aber beim Ware einräumen und bei der Organisation gäbe es Defizite.
Gestern hatte er dann ein Gespräch mit seinem Vorgesetzten. Dabei wurde ihm deutlich gesagt, wenn er sich nicht zusammenreißt, schafft er die Probezeit nicht, die im Oktober vorbei ist. Auf Verdacht habe ich vorhin mal nachgeschaut: Die Firma hat seine Stelle bereits gestern neu ausgeschrieben. ?
Ich bin momentan in Elternzeit zu Hause, unser Kind ist 14 Monate alt.
Wir sind gerade mitten in der Kinderwunschbehandlung und ich bin mir sicher, dass es wieder geklappt hat, kann das aber erst in der nächsten Woche testen. Ich bekomme nur 150 Euro Elterngeld, mein Mann ist also Alleinverdiener.
Ich habe während der Schwangerschaft mit unserem ersten Kind meine Erzieherausbildung gemacht. Eigentlich war der Plan, zunächst ein zweites Kind zu bekommen und dann das Anerkennungsjahr zu machen. Wir wollten, dass der Altersunterschied der beiden nicht zu groß ist und deswegen hätte ich beruflich ausgesetzt, bis unsere Kinder zwei und vier Jahre alt gewesen wären, um danach durchzuarbeiten. Teilzeit im Anerkennungsjahr wird schwierig, weil ich auch in die Schule muss und die ist den ganzen Tag.
Jetzt weiß ich nicht weiter.
Einen Krippenplatz habe ich natürlich auch nicht. Es war ja nicht geplant, dass mein Mann seinen Job verliert. Und sollte ich wirklich schwanger sein, darf ich nicht im Kindergarten arbeiten wegen fehlender Antikörper. Ansonsten hätte ich wenigstens fragen können, ob die mich auch so beschäftigen.
Mir dreht sich gerade alles, ich bin sehr durcheinander. Aber es hilft ja alles nichts. Mein Mann schreibt bereits Bewerbungen an alle freien Stellen. Auch Initiativbewerbungen schreiben wir. Wir wohnen aber leider in einem kleinen Dorf, so viele Stellen gibt es hier nicht – aber wir schreiben so viele wie möglich.
Rückblickend war der stellvertretende Job einfach nicht das richtige für ihn ? Aber wir dachten wirklich, dass es super läuft.”
Liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank für deine Geschichte. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft.
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