Wahrscheinlich war das mein Schlüsselerlebnis:
Zwei Notärzte via Rettungswagen mitten in der Nacht von Sonntag auf Montag bei uns zu Hause. Ich halte meine noch nicht einmal drei Monate junge Tochter in meinen Armen, die (nachdem sie zuvor schrei-weinend aufgewacht war) völlig erschöpft und mit rotgeweinten Augen Blutdruck- und Pulsmessen über sich ergehen lässt.
Um festzustellen: Auf der ersten Blick alles in Ordnung.
Aber wie das mit uns Müttern so ist, vor allem wenn wir ganz neu sind in diesem Job – wenn wir so ein Bauchgefühl haben, dann haben wir eben dieses verdammte Bauchgefühl. Und manchmal muss dann eben auch der Notarzt gerufen werden.
Ich weiß nicht, wovor ich mehr Angst hatte: Dass sie die Nacht nicht überlebt oder ich.
Natürlich – n a t ü r l i c h – haben wir beide die Nacht sehr gut überstanden.
Und auch den nächsten Tag, an dem wir bei der Babymassage waren, wo ich meine Zwillingsmädchen zweiwöchentlich wog. Um dann festzustellen, dass Kind Nr. 2, also die, weswegen ich diesen Aufriss in der Nacht veranstaltet hatte, nicht merklich zugenommen hatte.
Ein noch nicht mal drei Monate altes Kind? Nicht zunehmen?
Ich habe während der Schwangerschaft und auch danach auf das Lesen von Ratgebern verzichtet. Doch auf einmal meldete sich mein Bauchgefühl.
Langer Rede kurzer Sinn: Der Kinderarzt stellte fest, dass Kind Nr. 2 sehr viel Luft im Bauch hatte, nicht richtig trinkt und beim Trinken zu viel Luft schluckt. Ergo war der Bauch dick, wir kamen nicht einmal auf die Idee, dass das Kind nicht satt wurde. Und gemeldet hatte sie sich auch nicht, sondern die ganze Zeit geschlafen.
Als Mama von Zwillingen dachte ich eigentlich, die Ruhe und Entspannung in Person zu sein. Bin ich auch – solange es nicht um das Thema Essen geht.
Die Lösung des Problems war also: Flasche zusätzlich zum Stillen, mehrfach täglich wiegen und hoffen, dass das Milchpulver seinen Dienst erfüllt. Hat es auch. Nach fünf Tagen wog das Kind 900 Gramm mehr und wir haben mit drei Monaten die 5-Kilo-Grenze geknackt.
Seitdem war Ernährung bei uns kein Thema mehr. Bis die nächste Umstellung kam, von Flasche auf Brei. Und damit der nächste Spaß begann: das Rumgepansche, das Ausspucken von Essen, für das ich spätabends in der Küche stand und das Herumspielen mit Zunge, Mund, Essen und was den Mädels sonst noch so einfiel.
Ich weiß, das machen kleine Kinder so, aber mich hat es schier wahnsinnig gemacht… ich hasse es einfach, andauernd Essensreste wegzuwischen.
Dazu die Spielchen: „Wir werfen unsere Schüsseln runter“, „Wir spucken Essen aus“, „Wutanfall, weil wir alles alleine machen wollen“ oder „Wir lassen den Mund einfach mal zu“. Dann steckt die Eine die andere auch noch an. Für mich war es immer das Schlimmste, wenn meine Kinder das Essen verweigert haben.
Es gab Momente, in denen ich in unserer Schuh- und Rumpelkammer stand und einfach nur laut geschrien habe (ich konnte ja schlecht zwei Babies anbrüllen), bis zehn gezählt habe und entspannter zurückgekommen bin.
Dann fragte ich mich: Bin ich eigentlich bescheuert? Warum mache ich mir so einen Druck? Ich wollte „Ernährung und Essen“ nicht zu einem Dauerthema und nicht zu einem Stressfaktor werden lassen.
Essen sollte Spaß machen. Und zwar uns Allen.
Also versuchte ich, zu vertrauen. Auf den Kinderkörper, der schon weiß, wann er Hunger hat. Und auf meine Mädels, die eigentlich gute Esser sind und mir einfach zu verstehen geben, wenn sie etwas nicht mögen.
Bei der Familienküche habe ich mir geschworen, daß es anders laufen sollte. Indem ich auf die Bedürfnisse der Kinder eingehe und vor allem: mögliche Stressfaktoren gar nicht erst auftreten lassen. Lange Lätzchen helfen zum Beispiel. Ich erwähnte ja bereits meine Aversion gegen Essenreste…
Die Grundkriterien müssen stimmen, dann macht Essen auch Spaß.
Somit habe ich die Kinder eingepackt in seeeeehr lange Lätzchen mit Armen, mich mit Waschlappen bewaffnet und (natürlich!!!) keine perfekten Tischmanieren erwartet. Mir reichte es völlig aus, wenn so viel Essen wie möglich vom Teller (mit hohem Rand) über Löffel oder Gabel (aus Kunststoff) im Mund und im Magen landete.
Ich habe festgestellt, dass Essen mit einer Konsistenz, die gut zusammenklebt oder einfach aufzupicken ist, dabei extrem hilfreich ist. Denselben Effekt haben geschmacksintensive Zutaten wie zum Beispiel Kräuter (anstelle von viel Salz) und wenn sich die Kinder ihr Essen selbst auf den Teller tun dürfen.
Wenn ich eins gelernt habe, ist es das: Je weniger Stress ich mir mache, umso entspannter kann ich meinen Kindern gegenübertreten und umso länger ist mein Faden in Sache Geduld.
Also, liebe Mamas – ja, es ist eine Floskel, aber trotzdem: Entspannt euch! Das ist nicht immer einfach, aber es macht so vieles einfacher. Versprochen.
Christin ist Zwillingsmädelsmama, Foodbloggerin und hat gerade ihr erstes e-Book „Family Kitchen“ herausgebracht, das sich mit dem einfachen Start in eine gesunde Familienküche beschäftigt. Mehr Infos und Gratis-Download unter www.familykitchen.de