„Ich lese sehr gerne die Geschichten anderer Muttis bei „Echte Mamas“ und denke schon länger darüber nach, auch meine Geschichte von unserem zweiten Wunder zu erzählen, um anderen Mamas in ähnlicher Situation Mut zu machen oder einfach zu informieren.
Schon unseren ersten Schatz zu bekommen, war nicht einfach.
Nach Jahren des unerfüllten Kinderwunsches half uns letztendlich eine künstliche Befruchtung zu diesem Wunschkind. Unser Traum war aber noch nicht vollständig erfüllt, denn für unsere kleine Familie wünschten wir uns noch ein Geschwisterchen.
Diesmal versuchten wir es erst gar nicht lange auf dem natürlichen Weg, sondern ließen unsere kryokonservierten Eisbärchen, welche noch aus der künstlichen Befruchtung unserer Tochter übrigen waren, in mehreren Versuchen auftauen. Leider wollte sich, obwohl die Zellteilung bei einem Großteil wieder in Gang kam, keines mit Erfolg einnisten. Bei einem der drei Versuche hielt ich zwar einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen, verlor den Embryo aber bereits in der sechsten Woche wieder.
Also wagten wir erneut die künstliche Befruchtung, welche bei uns ja bereits so erfolgreich durchgeführt worden war.
Die Enttäuschung war groß, als es diesmal nicht wieder im ersten Anlauf klappte. Nachdem wir das verkraftet hatten, wollten wir noch einen Versuch wagen. Wir hatten den Entschluss gefasst, dass dies der letzte Versuch sein sollte, noch ein Kind zu bekommen. Sollte es wieder nicht klappen, wollten wir zu dritt glücklich bleiben.
Aber diesmal lief alles perfekt. Man setzt mir zwei wunderschöne Blastozysten ein, wir drückten die Daumen und es klappte. Zu meinem Geburtstag machte ich uns das schönste Geschenk: Einen positiven Schwangerschaftstest. Jetzt begann die Zeit des Bangens.
Würde es dieses Mal gut gehen?
Nach wenigen Wochen begleitete mich die Übelkeit und Sodbrennen als Schwangerschaftsbeschwerden durch die Tage . Die erste Untersuchung beim Frauenarzt bestätigte die Schwangerschaft und man konnte bereits das kleine Herzchen schlagen sehen. In der zweiten Untersuchung ereilte uns dann die große Überraschung.
Meiner Ärztin und mir blieb beim Ultraschall kurz die Luft weg – da waren doch tatsächlich zwei kleine Erdnussflips auf dem Monitor zu erkennen.
Wow, wir wussten gar nicht wohin mit unseren Gefühlen.
Zum einen waren wir überglücklich und zum anderen war da die Angst, wie man das mit einem Doppelpack als Ergänzung zu unserer nicht gerade pflegeleichten Großen alles bewältigen sollte. Nach einigen Wochen hatten wir uns mit dem Gedanken angefreundet und freuten uns auf unser doppeltes Glück. Die ersten zwölf Wochen vergingen zäh, aber wir schafften es, begleitet von den unangenehmen Schwangerschaftsbeschwerden.
Wir verkündeten die frohe Kunde im Freundeskreis und in der Familie und lernten einiges über Zwillingsschwangerschaften. Monochorial-diamnial, so ist das Fachwort für unsere Schwangerschaft. Meine Kleinen wohnten also in einem Haus, in zwei getrennten Zimmern. Sie waren eineiig und teilten sich eine Planzenta.
Von meiner Ärztin wurden wir über die Risiken aufgeklärt und ab der 16. SSW wurde eine zusätzliche Überwachung im Perinatalzentrum empfohlen.
Die Nackenfaltenmessung verlief ohne kritischen Befund. Allerdings schlich sich circa ab der 12. Woche ein ungutes Bauchgefühl ein, da einer der beiden in der Entwicklung hinterher hinkte. Meine Ärztin beruhigt mich bei den sehr engmaschig angesetzten Routineuntersuchungen damit, dass das immer mal der Fall sein kann und der Kleine bestimmt auch wieder aufholt.
Meine Schwangerschaftsbeschwerden wurden immer schlimmer. Zu der Übelkeit gesellten sich quälende Rücken- und Symphysenschmerzen. Dafür bekam ich einen Stützgürtel und Physiotherapie verschrieben, was allerdings wenig half. Ich konnte bald nur noch kurze Strecken ohne Schmerzen laufen.
In der 19. SSW hatten wir die erste Untersuchung im Perinatalzentrum – einen Tag nach dem Geburtstag unserer Tochter.
Wegen der Corona-Situation war das die erste Untersuchung, zu der mich mein Mann begleiten konnte. Der Professor schallte sehr lange und sagte wenig. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit eröffnete er uns, dass unsere Zwillinge wohl an dem Fetofetalen Transfusionssyndrom (kurz FFTS) litten. Dabei handelt es sich um eine meist sehr schwere Durchblutungs- und Ernährungsstörung eineiiger Zwillinge. Ein sehr seltenes Krankheitsbild, dass nur bei einer von 1500 Schwangerschaften auftritt.
Dem kleinen Zwilling ging es schon sehr schlecht und in seiner Entwicklung fiel er weit aus der Norm. Der Professor schickte uns daher noch am selben Tag zu einem Spezialisten und riet zu einer möglichst kurzfristigen Laseroperation. Für uns wurde von jetzt auf gleich unsere Welt aus den Angeln gehoben. Wegen der Pandemie konnte mein Mann nicht mit in die Klinik und fuhr am gleichen Abend wieder zurück, um bei unserer Tochter zu sein.
Ich wurde gründlich untersucht und der OP-Termin gleich für den nächsten Tag angesetzt.
Der Professor machte uns für unseren kleinen Zwilling nicht viel Hoffnung, da zusätzlich zur ungünstigen Vernetzung der Blutgefäße auch sein Plazentaanteil kleiner war. Die OP verlief zu unserem großen Glück erfolgreich und danach verbrachte ich die nächsten 24 Stunden wartend und mit Wehenhemmern über den Tropf versorgt auf dem Zimmer.
Da Wochenende war, wurde ich erst am nächsten Abend von einem Oberarzt untersucht. Auch er schallte lange. Dem großen Zwilling ging es gut, welche Erleichterung. Aber dann teilte mir der Arzt mit betretender Stimme mit, dass unser kleiner Zwilling leider gestorben sei. Ich war wie in Trance und die Schmerzen über den Verlust zerrissen mich förmlich.
Ich rief meine Mann an und gemeinsam weinten wir am Telefon um unser totes Baby.
Die Klinik hatte eine tolle Seelsorgerin, die mir an diesem Abend beistand. Einige Tage später konnte mein Mann mich abholen. Es dauerte Tage, Wochen und Monate bis wir die Situation wirklich realisieren konnten und damit zurecht kamen. Wir redeten viel darüber und das half uns sehr.
Zum Glück bewahrheitete sich die Vorhersage der Seelsorgerin: Mit jeder positiven Untersuchung unseres verbliebenen Zwillings wuchs die Zuversicht, dass dieser kleine Kämpfer es schaffen würde, auf die Welt zu kommen. Die weitere Schwangerschaft verlief ohne Komplikationen und auch die Schwangerschaftsbeschwerden waren wie weggeblasen.
In der 40. SSW (nach einigen Wochen mit vielen und starken Vorwehen) war es dann soweit:
Meine Fruchtblase platzte und wir bekamen einen gesunden Sohn. Wir hielten endlich unser Wunder in den Händen und haben unser Sternchen im Herzen.”
Liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank für deine Geschichte. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
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