„Es ist Samstagabend und ich sitze mit meinem sechs Monate alten Sohn auf dem Arm vor dem geschmückten Weihnachtsbaum, während ich mit meiner Mutter telefoniere, um das erste gemeinsame Weihnachten zu planen.
Vor Jahren hätte ich nie im Traum daran gedacht, mal mit Kind und Mann mit meiner Mutter, meinem Stiefvater und meinen Geschwistern zu feiern. Zu zerrüttet war unsere Beziehung. Es hat über 20 Jahre gedauert, bis ich feststellte, dass daran nur mein Vater Schuld hatte, aus Rache an meiner Mutter für die Trennung.
Aber von vorne…
Ich war noch nicht ganz drei Jahre alt, als sich meine Eltern (beide Mitte 20) scheiden ließen. Anders als in den Neunzigern üblich, wuchs ich bei meinem Vater auf. Angeblich, weil meine Mutter nicht dazu in der Lage war, sich um mich zu kümmern. Sie wolle ja nur Party machen und hätte keine Lust auf mich.
Ich sah meine Mutter alle 14 Tage am Wochenende und nach einigen Jahren heiratete sie erneut und bekam zwei weitere Kinder. Ich verstand mich mit beiden super, auch mit meinem Stiefvater. Irgendwie hatte ich aber immer das Gefühl, dass irgendwas an der Geschichte der Trennung meiner Eltern nicht stimmte.
Ich hatte keine richtige Beziehung zu meiner Mutter.
Es war eher wie zu einer Tante. Und mein Vater versuchte alles, damit die Beziehung sich verschlechterte. Er erzählte mir immer und immer wieder von der Nacht der Trennung meiner Eltern. Dass er meine Mutter gebeten hatte, mich doch bitte mitzunehmen und sie hätte mich nicht gewollt.
Auch, dass sie mich hätte abtreiben wollen, als sie mit 19 erfuhr, dass sie bereits im 7. Monat mit mir schwanger war. Doch über die Jahre wurde die Beziehung zu meinem Vater immer schlechter. Ich war mittlerweile Mitte 20, eine Hochzeit kam langsam in Sicht und ich holte mir eher Rat bei meinem Freund als bei ihm.
Das passte ihm nicht, weil er mich so nicht unter Kontrolle hatte.
Gerade was den Kontakt zu meiner Mutter betraf. Kurz vor der Hochzeit entschied ich mich, dass es besser sei, ohne meine Vater zu heiraten. Er wollte nicht auf seinen bissigen, kleinen Hund bei der Trauung verzichten und das Geldgeschenk meinem Schwiegervater geben, um zu zeigen, dass er auch was zur Feier beitragen könnte.
Auch seine Sprüche, was er meiner Mutter während der Hochzeit alles sagen will, verursachten mir richtige Bauchschmerzen. Da sah ich einfach rot, lud ihn erst gar nicht ein und brach das erste mal den Kontakt ab.
Am Hochzeitstag sagte mir auch noch meine Mutter ab, da es meiner Schwester psychisch nicht gut ging.
Selbst meine Patentante und ihre Familie ließen mich sitzen und sagten nicht einmal ab. Nur mein Bruder war da. Während alle Tische voll besetzt waren, war mein ‚Familientisch‘ halb leer. Nicht schön für die Braut, wenn für das Familienfoto und bei der Feier von der direkten Verwandtschaft nur der Bruder da ist.
Ab da war erst einmal Funkstille zu meinen Eltern. Ich wurde wieder von beiden enttäuscht und hatte es einfach satt. Nach einigen Monaten traf ich mich auf Bitten meiner kleinen Schwester mit meiner Mutter zur Aussprache. Das war das erste Mal, dass wir richtig über unsere Gefühle in den vergangenen Jahren gesprochen haben.
Es flossen bei ihr sowie bei mir viele Tränen.
Aber wir versprachen uns, dass beide an unserer Beziehung arbeiten. Während unsere Beziehung sich langsam verbesserte, spitze sich die Lage zwischen meinem Vater und mir zu. Nach 1,5 Jahren ohne Kontakt gratulierte ich ihm zu seinem 50. Geburtstag.
Für zwei Monate hatten wir wieder ab und an mal ein Telefonat und es schien besser zu werden.
Dann fing er mit Telefonterror und SMS aufs Festnetz mitten in der Nacht an, ein Verhalten, das ich leider schon von früher kannte. Er versuchte mich dazu zu bringen, ihm zu helfen, seine Versicherung zu hintergehen und sprach ständig von irgendwelchen Themen, von denen ein erwachsenes Kind nichts wissen will.
Nachdem ich mehrfach versucht habe, ihm klar zu machen, dass er das unterlassen soll, weil mir andernfalls nichts anderes übrig bleibt, als den Kontakt abzubrechen, eskalierte die Situation am Telefon. Er beleidigte mich aufs Übelste und warf mir Dinge an den Kopf, die ich ihm nie verzeihen werde. Ich sei genauso undankbar und billig wie meine Mutter, war das Netteste.
Daraufhin zog ich endgültig die Reißleine.
Ich blockierte seine Nummer überall. Er versuchte noch einige Male, mich zu erreichen, aber ich blockte alles ab. Das ist nun vier Jahre her. Er weiß, wo ich wohne und er hat trotzdem nie einen Versuch gestartet. Worüber ich auch froh bin, denn so einen Menschen möchte ich nicht in die Nähe meines Sohnes lassen.
Als ich mit unserem Wunschkind schwanger wurde und meiner Mutter verkündete, dass sie Oma wird, änderte sich alles. Plötzlich entstand genau die Beziehung zwischen Mutter und Tochter, die ich mir 28 Jahre gewünscht hatte. Auch mein Mann und sie verstanden sich langsam immer besser, weil sie einfach da war und mir versprach, mich bzw. uns nie wieder im Stich zu lassen.
Und das konnte ich ihr nun auch glauben.
Sie ist eine so liebevolle Oma und versucht alles, was ihr bei mir verwehrt wurde, bei ihrem Enkel besser zu machen. Für mich war das letzte Weihnachten das erste gemeinsame Weihnachten als richtige Familie. Und daher auch sehr wichtig. Klar, denke ich gerade in dieser Zeit oft an meine Kindheit zurück.
Ich bekam vieles von meinem Vater: Reitstunde, Urlaube, Klamotten, aber nie eine richtige Familie. Die ständigen Schuldzuweisungen nahmen mir die Chance, eine unbeschwerte Kindheit zu erleben.
Selbst der letzte Teil seiner Familie enttäuschte mich kurz vor der Geburt meines Kindes.
Ich unterstütze meine Tante in der Zeit, als ihr Mann wegen eines Herzinfarktes im Krankenhaus lag, wo ich nur konnte. Als Dank erfuhr ich von ihrem Sohn, dass sie keinen Bock darauf hätte und mich nicht brauchen würde.
Nach einem kurzen Kontakt per SMS, in der ich ihr mitteilte, wie sehr sie mich vor den Kopf gestoßen hatte und das, obwohl sie als Kind immer mein Mutter-Ersatz war, brach der Kontakt komplett ab. Nicht einmal Glückwünsche zur Geburt bekam ich von ihr.
Somit war auch der letzte Teil der gestörten Familie meines Vaters für mich Vergangenheit.
All die Fehler meiner Eltern und meiner Familie nehme ich als Ansporn, um meinem Sohn ein Leben in einer liebevollen Familie zu ermöglichen. Ohne meine Altlasten und in dem Wissen, dass er in einer liebevollen Umgebung aufwächst.”
Liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank für deine Geschichte. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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tja bei wr es der umgekehrte Fall, vor kurzem ist sie gestorben und war ich froh JA war ich! Habe Tänzen vollzogen. ,eine Kinder dürfen dass nie erfahren sonst bin ich untendurch
Hi,
Es ist sehr schade, dass dein Vater dich so benutzt, fast mißbraucht hat, um Macht über dich auszu üben und sich an deiner Mutter zu rächen. Toll, das du deinem Kind eine liebevolle Mutter bist und es in deiner Mutter eine gute Oma hat. Bitte scheue dich nicht, wenn du Hilfe brauchst deine Vergangenheit zu verarbeiten dir professionelle Hilfe zu holen. Das ist keine Schwäche sondern Stärke.
Ich wünsche deiner Familie alles Gute, viel Kraft. und viel Spaß