Der Wäscheberg, die Krümel auf dem Boden, die Legosteine überall: So sieht es nun mal in einem Haushalt mit Kindern aus.
So weit, so normal. Spannend ist jedoch, welche Sachen wir unabhängig vom Kinderchaos horten. Vollgestopfte Kleiderschränke, stapelweise Papierkram, ein vollgestellter Keller: Die hatten wir oft schon, bevor wir Kinder und damit akute Zeitnot hatten
Es geht also um Angewohnheiten, die sich schon durch unser ganzes Leben ziehen – und die anscheinend Rückschlüsse auf unsere Psyche zulassen. Das behauptet zumindest ein neues Buch, das gerade auf Englisch erschienen ist: „What Your Clutter Is Trying To Tell You: Uncover The Message In The Mess And Reclaim Your Life“ von Kerri Richardson.
Um was es geht:
Das ganze unaufgeräumte und unnötige Zeug zu Hause stünde uns im Weg, unser Wunschleben zu leben. Es überwältige uns, bündele Energien und halte uns zurück, Dinge anzupacken. Jeder unaufgeräumte Haufen stünde für ein spezielles emotionales Problem oder eine Blockade.
Klingt erstmal sehr theoretisch? Dann schaue dir diese fünf Messie-Fallen an. Wir geben zu, dass wir uns in einigen durchaus wiedergefunden haben.
Die Jeans drei Größen zu klein, das Kleid, das du das letzte Mal vor fünf Jahren getragen hast, das Glitzer-Top zum Ausgehen: Laut Autorin Kerri Richardson horten wir im Kleiderschrank oft Dinge, die uns an „bessere“ Zeiten erinnern. In denen wir schlanker waren, vermeintlich glücklicher, und das Leben freier war und noch nicht so viel Alltag. Wenn du Probleme hast, diese Kleider weg zu geben, geht es eher darum, dass du das Gefühl von damals nicht verlieren möchtest als das Stück Stoff per se.
Was tun? Gefühle, die wir vermissen, ins jetzige Leben holen. Zum Beispiel einen Ausgeh-Abend mit den Freundinnen planen und dazu das Glitzer-Top anziehen. Dafür die Jeans rauswerfen, weil man den Schnitt nie mehr tragen wird.
2. Messie-Falle: Schreibtisch
Das emotionale Problem dahinter: Aufschieberitis
Papierstapel, ungeöffnete Post, Rechnungen: Im Gegensatz zu den Kleidungsstücken handelt es sich um Dinge, um die dich schnell kümmern musst. Du vermeidest eine unangenehme Aufgabe wie Rechnungen überweisen – und bekommst dafür eine schlechtes Gewissen. Während der Stapel wächst, wird es immer schwieriger, einen Anfang zu finden. Diese negative Gefühl kann sich auch auf andere Bereiche deines Lebens übertragen.
Was tun? Ein Mal Augen zu und durch, um wieder klar Schiff zu machen. Überlege dir, wann du mal drei bis vier Stunden am Stück findest, in denen dich niemand ablenkt. Danach hilft nur, konstant dranbleiben. Werbepost gleich in den Müll, Rechnungen zeitnah überweisen, Papier zum Recycling bringen. Wetten, dass du dich so viel besser fühlst?
3. Messie-Falle: Auto
Das emotionales Problem dahinter: Keine Grenzen setzen.
Du hast so viel Kram in deinem Auto, dass du selbst kaum Platz hast? Für Autorin Kerri Richardson ist das ein Spiegel deiner Seele: Du lässt Dinge und Menschen viel zu nah an dich rankommen, hast einen übervollen Terminkalender, sagst nie „Nein“ und tust jedem einen Gefallen – ohne auf dich und deine Bedürfnissee zu achten. Wer sich zu viel um andere kümmert, kümmert sich zu wenig um sich – und ist zu beschäftigt, notwendige Veränderungen im Leben zu machen.
Was tun? „Nein“ sagen üben – und zwar zuerst da, wo es am leichtesten fällt. Zum Beispiel bei einem Mitarbeiter aus einer anderen Abteilung oder bei einem Fremden statt einem Freund. Wer bei sich ist, hat gesündere und ausgeglichenere Beziehungen.
4. Messie-Falle: Garage
Dinge, die du mal reparieren wolltest, alte Unterlagen, kaputte Geräte: In Garagen liegen Sachen oft jahrelang rum. Du meinst, da ist Platz und das stört nicht weiter? Deine Psyche leidet doch darunter: Denn Dinge immer wieder zu sehen und sie zu verdrängen, frisst Energie. Sie lungern in deinem Unterbewusstsein rum, während du oberflächlich mit ihnen abgeschlossen hast.
Was tun? Wenn Berge schon zu groß und unüberwindbar scheinen, dann hat sich die sog. „Pomodoro“-Zeitmanagement als sinnvoll erwiesen. Einen Timer für 25 Minuten setzen, dann fünf Minuten Pause machen. Nach vier Runden, ist auch eine längere Pause drin. Wenn nötig, über mehrere Tage oder Wochen immer wieder etwas Zeit dafür einplanen. Und denk dran: Alles, was du jahrelang nicht angefasst hast, wirst du nicht mehr brauchen.
5. Messie-Falle: Dachboden
Das emotionale Problem: Schuldgefühle
Alte Fotoalben, Erbstücke von der Oma, ungewollte Geschenke: Auf dem Dachboden (oder im Keller) liegen oft Dinge, die wir nicht mögen – aber meinen, mögen zu müssen.
Weil sie Geschenke von Freuden oder Verwandten sind. Weil sie ihnen etwas bedeutet haben. Weil sie jemand extra für dich aus dem Urlaub mitgebracht hat. Alle diese Dinge halten dich in der Vergangenheit fest – und in den Gefühlen, die du damit verbindest.
Was tun? Nehme jedes Ding einzeln in die Hand und frage dich: „Welches Gefühl löst es in mir aus? Macht es mich glücklich?“ Dann behalte es. Hast du keine gute Erinnerungen daran oder behält du es nur aus Pflichtgefühl? Dann weg damit.
Und wo hast du dich wiedergefunden? Zugegeben, alte Dinge anzugehen ist nie einfach. Aber probier es aus: Altes Gerümpel wegzugeben oder wegzuwerfen, ist ein tolles Gefühl. Befreiend!