Eine Reihe von rätselhaften Hepatitis-Fällen bei Kleinkindern hat Eltern und Wissenschaftler in den letzten Wochen alarmiert. Bisher gab es nämlich keine Erklärung für die starken Leberentzündungen. Nun ist erstmalig auch ein Kind in Deutschland betroffen.
Mindestens 169 Kinder in 11 Ländern betroffen
Laut WHO erkrankten bis zum 21. April mindestens 169 Kinder in elf Ländern an Hepatitis mit unbekannter Herkunft. Unter anderem in Spanien, Israel, den USA und Frankreich. Die meisten Fälle gab es in Großbritannien. Das Beunruhigende: Die üblichen Erreger für eine Hepatitis, die Viren A bis E, konnten bereits ausgeschlossen werden.
Zunächst gab es keinerlei Erklärungen für die gehäuften Fälle von Lebererkrankungen. 17 Kinder benötigten sogar eine Lebertransplantation und mindestens eines sei sogar gestorben. Das in Deutschland betroffene Kind erkrankte vermutlich bereits im Januar, wie das Robert Koch-Institut inzwischen veröffentlichte. Weitere Informationen gibt es noch nicht, es handelt sich um den einzigen bekannten Fall in Deutschland.
Adenoviren und Corona-Schutzmaßnahmen als mögliche Auslöser
Die Forscher*innen in Großbritannien haben inzwischen erste Vermutungen, was der Grund für die Krankheitsfälle sein könnte, wie verschiedene Medien berichten. Bei den meisten betroffenen Kindern konnten Adenoviren nachgewiesen werden, die Auslöser für eine Vielzahl von Erkrankungen sind. Leberentzündung sind eher eine seltene Komplikation, die meistens Menschen mit einer Immunschwäche betrifft.
Die Adenoviren gelten mittlerweile als wahrscheinlichste Ursache für die Hepatitis-Fälle. Die Wissenschaftler*innen vermuten inzwischen, dass eine neue Variante zirkuliert, die die Erkrankungen auslöst. Durch die pandemiebedingten Schutzmaßnahmen seien junge Kinder über zwei Jahre lang keinen Virusinfektionen ausgesetzt gewesen.
Kinder sind plötzlich einer sehr hohen Virenlast ausgesetzt
Wie Kinder-Hepatologe Burkhard Rodeck gegenüber dem Deutschlandfunk erklärt, führen die rasch aufeinanderfolgenden Lockerungsmaßnahmen dazu, dass die Kinder plötzlich einem „Sturm von Viren” ausgesetzt seien. „Und es kann sein, dass das jetzt innerhalb der letzten drei, vier Monate zu einer Häufung von Infektionen geführt hat, die letztlich auch die Leber mitbetreffen“, so der Kinder-Hepatologe.
Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen und Gelbsucht gelten als Symptome für die neue Hepatitis-Erkrankung. Mediziner*innen sehen jedoch aktuell noch keinen Anlass zur Beunruhigung. Die Fallzahl wirke in ihrer Gesamtheit zwar hoch, vergleichsweise sei sie aber noch kein Grund für Panik. Außerdem könne sich womöglich noch zeigen, dass einige Fälle doch nicht Teil des Ausbruchs sind.
Es wird vermutlich noch einige Wochen dauern, bis die Wissenschaft dieses Rätsel endgültig lösen kann. Wir wünschen allen betroffenen Kindern gute Besserung und viel Kraft!