Lernen funktioniert im Alltag und ohne Zwang am Besten – davon sind Susanne und Helge Delpin überzeugt. Gemeinsam mit ihren sechs Kindern leben sie in Feldkirch, Österreich, und genießen jeden Tag zusammen.
Keines ihrer Kinder geht zur Schule und auch ihre 40-Stunden-Jobs haben Susanne und Helge an die Nägel gehängt. Mit dem kapitalistischen System können sie nämlich nichts (mehr) anfangen. Von Sozialhilfe und Väterchen Staat leben sie dennoch nicht, wie ihnen wichtig ist, zu betonen.
„Mein Mann war Lehrer und Flüchtlingshelfer für minderjährige Flüchtlinge, ich biete seit einigen Jahren ehrenamtlich Elternberatung an und bin seit einem knappen Jahr im Bereich Informationsmarketing und Mindsettraining selbstständig“, erklärt Susanne.
Das geht hauptsächlich im Home-Office und ist für die Delpins der Weg zu einem glücklichen, erfüllten Leben: „Das, was uns von anderen Familien unterscheidet ist wohl, dass wir nicht zeitlich fremdbestimmt sind, sondern unsere Tage frei gestalten können.“ So haben sie die Möglichkeit, viel Zeit mit ihrer Familie zu verbringen.
Gemeinsam haben Susanne und Helge insgesamt acht Kinder: Gwendolyn ist 20, Sara 18, Lucy 13, Moriz 11, Marie 9, Mina 7, Felix 5 und Ylvi 3 Jahre alt.
Die beiden ältesten Mädchen leben nicht mehr zu Hause. Sie haben den Standard-Bildungsweg durchlaufen, eine abgeschlossene Ausbildung und leben und arbeiten mit ihren Lebenspartnern in Wien.
„Sie waren gute Schüler. Wir haben aber miterlebt, was Bildungssysteme mit Kindern machen, wir wollten keine Handlanger der Schule mehr sein (Hausaufgaben müssen überwacht werden etc.) und auch unsere Kinder nicht mehr in ihrem Lernrhythmus stören.“ Deshalb haben die Eltern entschieden, die jüngeren Kinder nicht mehr in die Schule zu schicken.
Die sechs leben also den Traum von vielen Schülern, müssen morgens nicht gestresst den Schulranzen schultern und nachmittags keine Hausaufgaben erledigen.
Weil sie aber auch nicht Zuhause unterrichtet werden und die Familie somit gegen das Gesetz verstößt, zahlen Susanne und Helge jährlich Verwaltungsstrafen – ein Übel, das sie hinnehmen.
Lesen und schreiben lernen die Delpins trotzdem, aber eben nebenbei, so Susanne: „Unsere Kinder lernen natürlich und intuitiv mitten im Leben. Will etwas gekocht werden, müssen die Rezeptangaben angepasst werden, will eines etwas bauen, muss es einen genauen Kostenplan abgeben.“
Die Rolle der Eltern haben sie klar definiert: „Wir unterstützen den Wissendrang unserer Kinder in jeder Hinsicht und helfen bei all der Informationsflut, zu sortieren, finden gemeinsam Menschen, die das können, was sie brauchen und stellen Material zur Verfügung. Es ist immer wichtig, WARUM sie etwas tun wollen und dann kommt das WIE. Ist das WARUM stark genug, dann geht das WIE fast von allein.“
Für die Familie ist dieser Lebensstil der richtige. Außerdem ist Susanne davon überzeugt, dass auch ihre Kinder langfristig davon profitieren werden: „Wenn man sich die unzufriedenen Erwachsenen heutzutage anschaut, all die Burnouts, die Selbstfindungsseminare, die Jobhopper, Studienabbrecher,… Unseren Kindern möchten wir, solange es geht, die innere Zuversicht, das Selbstbewusstsein, die Lebensfreude und den Lerneifer bewahren.“