Das hat sich Familie Crawford aus den USA vermutlich anders vorgestellt: Die Eltern Kami und Ben stehen gerade im Mittelpunkt eines massiven Shitstorms, weil sie ihren sechsjährigen Sohn zu einem 42 Kilometer langen Marathon mitnahmen. Obwohl ihr kleiner Sohn sichtlich am Ende war, beendeten sie den Lauf mit ihm nicht. Inzwischen gibt es ein Statement der Eltern, mit dem sie sich gegen die heftigen Vorwürfe verteidigen möchten.
Auch in Deutschland berichteten verschiedene Medien über die sportversessenen Eltern, die gemeinsam mit ihren Kindern einen Marathon liefen, der eigentlich erst ab 18 Jahren war. Die Eltern von sechs Kindern konnte das nicht stoppen: Sie starteten mit allen Kindern, auch mit dem jüngsten, dem sechsjährigen Rainier. Nach immerhin unglaublichen 32 Kilometern brach der Kleine unter Tränen zusammen.
Total erschöpft und unter Weinkrämpfen ging es für ihn nicht mehr weiter.
Vater Ben schreibt später bei Instagram, dass er seinen Sohn zwei Packungen Chips versprach, um ihn zu motivieren. Nach 8,5 Stunden liefen die Crawfords so doch noch gemeinsam über das Ziel und waren offensichtlich sehr stolz auf ihre Leistung, denn Kami und Ben dokumentierten alles für Social Media. Doch anstatt Applaus ernteten die Eltern massive Kritik, die sich zu einem riesigen Shitstorm auswuchs.
Kami und Ben wurde vorgeworfen, rücksichtslos gehandelt zu haben, indem sie ihre Kinder – und insbesondere den kleinen Rainier – am Marathon teilnehmen ließen. Schließlich ist es schon für Erwachsene eine große Herausforderung, die 42 Kilometer zu bewältigen.
In Deutschland ist der Marathon für Kinder grundsätzlich verboten.
Denn auch wenn ihre Körper große Ausdauerleistungen vollbringen können, sind monotone Sportarten wie Langstreckenlauf und Triathlon auf Dauer kaum kindgerecht. Kuno Hottenrott, Leiter des Instituts für Trainingswissenschaft und Sportmedizin an der Universität Halle-Wittenberg, warnte gegenüber SPIEGEL, dass der Leistungssport im Kindesalter eine Gefahr für Gelenke, Sehnen und Knorpel ist, die noch nicht so belastbar sind.
In einem Statement auf Facebook rechtfertigen sich Ben und Kami Crawford: „Wir haben noch nie eines unserer Kinder gezwungen, einen Marathon zu laufen.” Die Teilnahme des Sechsjährigen sei auf seinen eigenen Wunsch hin erfolgt. Während des Laufs hätten beide ihren Sohn gefragt, ob er aufhören möchte, aber er habe weiterlaufen wollen.
„Unsere Erziehungsmethoden sind unkonventionell”
„Ja, es gab Tränen, er ist gestürzt. Aber wir haben alle schon mal bei einem Marathon geweint.” Kami und Ben wehren sich gegen Vorwürfe, dass sie ihre Kinder für die Aufmerksamkeit der Medien und Likes auf Social Media zwingen würden, an Langstreckenläufen teilzunehmen. „Unsere Erziehungsmethoden sind unkonventionell, aber Anschuldigungen oder Argumente mit falschen Fakten halten wir nicht für hilfreich.”
Mittlerweile sind offenbar auch die Behörden auf die Familie aufmerksam geworden. Wie die Eltern in einem Facebook-Update schreiben, sei ein Mitarbeiter des Jugendamts unangekündigt bei ihnen vorbeigekommen und habe Rainier, seine Geschwister und die Großmutter befragt. Laut den Eltern sei das falschen Behauptungen geschuldet.
Rainier wird bis auf Weiteres bei seinen Eltern bleiben.
Neben vielen kritischen Stimmen bekommen die Crawfords auch einiges an Unterstützung. Eine Frau kommentiert: „Das ist Bullshit! Es ist einfach verrückt, dass die Leute da draußen sich nicht um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern und euch nicht das tun lassen, was ihr liebt!”
Eine andere schreibt: „Hier schreibt eine achtfache Mutter, ich wandere mit den Kindern zusammen. Manchmal weinen die Kinder dabei, manchmal weine ich. Ich habe schon Läufer weinen sehen, das ist menschlich.”
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