Medikamente in der Schwangerschaft sind ein brenzliges Thema. Was ist, wenn man beispielsweise Kopfweh hat – welches Schmerzmittel ist dann in Ordnung und schadet dem Ungeborenen nicht?
Hier wird oftmals zu Paracetamol gegriffen, das lange als unbedenklich in der Schwangerschaft galt.
Auch die Seite Embryotox, die eine super Hilfe zur Medikamentenwahl in der Schwangerschaft ist, rät nicht von der Einnahme ab. Schätzungsweise greifen rund 55 Prozent der Schwangeren in Europa hin und wieder zu Paracetamol.
Aber: Inzwischen gibt es mehrere Studien dazu, deren Ergebnisse zeigen sollen, dass das Medikament nicht ganz so unbedenklich ist, wie lange vermutet wurde.
Ganz aktuell besagt eine US-Studie, dass die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft später zu Schlaf- und Aufmerksamkeits-Problemen bei den Kleinkindern führen kann. Dafür hatte ein Forschungsteam der Pennsylvania State University die Daten von 2.422 Müttern und deren Kindern untersucht.
Die Erkenntnis daraus: Nimmt die Mutter in ihrer Schwangerschaft Paracetamol ein, kann das zu verhaltensneurologischen Auffälligkeit im späteren Leben der Kinder führen.
41,7 Prozent der befragten Schwangeren hatte angegeben, Paracetamol genommen zu haben. Als die Kinder der Testteilnehmerinnen drei Jahre alt waren, wurde ihr Verhalten abgefragt.
In der Auswertung dieser Fragebögen erkannten die Forscher ein deutlich erhöhtes Risiko für das Auftreten von Schlaf- und Aufmerksamkeitsproblemen.
Und es war nicht das erste Mal: Bereits in der Vergangenheit hatten Studien erhöhte Risiken für das Auftreten von Asthma, Aufmerksamkeitsproblemen und Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern festgehalten, deren Mütter Paracetamol während der Schwangerschaft eingenommen haben.
All diese Studien wurden kristisiert, weil sie (angeblich) nicht aussagekräftig seien. So auch die aktuelle Untersuchung. Die Kritikpunkte: Die Daten wurden lediglich bei einem einmaligen Telefoninterview ermittelt. Weder die Dosis noch und die Häufigkeit der Einnahme wurden abgefragt.
Die BILD zitiert Dr. Wolfgang Paulus, Oberarzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie, Universitätsfrauenklinik Ulm: „Eine kausale Verknüpfung zwischen Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft und neurologischen Defiziten der Kinder ist keinesfalls nachgewiesen.“
Aber es werden auch ganz andere Stimmen laut.
Der bekannte Schmerzspezialist Prof. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel warnt davor, die Studienergebnisse zu bagatellisieren: „Diese Studie ist sehr ernst zu nehmen. Seit Jahren häufen sich die Studien, die vor Paracetamol warnen. Die Paracetamol-Lobby hält dagegen: Ursächlichkeit und Wirkmechanismus seien nicht eindeutig belegt. Darauf kommt es aber nicht an, wenn das Medikament nicht hilft und im Zweifel schadet. Man braucht Paracetamol auch nicht in der Schwangerschaft. Es ist nicht für schwere und sehr schwere Schmerzen zugelassen, es wirkt da nicht. Die Einnahme ist sinnlos. Für das Leben des ungeborenen Kindes gilt: im Zweifel gegen Paracetamol und für das Kind.“
Am besten besprecht ihr im Fall der Fälle mit eurer behandelnden Ärztin bzw. eurem behandelnden Arzt, welches Schmerzmittel sie/er euch empfehlen würde. Und, ganz klar: So lange es geht, ist die beste Variante natürlich, überhaupt kein Medikament zu nehmen!