Mit dem Tag der Geburt beginnt er: der dauerhafte Schlafentzug.
Glückliche Mamas dürfen nach ein paar Wochen „schon“ vier Stunden am Stück schlafen. Weniger glückliche kämpfen monatelang mit hier und da ein bis zwei Stunden Schlaf.
Bis es mehr als sechs ununterbrochene Stunden ohne nächtliches Trinken, Pipimachen oder Trösten sind, dauert es oft mehrere Jahre.
„Schlaf doch, wenn das Baby schläft!“ heißt es dann schnell von allen Seiten, wenn meine Augenringe und Gähnen Mitleid auslösen.
Leichter gesagt als getan, denn wenn mein Baby schläft, ist endlich Zeit für all die andere Dinge.
Mal abgesehen von den Türmen an Wäsche und dem Chaos in der Küche und jedem anderen Raum der Wohnung – selbst wenn ich das einfach liegen lasse, gibt es so viel zu tun, wenn mein kleines Säugetier schläft:
Mit Freundinnen telefonieren oder texten, duuuuuschen oder auch einfach nur mal wieder in Ruhe etwas Nahrhafteres essen als eine Scheibe Brot mit Käse.
„Dann geh‘ doch abends früher ins Bett,“ so ein weiterer wohlmeinender Rat. Ha! Genau das nehme ich mir jeden Morgen schon beim Öffnen der Augen vor.
Doch wenn mein kleiner Schatzi dann am Abend endlich eingeschlafen ist, werde ich jedes Mal wie durch einen Zauber wieder munter. Naja, jedenfalls munter genug, nicht gleich auch ins Bett zu fallen.
Die Schlafenszeit meines Kindes lässt mich ungeahnte Energiereserven abrufen. Und so wird das Versprechen an mich selbst, früh ins Bett zu gehen, jeden Abend aufs neue gebrochen.
Denn wenn das Baby schläft, beginnt meine Zeit!
Nicht, dass ich jetzt Ausgehpläne hätte. Nein, so weit reicht die wundersame Energie dann doch nicht. Es ist vielmehr die Couch, die mich ruft! Und meine Lieblingsserie! Und ein neues Buch! Und Facebook, Instagram, WhatsApp und all die anderen Zeitvertreibe des Internets! Wer denkt da noch an Schlaf?
Klar, ich laufe wie die meisten Mamas gefühlt durchgehend auf zwei Prozent Akkuladung. Nach einem Tag im Baby- und Kleinkindkosmos bin ich nicht nur körperlich, sondern auch mental und emotional ausgepowert.
Doch früh ins Bett zu gehen und zu schlafen würde nur eine dieser drei Erschöpfungsformen stillen – die körperliche.
Ich muss aber auch emotional und mental wieder Energie tanken. Also bleiben ich Abend für Abend viel zu lang auf, eingewickelt in meine Lieblingsdecke auf dem Sofa. Ich chatte mit der besten Freundin, schauen gebannt Folge um Folge meiner Lieblingsserie und lasse mir währenddessen von meinem Freund den Rücken kraulen.
Diese paar Stunden Auszeit am Abend sind für mich so wichtig und tun so gut. Der Grund, warum ich mir immer wieder wohlverdiente Schlafgelegenheiten entgehen lasse, ist also ganz einfach:
Manchmal ist Schlaf einfach nicht genug!