Was tun, wenn das Stillen schmerzhaft ist? Wie fühlt sich eine Brustentzündung an? Hier erzählt eine echte Mama (29) von ihren Still-Erfahrungen mit dem ersten Kind.
„Schon während der Schwangerschaft habe ich mich mit dem Stillen sehr beschäftigt. Ich wollte mich gut vorbereiten, las viel und besuchte sogar einen Kurs zu dem Thema.
Sorgen machten mir meine Schlupfwarzen – meine nach innen gerichteten Brustwarzen. Meine Mutter hatte diese auch und ich wusste, dass sie deshalb weder mich noch meine drei Geschwister stillen konnte.
Nach der Geburt wurde mir mein Sohn gleich angelegt. Huch, das war ganz schön unangenehm!
Die Hebamme im Krankenhaus befürchtete gleich zu Anfang, dass ich aufgrund meiner sehr empfindlichen Haut Probleme beim Stillen bekommen könnte.
Trotzdem war ich die ersten Stunden mit meinem Kleinen allein auf dem Zimmer und mit dem Anlegen restlos überfordert.
Mein Sohn saugte mir zwei Blutergüsse an die Brust, da ich ihn falsch anlegte. Meine Brustwarzen entzündeten sich sofort, und durch das starke Saugen bildeten sich Bläschen. Die platzten auf und taten weh.
Ich wechselte am nächsten Tag zu Stillhütchen und stand alle zwei bis drei Stunden auf, um im Stillzimmer zu stillen, da ich es mir ohne Hilfe nicht mehr zutraute.
Mein Kleiner saugte von Beginn an super, und die Milch bildete sich recht schnell. Am vierten Tag schoss sie ein. Zu diesem Zeitpunkt waren wir auch schon Zuhause. Im Nachhinein wäre ich gerne noch etwas länger im Krankenhaus geblieben.
Denn ab diesem Zeitpunkt ging meine persönliche Hölle los.
In den ersten drei Wochen stillte ich nur unter größten Schmerzen. Ich weinte regelmäßig, weil es so weh tat. Jedesmal zitterte ich, wenn sich mein kleiner, süßer Piranha zur Fütterung regte. Natürlich hatte mein Kleiner noch keine Zähne, aber der Schmerz beim Saugen war scharf und langanhaltend.
Ich hatte zweimal eine Brustentzündung und eine Hebamme, die mir auch nicht so wirklich helfen konnte. Die zweite Brustentzündung wurde richtig schlimm, da das Antibiotikum nicht wirkte, ich das aber nicht wusste.
Doch ich blieb stark und wollte es immer noch schaffen, mein Kind zu stillen.
Mit 40 Grad Fieber ging ich ins Krankenhaus. Ich konnte kaum mehr stehen und war völlig fertig.
Ziemlich schnell stellte sich heraus, dass sich durch die Brustentzündung mittlerweile ein Abszess gebildet hat. Die Frauenärztin hatte sich die Brust zwei Tage vorher nur angeschaut, jedoch nicht abgetastet oder einen Ultraschall gemacht.
Auch hier würde ich im Nachhinein anders handeln und auf eine anständige Untersuchung bestehen. Im Krankenhaus waren sie schockiert über meinen Zustand.
Meine Brust wurde sofort mit zwei Nadeln punktiert und die „Höhle“, die sich gebildet und mit Eiter gefüllt hatte, wurde mit Kochsalzlösung ausgespült.
Ich wurde stationär aufgenommen und musste das tägliche Ausspülen sieben lang Tage ertragen. Ich habe in dieser Zeit trotzdem weitergestillt. Ich wollte einfach nicht aufgeben.
Am 7. Tag verlangte ich eine OP, die das Problem löst. Ich wollte einfach ein Ende! Ich bekam sie auch, meine erste OP, ich war gerade 27 Jahre. Ich hatte Angst.
Danach war meine Brust mit Pflastern beklebt. Mein Stillhütchen hielt dadurch nicht mehr und die Milchpumpe konnte kein Vakuum erzeugen. Ich hatte solche Angst, dass ich wieder eine Brustentzündung bekomme, wenn die Milch nicht ausreichend abgepumpt wird.
Unter Tränen entschied ich mich deshalb für das Abstillen.
Die erste Flasche fühlte sich fremd und falsch an. Die unendliche, körperliche Nähe zu meinem Kind ging dadurch verloren.
Ich bekam Abstilltabletten – drei Stück täglich. Nach der zweiten war ich hinüber. Mein Kreislauf versagte. Ich konnte nicht laufen, sitzen und mich nicht um mein Kind kümmern. Mir war so schwindelig und schlecht.
Also verweigerte ich jede weitere Einahme und begann, natürlich abzustillen. Es dauerte 24 Stunden, bis ich mich von dem Hormonschock erholt hatte und körperlich wieder einigermaßen fit war.
Zwei Wochen später war meine Milch weg. Mein Kind war weiterhin zufrieden –und ich fertig mit der Welt.
Ich weinte viel. Diese Zeit brachte mich an meine körperlichen Grenzen. Auch psychisch brauchte ich lange, bis ich das „Versagen“ akzeptieren konnte.
Schwierig war auch, dass niemand so wirklich nachempfinden konnte, wie ich mich fühlte. Ich solle mich nicht verrückt machen, das Kind sei mit Flasche doch auch zufrieden, so die Kommentare von Freunden und Familie. Aber ich machte mir eben Vorwürfe.
Trotz dieser Erfahrung mit dem Stillen würde ich es immer wieder probieren. Soweit wie damals würde ich es allerdings nicht mehr kommen lassen, denn durch die vielen Fehler habe ich gelernt.
Noch heute, 21 Monate später, beschäftigt mich dieses Thema. Diese Zeit hat mich für mein Leben geprägt.“