Ostern steht vor der Tür, und viele Kinder warten schon aufgeregt auf den Osterhasen. Doch während bei uns neben dem Hasen auch bunt bemalte Eier, niedliche Lämmchen und prasselnde Osterfeuer zu den Osterbräuchen gehören, werden in vielen Ländern die Ostertage ganz anders gefeiert. Wir stellen euch die schönsten Osterbräuche weltweit vor – und vielleicht ist der ein oder andere ja auch etwas für euch!
Andere Länder, andere Osterbräuche
Verkleidete Hexen, geheime Briefe, eine bunte Osterparade oder das sogenannte Eierrollen: In vielen Ländern gibt es zu Ostern ganz andere Traditionen als bei uns. Tanja Szyska, ehemalige Gymnasiallehrerin und Lernexpertin bei sofatutor, kennt viele Osterbräuche weltweit und hat uns einige vorgestellt:
Osterbräuche weltweit: Finnland vertreibt den Winter
Am Palmsonntag verkleiden sich die Kinder in Finnland als Hexen und verteilen bunt geschmückte Zweige an ihre Nachbarn. Zudem vergeben sie an jeder Türschwelle wohlwollende, gutgemeinte Schutzreime, um die bösen Geister zu vertreiben. Zur Belohnung erhalten sie Süßigkeiten oder ein kleines Taschengeld. Am Ostersonntag geht es dann noch einmal rund: Mit lauten Musikinstrumenten oder anderen Gegenständen, die Krach machen, ziehen die Kinder durch die Straßen, um den Winter zu vertreiben.
Hyvää pääsiäistä!
In Dänemark wird es zu Ostern geheimnisvoll
In Dänemark ist es üblich, dass die Kinder zu Ostern Geheimbriefe, sogenannte Gækkebrev, schreiben. Diese Geheimbriefen bestehen aus kleinen Versen und hübschen Verzierungen. Unterschrieben wird der Brief nicht. Stattdessen setzt der Absender für jeden Buchstaben seines Namens einen Punkt. Die Eltern müssen dann raten, von wem der Brief stammt. Gelingt es ihnen nicht, müssen sie ein Schokoladenei an den Absender spenden.
Übrigens: Der Ursprung dieses Brauchs ist Deutschland. Für besondere Anlässe wie Namenstage wurden damals besonders schöne Briefe gestaltet. Neben hübschen Verzierungen enthielten sie auch ein Rätsel, welches der Empfänger lösen sollte. Konnte er oder sie das nicht, musste eine Feier abgehalten oder dem Absender ein Kuss spendiert werden.
Glædelig påske!
Traditionelle Osterparade in den USA – und Eierrollen mit dem Präsidenten
In New York wird an Ostern die traditionelle Easter Parade auf der 5th Avenue in New York veranstaltet. Dabei ziehen die Teilnehmenden in bunten Kostümen und mit farbenfrohen Blumenprachten durch die Straßen. Hintergrund der Tradition ist die Zeit, in der man sich für Ostern neue Kleider und besondere Hüte kaufte, um sie im Anschluss an den Ostergottesdienst bei einem Spaziergang zu präsentieren.
In Washington findet das „White House Easter Egg Roll” statt. Dabei müssen die Kinder ein hartgekochtes Ei mittels Holzlöffel so schnell wie möglich den Hügel hinunterrollen. Schiedsrichter ist der Präsident höchstpersönlich!
Happy Easter!
Osterbräuche weltweit: In Frankreich stehen die Glocken still
Warst du schon mal zwischen Gründonnerstag und Ostersonntag in Frankreich und hast dich gewundert, dass keine Kirchenglocken läuten? Hier erfährst du warum: Laut einer Erzählung reisen die Glocken nach Rom, um sich vom Papst den neuen Segen zu holen. Am Ostersonntag kommen sie dann zurück nach Frankreich und bringen sogar Süßigkeiten und Ostereier mit. Die Kinder suchen dann am Ostermontag nach den leckeren Mitbringseln. Einen Osterhasen gibt es in Frankreich nicht.
Joyeuses Pâques!
In der Schweiz werden zu Ostern Münzen geworfen
„Zwänzgerle“, bedeutet so viel wie “Zwanziger werfen” und hat sich in Zürich zu einem Osterbrauch etabliert. Für das Spektakel versammeln sich am Ostermontag Jung und Alt auf dem Rüdenplatz, wo die Kinder die Erwachsenen herausfordern, eine Münze zu werfen, so dass diese im hartgekochten Ei stecken bleibt. Gelingt das, erhält der erwachsene Werfer das Ei sowie das Geldstück. Eine fast unmögliche Mission, was die Kinder freuen dürfte: Jede Münze, die zu Boden fällt statt im Ei steckenzubleiben, gehört ihnen.
Frohi Oschtere!
In Schottland rollen die Ostereier
In Schottland wird mit großer Begeisterung das Eierrollen praktiziert. Dabei werden hart gekochte Eier auf einer abschüssigen Straße so lange gerollt, bis die Schale völlig kaputt ist. Der Mitspieler, dessen Ei am weitesten gekommen ist, ohne zu zerbrechen, hat gewonnen. Auch wenn das Ganze eher nach einer verrückten Spaßaktion klingt, ist doch ein religiöser Hintergedanke im Spiel: Das Rollen der Eier soll das Wegrollen der Steine vor dem Grab von Jesus symbolisieren.
Happy Easter!
Für mehr Abwechslung: Noch mehr Osterbräuche aus der ganzen Welt
Da sind doch auf jeden Fall schon mal einige spannende Anregungen dabei, oder was meint ihr? Wir sind jetzt jedenfalls richtig neugierig geworden und haben noch einmal weiter recherchiert. Dabei sind uns noch mehr lustige Osterbräuche weltweit aufgefallen:
In Schweden sind die Osterhexen los
Ähnlich wie im Finnland verkleiden sich auch in Schweden die Kinder an Gründonnerstag als „Osterhexen“ oder auch „Osterweiber“. Mit Schürze, Kopftuch, roten Wangen und Sommersprossen ziehen sie mit ihren Osterkörbchen von Tür zu Tür und fragen nach Süßigkeiten. Klingt schon ein bisschen nach Halloween, oder? Allerdings bekommen die Nachbarn in diesem Fall nichts „Saures“, sondern selbst gemalte Bilder oder Ostergrüße als Dankeschön.
Zu den lustigsten Osterbräuchen weltweit gehört das schwedische „Osterwasser“. Das sollen nämlich alleinstehende Frauen nachts heimlich aus einer Quelle schöpfen und damit den Auserwählten im Schlaf überraschen – sprich: nass machen. Während der gesamten Zeit dürfen sie keinen Mucks von sich geben. Schaffen sie es, den Mann mit dem Wasser zu besprühen, steht einer gemeinsamen Zukunft nichts mehr im Weg. (Wir hoffen jetzt mal, der Auserwählte ist nicht sauer, dass er auf diese Weise geweckt wurde ;)).
Außerdem gibt es auch in Schweden den Brauch, mit Osterfeuern böse Geister und Hexen zu vertreiben. Allerdings kommen hier zusätzlich auch Feuerwerkskörper zum Einsatz – und alles, was sonst noch Lärm macht.
Glad påsk!
Osterbräuche weltweit: Ostertauben in Italien
Während bei uns an Ostern hart gekochte Eier und oftmals Lamm auf dem Speiseplan stehen, greift man in Italien lieber zur traditionellen Ostertaube. Falls es dich bei der Vorstellung, eine Taube zu essen, schüttelt – keine Sorge! Denn die Colomba Pasquale ist keine echte Taube, sondern ein Kuchen mit Hagelzucker und Mandeln. In der Form einer Taube mit ausgebreiteten Flügeln soll das traditionelle Ostergebäck an das Opfer Christi erinnern.
Da rund 80 % der Italiener Katholiken sind, ist es nicht verwunderlich, dass auch an den christlichen Hintergrund der Ostertage erinnert wird. Dafür ziehen an Karfreitag viele Menschen schweigend und mit einem Kirchenkreuz auf dem Rücken durch die Straßen, um den Leidensweg Jesu darzustellen. Am Ostersonntag, dem Tag der Auferstehung, wird dann gefeiert, zum Beispiel mit einem Picknick oder einem gemeinsamen Essen mit Freunden.
Buona Pasqua!
England feiert Osteren mit Weidenkätzchen und Eier-Titschen
Zugegeben, der erste Osterbrauch aus England klingt etwas skurril – und dürfte bei Allergikern für wenig Begeisterung sorgen. Denn die Briten sammeln rund um die Ostertage Weidenkätzchen und tätscheln sich damit gegenseitig, weil das angeblich Glück bringen soll.
Ansonsten stehen auf der Insel bei vielen Osterbräuchen Eier in jeder Form im Vordergrund. Beim Eierrollen („egg rolling“) werden hart gekochte Ostereier einen Hügel herunter gerollt. Derjenige, dessen Ei zuerst (und möglichst heil) unten ankommt, gewinnt das Rennen.
Beim Eiertitschen („egg jarping“) schlägt (titscht) ein Spieler mit der Spitze eines hartgekochten Eis auf die Spitze des Eis seines Gegenspielers. Ziel ist es, die Schale des jeweils anderen Eis zu zerbrechen. Wem das zuerst gelingt, der hat gewonnen.
Rohe Eier kommen beim Eierschütteln („egg shackling“) zum Einsatz, das Kinder gegeneinander spielen. Dafür schreibt man auf jedes Ei den Namen eines Kindes. Anschließend werden die Eier in einem Sieb geschüttelt. Das Kind, dessen Ei am längsten heil bleibt, gewinnt.
Zu essen gibt es in England zu Ostern traditionell übrigens „Simnel Cake“. Das ist ein Früchtekuchen mit elf Marzipankugeln, die für die elf (treuen) Apostel stehen.
Happy Easter!
Osterbräuche weltweit: Eierschlacht in Bulgarien
Das Ostereiertitschen haben wir dir ja bereits bei den Bräuchen aus England vorgestellt. Das Gleiche gibt es auch in Bulgarien, allerdings in deutlich größerem Ausmaß. Denn bei der traditionellen Eierschlacht nimmt jeder seine hartgekochten Ostereier mit zur Kirche. Nach dem Gottesdienst wird dann losgetitscht – Gewinner ist, wer als letztes ein heiles Ei in den Händen hält. Dieser Osterbrauch ist allerdings eine ganz schöne Verschwendung. Die Reste der kaputten Eier werden nämlich im Müll entsorgt.
Chestit Velikden!
Polen: Wasserschlacht an Ostermontag
Neben vielen klassischen Ostertraditionen mit religiösem Bezug, gibt es in Polen an Ostermontag einen Brauch, den wir euch nicht vorenthalten möchten. Beim so genannten „Nassen Montag“ (Lany poniedzialek) kommen Wasserpistolen, Wasserbomben, gefüllte Eimer und Co. zum Einsatz. Denn es geht darum, sich gegenseitig richtig nass zu machen.
Das Ganze geht auf einen Brauch aus dem frühen 19. Jahrhundert zurück. Demnach schlichen sich die Männer früh morgens in die Häuser der „auserwählten“ Frauen und weckten sie mit einer Wasserdusche. Wer trocken blieb, würde in diesem Jahr nicht mehr heiraten.
Heute sind es längst nicht mehr nur die Männer, die sich mit Wasserpistolen und Co. bewaffnen. Auch Frauen und vor allem Kinder nehmen begeistert an der Wasserschlacht teil.
Wesołego Alleluja!
Auf den Philippinen
Als wir die Osterbräuche weltweit recherchiert haben, haben wir auch diesen Brauch entdeckt, der auf den Philippinen praktiziert wird. Zugegeben, bei der Vorstellung wird uns als Mamas doch ein kleines bisschen anders. Denn wenn am Ostersonntag die Kirchenglocken läuten, heben die Filipinos ihre Kinder in die Höhe – und zwar am Kopf. Das soll dazu beitragen, dass die Kleinen schneller wachsen.
Maligayang pasko ng pagkabuhay!
In Griechenland ist Ostern wichtiger als Weihnachten
Während bei uns Weihnachten als größtes (nicht mehr nur) christliches Familienfest gilt, sieht das in Griechenland anders aus. Denn rund 97 % der Menschen hier sind griechisch-orthodoxe Christen. Dementsprechend wird Ostern, also die Auferstehung Christi, hier am größten gefeiert. Es beginnt mit einer 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern, in der traditionell kein Fleisch gegessen wird.
An Gründonnerstag und Karfreitag gibt es in vielen Städten und Dörfern kirchliche Prozessionen, bei denen der Kreuzigung Jesu gedacht wird. Am Donnerstag werden in Griechenland außerdem Eier gefärbt – traditionell in Rot. In der Nacht von Ostersamstag auf Ostersonntag findet erst eim Gottesdienst statt, bei dem jeder ein Osterlicht bekommt. Ab Mitternacht wird dann gefeiert: Neben vielen Osterfeuern gibt es auch ein riesiges Feuerwerk. Außerdem ist die Fastenzeit jetzt vorbei, und es kommt häufig ein Osterlamm auf den Grill.
Kaló Páscha!
Dem können wir uns nur anschließen – wir wünschen euch frohe Ostern!
Jetzt haben wir euch ja schon einige Osterbräuche weltweit vorgestellt. Und sind neugierig: Welche Bräuche habt ihr bei euch zuhause? Kennt ihr vielleicht noch mehr Traditionen, die wir unbedingt erwähnen sollten?
Übrigens: Wenn du bei der Frage „Warum feiern wir eigentlich Ostern?“ auch ein bisschen ins Schwimmen gerätst, haben wir hier eine kindgerechte Erklärung für dich.