Manche rennen beim Anblick einer Spinne schreiend davon, andere weigern sich, in den Aufzug zu steigen oder auf eine Rutsche zu klettern.
Natürlich sind viele Verhaltensweisen bei Kindern spontan und nach ein paar Tagen oder Wochen wieder vorbei. Da muss man nicht gleich panisch werden.
Doch was machst du, wenn dein Kind sich zum Beispiel partout weigert, die Rolltreppe zu benutzen oder einen Regenwurm auf dem Rasen zu ertragen? Wenn dir sein Verhalten langsam unheimlich wird?
Wir haben zu den Themen Angst und Phobie Dr. Karin Beck befragt, psychologische Psychotherapeutin aus München. Sie erklärt, was Phobien sind, wie sie entstehen und was man dagegen tun kann:
Was ist der Unterschied zwischen Angst und Phobie?
Angst – oder nennen wir es auch Ekel – ist meist eine normale, angeborene oder antrainierte Reaktion. Bei einer Phobie handelt es dagegen sich um eine Krankheit. Eine Phobie ist eine völlig unangemessene Angstreaktion auf ein Tier, auf einen Gegenstand oder auf eine Situation, die objektiv ungefährlich erscheint.
Wie entstehen Phobien?
Eine Phobie kann zum Beispiel durch ein traumatisches Ereignis entstehen. So kann das Geräusch eines Martinshorns zu einer Traumatisierung führen, wenn man damit den Abtransport eines Verwandten verbindet. Es kann passieren, dass man beim nächsten Mal, wenn man ein Martinshorn hört, extrem reagiert – auch mit starken körperlichen Symptomen. Eine typische Reaktion von Phobikern ist eine ganz massive Stressantwort ihres Körpers, inklusive Zittern.
Wie geht man gegen eine Phobie vor?
Bei isolierten Phobien wie bei einer Spinnenphobie, geht man therapeutisch so vor, dass der Patient sich vorstellt, wie die Spinne krabbelt und sich dann Bilder anschaut. Durch Information nähert sich der Patient diesem vermeintlich gefährlichen Objekt. Durch diese „Nähe“ schafft man Vertrauen. Und wenn Menschen mit etwas vertrauter werden, fangen sie an, es zu mögen. Viele Wiederholungen sind bei diesen Annäherungen sehr wichtig, damit Nähe entstehen kann.
Woran merke ich, dass die Angst meines Kindes zu einer Phobie wird?
Kinder mit Tierphobien befassen sich sehr stark damit, wie sie dem „Reiz“ ausweichen können. Ein Kennzeichen von Phobien ist, dass man ganz deutlich ein Vermeidungsverhalten zeigt. Die Gedanken kreisen viel um Fluchtstrategien, also wie man die Situation vermeiden kann. Das kann sich auch im Laufe der Zeit entwickeln. Eine Phobie wird immer stärker, wobei „normale“ Angst erst kommt und dann wieder nachlässt.
Ein Beispiel: Ein Kind mag zwar keine Spinnen, lebt aber ganz normal weiter und macht sich nicht ständig Gedanken darüber, wo eine Spinne sitzen könnte. Bei einer Spinnenphobie ist es so, dass ein Kind wahrscheinlich von seiner Mama erwartet, dass sie alles nach Spinnen absucht und nur noch noch mit dem Staubsauger durch die Wohnung geht. Im Grunde dreht sich alles im Verhalten des Kindes um die Vermeidung dieses Objekts oder Reizes.
Wie kann ich meinem Kind in einer Angstsituation konkret helfen bzw. Phobien vermeiden?
Beruhigung ist sehr wichtig, wenn man eine kritische Situation beobachtet. Als Mama sollte man sein Kind erstmal beruhigen und dabei nicht aus der Situation rausgehen. Konfrontationstherapie hilft extrem gut, aber natürlich möchte man sein Kind nicht schikanieren. Wenn ein Kind zum Beispiel starke Angst bei Hunden zeigt, dann geht man erstmal ein paar Schritte vom Hund zurück und redet dann über ihn. Am besten man beschreibt sein schönes Fell, dass er mit dem Schwanz wedelt oder schnüffelt.
Somit beginnt man, das vermeintlich gefährliche Objekt neu zu bewerten. Das sollte man immer wieder wiederholen. Da Kinder extrem schnell lernen, kannst man in solchen Situationen sehr gut eingreifen. Das Kind aufzufordern, den Hund zu berühren, wäre aber zu viel.
Wenn du dein Kind in solchen Situationen überhaupt nicht mehr beruhigen kannst, dann ist es besser einen Therapeuten aufsuchen.
Und was soll ich tun, wenn mein Kind Angst vor nicht realen Dingen hat wie zum Beispiel Monster oder Gespenster?
Du solltest am besten gar nicht darauf eingehen, denn dadurch verstärkst du die Angst bei deinem Kind. Lieber Licht anmachen und beruhigen. Sicherheit geben, beruhigen, ablenken und ein nettes Gespräch führen.