„Meine Mutter bläute mir ein, dass nur dünne Frauen attraktiv sind.”

„Solange ich denken kann, war meine Figur immer wichtig für meine Mutter. Schon als Kind schlug sie mir leicht auf die Finger, wenn ich auf Familienfeiern zu den Süßigkeiten greifen wollte. Auch bei sich selbst achtete sie streng darauf, was und wie viel sie aß. Eigentlich machte sie immer irgendeine Diät und war besessen davon, Gewicht zu verlieren.

Während ich ein sehr schlankes Kind war, begann ich, zum Entsetzen meiner Mutter, als Teenager zuzunehmen. Ich hatte ständig Hunger und gleichzeitig bekam ich von den vernichtenden Blicken meiner Mutter ein flaues Gefühl im Magen. Immer wieder ermahnte sie mich, dass es als Frau wichtig ist, schlank zu sein, um attraktiv zu sein.

Ich war beschämt, aber manchmal wurde ich auch wütend und dann stritten wir fürchterlich.

Sie verstand nicht, warum ich so wenig Disziplin hatte und ich war verzweifelt, dass sie mich nicht so gut fand, wie ich war. Auch wenn ich ihr zuliebe immer wieder Diäten mitmachte und auf viele ungesunde Snacks verzichtete, die von ihr angestrebte Figur erreichte ich nie. Das ließ sie mich auch spüren und hörte nicht auf, mein Gewicht zu thematisieren.

Als ich auszog, fühlte ich mich befreit. Endlich niemand mehr, der mich ständig kritisierte und mich beim Essen beobachtet. Endlich kein schlechtes Gefühl mehr, wenn ich Ungesundes essen wollte. Ich mied den Kontakt zu ihr immer mehr, denn ich hatte Angst vor ihrer Enttäuschung, wenn ich mal wieder ein paar Kilos mehr drauf hatte.

Ich wollte mich nicht mehr runterziehen lassen und mein Ding machen.

Rückblickend glaube ich, dass ich auch immer noch Wut in mir hatte, dass sie mir von klein auf das Gefühl gegeben hatte, nicht gut genug zu sein. Was mein Äußeres angeht, hatte ich lange Zeit schlimme Ängste. Ich war mir sicher, dass alle mich für meine pummelige Figur verurteilen und fand mich hässlich. Es war außerhalb meiner Vorstellungskraft, dass mich ein Mann attraktiv finden könnte.

Zum Glück lernte ich irgendwann meinen heutigen Mann kennen, der mich so liebt wie ich bin. Und der gutes Essen genauso gerne genießt wie ich. Inzwischen habe ich selbst zwei Kinder und bin meinem Körper dankbar, dass er mir dieses Wunder ermöglicht hat. Über die Jahre habe ich meinen Körper also akzeptieren gelernt und vor allem begriffen, dass eine perfekte Figur keine Grundvoraussetzung für Lebensglück ist.

Warum ich meine Geschichte hier erzähle?

Vor allem um andere Mamas dafür zu sensibilisieren, wie schädlich es sein kann, die eigene Tochter auf die Figur zu reduzieren. Aber ich erzähle sie auch, um anderen Betroffenen Mut zu machen, denn heute kann ich gut mit meinem Körper leben und habe viele Selbstzweifel und negative Gedanken ablegen können.

Auch meine Mutter hat einen Wandel durchgemacht. Bis vor vier Jahren kreiste ihr Leben immer noch zu 90 Prozent um Diäten und um ihre Figur. Ich habe den Kontakt zwar aufrecht erhalten, ihn aber auf das Nötigste beschränkt. Dann erhielt sie eine Krebsdiagnose und musste sich einer großen und riskanten Operation unterziehen. Diese schreckliche Zeit brachte uns einander näher, vor allem durchbrach sie ihre Obsession mit ihrer Figur.

Wir konnten uns aussprechen und heute stehen wir uns näher als jemals zuvor.”


Liebe Ramona, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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