Kinder sollten Taschengeld bekommen, sagen die Experten. So lernen sie freie Entscheidungen zu treffen und mit Geld umzugehen. Ab wann, wie oft, wieviel – all das lässt sich praktischerweise in Tabellen nachschlagen. Also alles ganz simpel? Nicht ganz. Geld bleibt ein heikles Thema. Zum Beispiel, weil manche Eltern davon einfach mehr als andere und Familien total unterschiedliche Bedürfnisse haben. Und nun?
Das Wichtigste zuerst: Geld ist kein Druckmittel
„Wenn du nicht brav bist, gibt’s kein Taschengeld.“ Drohungen wie diese sind keine gute Idee. Wenn Kinder Taschengeld bekommen, sollten sie frei darüber verfügen dürfen. Sogar dann, wenn ihr es total doof findet, wofür euer Kind sein Geld ausgibst. Das komplette Taschengeld wurde in Nullkommanichts für Gummibärchen verpulvert? Dann ist das so. Vielleicht merkt das Kind ja selbst irgendwann, dass es schlauer gewesen wäre, etwas beiseite zu legen.
Taschengeld sollte verlässlich und ohne Bedingungen gezahlt werden. Nur, wenn das Kind sein Geld verleihen will, ist ein Veto angebracht. Ebensowenig sollte das Kind selbst Schulden machen – das wäre kein guter Start für den bewussten Umgang mit Geld.
Viel weniger wichtig: die Höhe des Taschengelds
Tabellen können eine echte Orientierungshilfe sein, genauso gut aber an der Realität einer Familie vorbeigehen. Deshalb hängt die angemessene Höhe des Taschengelds auch eurer finanziellen Situation der Familie ab. Und davon, was euer Kind alles selbst bezahlen soll. A propos: Schulsachen, Essen und Kleidung sollten zum Beispiel von euch bezahlt werden, aber Süßigkeiten oder die x-te Zeitschrift kann euer Kind ruhig mal selbst bezahlen. Und wenn es (bei den Größeren) eine ganz besonders angesagte und teure Jeans sein soll, ist das eine gute Gelegenheit, zu lernen, auf Dinge zu sparen und sie dann (hoffentlich) wirklich zu schätzen.
Bei euch ist das Geld eher knapp? Dann redet mit eurem Kind ehrlich darüber, warum nicht ganz so viel drin ist. Wenn man liebevoll mit ihnen redet und ihnen zeigt, dass man sie ernst nimmt, reagieren Kinder (meistens) sehr verständnisvoll. Habt bitte nicht das Gefühl, ihr müsstet ihm mit Geld irgendetwas beweisen. Eure Zuwendung ist eurem Kind wichtiger.
Genauso unsinnig ist es, wenn Eltern, die sich jährlich einen neuen BMW und alle aktuellen Apple-Produkte gönnen, ihrem Kind nur 50 Cent pro Woche in die Hand drücken, damit es lernt, dass man nix geschenkt kriegt oder so ähnlich. Das heißt natürlich wiederum nicht, es stattdessen mit Geld zu überhäufen — etwa um Zeitmangel oder Unachtsamkeit zu kompensieren.
Fazit: Wenn euer Kind verantwortungsbewusst mit Geld umgehen soll, lebt ihm genau das im Rahmen eurer Möglichkeiten vor.
Hilfe, mein Kind will mehr Geld!
Wer will das nicht von Zeit zu Zeit? Natürlich heißt das nicht, dass es die gewünschte Taschengelderhöhung auch bekommen muss. Setzt euch aber einmal zusammen, um darüber zu reden. Bekommt euer Kind wirklich weniger als alle anderen und als in der Tabelle vorgeschlagen, obwohl bei euch locker mehr drin wäre? Vielleicht ist es dann tatsächlich an der Zeit, ein wenig aufzustocken.
Der Betrag erscheint euch absolut angemessen, aber das Kind kommt damit einfach nicht aus? Dann ist Extra-Geld die falsche Lösung. Besprecht lieber gemeinsame Möglichkeiten, sich das Taschengeld besser einzuteilen. Es könnte zum Beispiel vor größeren Käufen immer erst eine Nacht drüber schlafen oder sich eine kleine Liste anlegen, mit Dingen, die es für sein Geld kaufen will und sich dann die wichtigsten raussuchen,…
Wichtiger, als dass sich jeder materielle Wunsch erfüllt, ist Selbstvertrauen. Mit ausreichend Selbstvertrauen verkraftet man es besser, nicht ALLES haben zu können. Zeigt eurem Kind deshalb auch, das Geld zwar nicht unwichtig ist, man sich die tollsten Dinge aber nicht kaufen kann. Ihr wisst schon, Liebe und Freundschaft und so.