Studie: Lehrer haben zunehmend Angst, Schüler zu berühren

Aus Angst, beschuldigt zu werden, ein Kind geschlagen zu haben, ist etwa die Hälfte des Lehrpersonals im Umgang mit Schülern und Schülerinnen körperlich sehr zurückhaltend geworden. Das zeigt eine neue Studie der dänischen Fachzeitschrift „Folkeskolen”.

Es gibt kaum noch ermutigendes Schulterklopfen oder eine Umarmung. Stattdessen verbreiten sich Verunsicherung und Angst davor, dazwischen zu gehen, wenn zwei Schüler aufeinander losgehen. Die traurige Konsequenz: Mehr Druck und ein Unterricht, der deutlich distanzierter ist als früher.

Die Zahlen seien ernst zu nehmen, meinen sowohl der dänische Lehrerverband als auch die Politik.

Jede zweite Lehrperson gab bei der Umfrage an, dass sie befürchtet, dass ihr Gewalt gegenüber Schülern vorgeworfen wird, und dass sie deshalb im Klassenzimmer weniger körperlich aktiv wird. Jeder zehnte Lehrer gab sogar an, dass er oder sie vollständig aufgehört habe, die Schüler zu berühren.

Für viele Lehrer ist es unvermeidlich, dass sie sich in Situationen wiederfinden, in denen sie zwischen den Schülern intervenieren oder sie durch eine Umarmung trösten müssen. Aber wenn man sich vor den Konsequenzen fürchtet, entsteht eine große Distanz zwischen Lehrpersonal und Schülern, von der niemand profitiere.

„Es wird kälter und steriler.”

Einer der Lehrer, der sich mit diesem Problem befasst, ist Jan Ovedal. Er erzählt: „Ich habe meine Herangehensweise im Laufe der vielen Jahre, in denen ich als Lehrer arbeite, geändert. Jetzt müssen Sie ständig über mögliche Konsequenzen nachdenken, wenn Sie einen Schüler umarmen, ihm auf die Schulter klopfen oder ihn trösten möchten, indem Sie ihn festhalten. Es wird kälter und steriler.“

Auch Lehrerin Camilla Juul hat diesbezüglich ein Problembewusstsein entwickelt, besonders in Konfliktsituationen: „Ich bin ein physischer Mensch, der seine Schüler gerne umarmt, und ich hatte früher keine Angst davor, mich dazwischen zu stellen, wenn einige Schüler sich körperlich messen wollten. Mittlerweile bin ich dabei viel zögerlicher.“

„Manchmal kann es notwendig sein, Schüler physisch zu trennen, dazwischen zu gehen oder sie wegzuziehen. Es ist schwierig, wenn man sich in einer solchen Situation nicht sicher fühlen kann“, sagt auch Lehrerin Camilla Larsen.

Die Sorge der Lehrkräfte ist nicht unbegründet

Eine Mehrheit der befragten Lehrer – 57 Prozent – ​​glaubt, dass es in der Klasse weniger Raum für körperliche Berührung gibt.  48 Prozent der Lehrer antworteten, dass sie sich ein wenig oder große Sorgen darüber machen, dass ihnen vorgeworfen wird, Schüler zu schlagen. 44,2 Prozent erklärten, dass sie im Umgang mit den Schülern weniger körperlich vorgehen als früher. Fast jeder fünfte Lehrer gibt an, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und beispielsweise dafür zu sorgen, dass ein weiterer Erwachsener in der Klasse anwesend ist.

Die Sorge ist nicht unbegründet. Beim dänischen Lehrerverband kommt es immer häufiger vor, dass sich Schüler oder Eltern über Lehrpersonal beschweren und ihr Gewalt oder unangemessenes Verhalten vorwerfen.

Lehrer fürchten Gerichtsverfahren und Entlassungen

Thomas Andreasen, Vorsitzender des Ausschusses für das Arbeitsumfeld im Dänischen Lehrerverband, sagt dazu: ‚Ich kann verstehen, dass die Lehrer besorgt sind, wenn sie überlegen: Soll ich in diese körperliche Auseinandersetzung eingreifen oder riskiere ich eine Anklage?‘ Denn leider erleben wir zu oft, dass Lehrkräfte machtlos sind, wenn ein Vorwurf kommt.” Es gäbe immer mehr Fälle, in denen der Lehrer ohne wirklichen Grund entlassen würde.

„Es muss klarere Regeln dafür geben, was Lehrer tun dürfen und was nicht. Deshalb ist es dringend notwendig, sich mit der rechtlichen Formulierung zu befassen, damit sie dazu beiträgt, dass Lehrer sicherer zur Arbeit gehen können.“ Daran wird aktuell in Dänemark gearbeitet.

Wie ist die gesetzliche Lage dazu in Deutschland?

Laut Beamten-Infoportal.de dürfen Lehrer grundsätzlich Körperkontakt herstellen. Entscheidend ist der Anlass und die Intention. Sogar der Einsatz von Körperkontakt zur Durchsetzung von erzieherischen Maßnahmen ist ausgehend von einem Urteil des Berliner Landesgerichts (Aktenzeichen 518 Qs 60/09) gerechtfertigt, solange keine körperliche Züchtigung zur Anwendung kommt. Diese wäre als eine Form der Bestrafung einzuordnen und somit unzulässig. Auch Berührungen mit einer sexuellen Intention sowie Berührungen, die keinen pädagogischen Zweck erfüllen, sind nicht gestattet.

Grundsätzlich kann der Körperkontakt zwischen Lehrern und Schülern nicht vollständig untersagt werden, um den Lehrer nicht in seinen Möglichkeiten, der ihm obliegenden Aufsichtspflicht sowie dem Erziehungsauftrag nachzukommen, zu beschneiden. In vielen Fällen ist ein Körperkontakt zwischen Lehrern und Schülern somit gestattet oder sogar gewünscht.

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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