Abtreibung: „Darf ich überhaupt um mein Kind trauern?”

„Ich weiß nicht, ob es richtig ist, über meine Geschichte zu schreiben, aber auch ich war schwanger. Ungeplant. Es ist heute noch ein ziemlich großes Tabu und ich habe kaum jemandem davon erzählt. Viel zu groß ist die Angst vor Verurteilungen und bösen Worten.

Ich wurde ungeplant schwanger, trotz Verhütung.

Ich wusste nicht, was ich machen sollte, da ich schon ein Kind hatte, für das ich als Alleinerziehende verantwortlich war. Damit hatte ich genug zu kämpfen. Mein damaliger Partner war gegen das Kind und auch ich wollte zu der Zeit kein zweites Kind, da ich große Angst hatte, allein zu sein und es nicht zu schaffen. Wir haben uns für einen Abbruch entschieden. Den Termin in der Klinik habe ich ziemlich schnell bekommen.

Ich habe wirklich lange überlegt, habe nächtelang geweint und gegrübelt, ob es wirklich die richtige Entscheidung ist. Mein Entschluss stand dann fest. Ich bin mit meinem Partner in die Klinik gefahren. Dort musste ich aufgrund von Corona alleine rein. Ich wurde aufgenommen und musste im Wartebereich warten. Ich durfte in kein Zimmer. Mir wurden zwei Tabletten gegeben, die ich nehmen sollte, damit sich der Muttermund öffnet.

Die Schwestern waren leider nicht sehr freundlich zu mir.

Ich wurde nicht auf ein Zimmer gebracht, als die Blutungen eingesetzt haben. Ich musste mich vom Wartebereich, über den Flur, ins Besucherklo schleppen. Ein paar Stunden später wurde ich in den OP gerufen. Was ich dort erlebt habe, wünsche ich nicht mal meinem schlimmsten Feind. Ich wurde wie Dreck behandelt, der Eingriff wurde gemacht, obwohl die Spinalanästhesie noch gar nicht gewirkt hat.

Ich hatte furchtbare Schmerzen und der Arzt hat trotzdem weitergemacht. Nach ein paar Minuten war alles vorbei und ich fühlte eine Leere in mir. Ich bin unter Tränen zusammengebrochen. Nachdem ich mich wieder beruhigen konnte, war ich erstmal etwas erleichtert. Nach ein paar Stunden durfte ich wieder nach Hause. Körperlich ging es mir nicht so gut. Psychisch aber schon – dachte ich…

Mittlerweile bereue ich meine Entscheidung und trauere um mein unsichtbares Kind.

Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt trauern darf, da ich mich dagegen entschieden habe. Ich durfte mir auch dumme Sprüche anhören. Das tat und tut bis heute noch weh. Mein kleiner Stern wird bald anonym begraben und ich habe mich dazu entschlossen, bei der Beisetzung dabei zu sein.

Ich möchte Frieden finden und mich verabschieden. Mir tut es im Herzen weh, was ich da getan habe und würde es so gerne rückgängig machen, aber ich kann es nicht. Ich hoffe, diese kleine Seele kann mir das verzeihen und findet auf Umwegen wieder zu mir.”


Liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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Anne
Anne
2 Jahre zuvor

Liebe Mama,
Du darfst trauern! Das musst du auch!
In dem Moment war es für dich die richtige Entscheidung auch wenn du sie jetzt bereust.
Die kleine Seele wie du sie nennst ist immer bei dir und hat dir längst verziehen! Du hast sie in deinem Herzen und da kann sie dir niemals jemand wegnehmen!
Du hast jedes Recht der Welt so lange traurig zu sein wie du möchtest, denn du hast ein Kind verloren; der Grund des Verlustes ist hierbei nicht relevant und niemand sollte darüber urteilen dürfen!
Alles Liebe